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Protestanten in allen deutschen Großstädten eine Minderheit

In Deutschland gibt es keine Großstadt mehr (mindestens 100.000 Einwohner) mit relativer evangelischer Bevölkerungsmehrheit. Das geht aus Daten des Statistischen Bundesamtes (Wiesbaden) hervor, die die Neue Zürcher Zeitung (NZZ) angefordert und ausgewertet hat. Sie entstammen den Melderegistern von 11.000 Kommunen. Erhoben wurden die neuesten Zahlen anlässlich der Volkszählung 2022.

Wie es in der Analyse heißt, hat die Entkirchlichung Deutschlands im vergangenen Jahrzehnt rasant an Geschwindigkeit gewonnen. Vorreiter der Entwicklung sind demnach Städte wie Hamburg sowie Frankfurt am Main und Offenbach, wo inzwischen fast 70 Prozent der Einwohner nicht mehr einer der großen Kirchen angehören. Besonders stark war der Rückgang des evangelischen Bevölkerungsanteils zum Beispiel in Lübeck. Dort bildeten landeskirchliche Protestanten 2011 mit 48 Prozent noch die größte religiöse Gruppe. Ihr Anteil schrumpfte auf 37 Prozent (2022). Gemessen an der Bevölkerung ist der Rückgang des Protestantenanteils in deutschen Großstädten nur in Kassel und Bremerhaven ähnlich stark. Das größte Minus in absoluten Zahlen gab es laut Auswertung in Berlin: Dort lebten im Jahr 2022 145.000 Evangelische weniger als elf Jahre zuvor. Die größte noch mehrheitlich evangelische Stadt ist der Analyse zufolge Bayreuth in Bayern. Sie hat rund 75.000 Einwohner. Aber auch in Orten mit weniger als 100.000 Einwohnern nimmt die Entkirchlichung zu. Mehr als 1.600 Städte und Gemeinden, die 2011 noch mehrheitlich evangelisch oder katholisch waren, sind es jetzt nicht mehr – vor allem solche mit protestantischer Prägung.

Noch vier Großstädte mit katholischer Mehrheit

Aber auch auf katholischer Seite ist der Rückgang dramatisch. 2011 gab es noch 23 mehrheitlich katholisch geprägte Großstädte. 2022 waren es nur noch vier: Münster, Paderborn, Bottrop und Trier. In Regensburg und Ingolstadt brach der Katholikenanteil im Vergleichszeitraum um rund ein Viertel ein. Zu den 1990 der Bundesrepublik beigetretenen Bundesländern heißt es, sie gehörten aufgrund der DDR-Religionspolitik zu den am stärksten entchristlichten Gebieten Europas. Doch selbst hier sei die Säkularisierung zwischen 2011 und 2022 weiter vorangeschritten, wenn auch langsamer als im Westen der Republik. Wie der Religionssoziologe Detlef Pollack (Münster) der NZZ sagte, war noch bis in die 1990er Jahre hinein ein Kirchenaustritt sozial begründungspflichtig. „Das hat sich mittlerweile umgekehrt.“ Inzwischen sähen sich Kirchenmitglieder der Frage ausgesetzt, warum sie noch nicht aus der Kirche ausgetreten seien.


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