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„Kirche und Jugendarbeit müssen neue Wege finden“

Seit 2021 bietet der Bezirk Bad Urach-Münsingen des Evangelischen Jugendwerks Württemberg (EJW) erlebnispädagogische Radtouren für Schüler an. IDEA-Redakteur Daniel Scholaster hat mit dem Initiator des Projekts „erFAHRBAR“, Bezirksjugendreferent Samuel Löffler, gesprochen.

IDEA: Wie kam es zur Gründung des Projekts?

Löffler: Mehreren Mitarbeitern im EJW-Bezirk war aufgefallen, dass wir mit unseren Angeboten nicht die Breite der Gesellschaft erreichen. Haupt- und Realschüler finden seltener den Weg zu unseren Veranstaltungen. Das wollten wir gemäß dem Auftrag Jesu ändern, „alle Menschen“ zu erreichen. Auch meine persönliche Begeisterung für Mountainbikes spielte eine Rolle. Da kam uns die Idee, dass wir vielleicht damit Kinder ansprechen können, die sonst nicht in die klassische Jungschar oder den Kindergottesdienst kommen würden. Hinzu kommt, dass diese Angebote generell von immer weniger Kindern wahrgenommen werden. Es bietet sich also ohnehin an, nach neuen Formen zu suchen, um Menschen mit dem Evangelium zu erreichen.

IDEA: Wie läuft ein solcher Projekttag ab?

Wir treffen uns morgens mit den Kindern einer sechsten Klasse und lernen uns gegenseitig kennen. Dann fahren wir los und errichten eine Art Basislager auf einer Wiese oder auf einem Spielplatz. Dort erklären wir den Schülern, worauf es beim Mountainbike-Fahren ankommt. Wir lockern das Programm zudem mit kleinen Spielen auf. Dann setzen wir unsere Radtour fort und unterbrechen sie immer wieder durch erlebnispädagogische Übungen. Mit diesen stärken wir die einzelnen Kinder und auch die  Klassengemeinschaft insgesamt. Dazu gehört beispielsweise eine etwas anspruchsvollere Mountainbike-Strecke (auf Englisch: trail), die aber niemand absolvieren muss. Wir setzen unsere Tour auch immer wieder in Verbindung mit unserem christlichen Glauben. Beim Fahrradfahren bieten sich tolle Metaphern an. Es gibt z. B. schwierige und einfache Wege – sowohl im Leben als auch beim Biken. Hier möchten wir die Schüler ins Nachdenken darüber bringen, was ihnen in schwierigen Zeiten im Leben hilft. Wir wollen sie dadurch ermutigen, dass wir ihnen zeigen, dass sie den Trail schaffen können. Dann können wir wiederum erzählen, was uns Christen im Leben trägt, nämlich der Glaube an Jesus.

IDEA: Wie viele Schüler erreichen Sie im Jahr?

Mittlerweile sind es etwa 400 an zehn Gemeinschafts-, Real- oder Hauptschulen. Allerdings muss ich inzwischen schon Anfragen aus anderen Kirchenbezirken ablehnen, weil wir bereits ausgelastet sind. Im Übrigen ist momentan noch gar nicht klar, wie es mit unserem Projekt nach 2025 weitergehen wird. Denn Anfang 2026 läuft die Finanzierung meiner Stelle durch die württembergische Landeskirche aus. Wir überlegen deshalb bereits, ob wir dann in Zukunft Teilnahmegebühren erheben oder unsere Arbeit ausschließlich durch Spenden finanzieren müssen.

IDEA: Würden Sie Ihr Projekt als missionarisch bezeichnen?

Das ist eine gute Frage, die ich gar nicht mit einem einfachen Ja oder Nein beantworten kann. Grundsätzlich dürfen wir als freier Träger der Jugendarbeit im schulischen Kontext nicht direkt zum christlichen Glauben einladen. An den öffentlichen Schulen können wir deshalb auch nicht mit den Schülern beten. Schließlich gibt es ja da auch viele Konfessionslose und Muslime. Ich kann also nicht nach jedem Projekttag auf einer Liste notieren, wie viele Schüler ein Übergabegebet gesprochen haben und Christen geworden sind (lacht). Bisher kann ich auch nicht feststellen, dass massenhaft neue Schüler in die Jungschar oder die Veranstaltungen im Kirchenbezirk kommen. Das war allerdings auch nicht unser Anspruch. Wir möchten zeigen, dass Kirche nicht nur das Gebäude im Dorf ist, sondern ein Zusammenschluss von Menschen, denen Gemeinschaft, Beziehung und gegenseitiger wertschätzender Umgang wichtig ist. Wir wollen Nächstenliebe aktiv leben und zeigen: Wir kommen zu euch. Ihr seid uns wichtig. Wir wollen einen tollen Tag mit euch erleben und euch stärken. Außerdem können wir den Schülern, die bisher noch keine Erfahrung mit bekennenden Christen gesammelt haben, zeigen, dass der Glaube durchaus einen Mehrwert für ihr Leben bieten kann. Und das ist aus meiner Sicht schon sehr viel wert.


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