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Präses Annette Kurschus ist neue EKD-Ratsvorsitzende

Annette Kurschus wurde zur neuen Ratsvorsitzenden der EKD gewählt. (Foto: EKvW / Jörg Dieckmann - Evangelische Kirche von Westfalen/ wikimedia commons)

Die westfälische Präses Annette Kurschus ist neue EKD-Ratsvorsitzende: Auf der digital tagenden EKD-Synode erzielte sie am 10. November im ersten Wahlgang 126 Ja-Stimmen bei 4 Nein-Stimmen und 10 Enthaltungen; Gegenkandidaten gab es nicht. Kurschus tritt damit die Nachfolge von Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm (München) an, der das Amt des Ratsvorsitzenden seit 2014 innehatte. Als Ratsvorsitzende repräsentiert Kurschus 20,2 Millionen Protestanten in Deutschland. Zu ihrer Stellvertreterin wählten die Synodalen die Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs. Sie erhielt im ersten Wahlgang 116 Ja-Stimmen bei 11 Nein-Stimmen und 12 Enthaltungen; auch bei dieser Wahl gab es keine Gegenkandidaten.

Kurschus: Es steht eine radikale Erneuerung an

Kurschus dankte für das Vertrauen und den Rückenwind, den die Synode ihr gegeben habe. Sie sei gespannt auf die Zusammenarbeit im Rat der EKD. Es brauche neue Ideen und kritische Fragen. Kurschus: „Hoffnung ist ein rares Gut geworden, in einer Welt, die aus ihren Wunden blutet.“ Die Kirche habe einen großen und kostbarer Auftrag, dem sie nachkommen werde: „Wir haben einen Ton ins Leben einzutragen, den sonst niemand hat.“ Diesen Ton werde man der Welt nicht schuldig bleiben. Eine der vornehmsten Aufgaben, sei es, das Leben in seiner Vielfalt zu schützen. Zudem liege die Aufmerksamkeit an den Rändern – bei den Schwachen, Verletzten und Verlierern. Man wolle Unrecht benennen, Schuld eingestehen und um Vergebung bitten – dies gehöre zum tiefsten Kern des christlichen Glaubens. Betroffene von sexualisierter Gewalt hätten auf der Synode dazu aufgefordert, die Aufarbeitung zur „ChefInnen-Sache“ zu machen. Kurschus: „Das werde ich tun.“ Zuvor hatte Kurschus in ihrer Bewerbungsrede erklärt, in der EKD stehe eine „Erneuerung an, deren Ausmaß und Radikalität wir wohl alle nur zaghaft ahnen.“ Sie wolle diese Neue mitgestalten. Kurschus ist seit 2012 Präses der westfälischen Kirche. Seit 2015 ist sie Mitglied und stellvertretende Vorsitzende des Rates der EKD. Kurschus wuchs als Pfarrerstochter in Siegen auf. Nach dem Studium in Bonn, Marburg, Münster und Wuppertal war sie Pfarrerin und Superintendentin des Kirchenkreises Siegen.

Aufarbeitung von Missbrauch wird Chefinnensache

Die Aufarbeitung der Fälle von sexuellem Missbrauch in der evangelischen Kirche wird „Chefinnensache“. Das sagte die neue EKD-Ratsvorsitzende, Präses Annette Kurschus (Bielefeld) bei ihrer ersten Pressekonferenz in Bremen aus Anlass der digital tagenden EKD-Synode. Sie werde sich verstärkt in die Beschlüsse der Synode zu diesem Thema einarbeiten. Damit komme sie auch einer Forderung aus den Reihen der Betroffenen nach. Die Beschäftigung mit sexualisierter Gewalt müsse in den Strukturen der Kirche verankert werden. Die Gliedkirchen der EKD müssten sich um ein abgestimmtes Handeln und Einigkeit in den Verfahren zur Aufarbeitung bemühen.

Skeptisch äußerte sich die Präses zu der Forderung, zur Untersuchung der Fälle von sexuellem Missbrauch eine sogenannte „Wahrheitskommission“ einzurichten. „Wir sind nie im Besitz der Wahrheit und werden auch nie Wahrheit definieren können“, erklärte die Ratsvorsitzende zur Begründung. Als „Wahrheitskommissionen“ bezeichnet man Untersuchungskommissionen, die Verbrechen aufklären sollen, ohne Strafen gegen die Täter zu verhängen.

Als weiteren Schwerpunkt ihrer Arbeit nannte die neue Ratsvorsitzende den Einsatz für eine menschenwürdige Behandlung von Flüchtlingen in der Gesellschaft und an den Außengrenzen der Europäischen Union. Ein zentrales Thema ihrer künftigen Arbeit werde außerdem „der Schutz des Lebens in seiner ganzen Vielfalt“ sein. Darunter verstehe sie vor allem den Einsatz gegen Klimawandel, Artensterben und die Zerstörung von Lebensgrundlagen. Darüber hinaus werde sich die Kirche auch mit dem Schutz des ungeborenen Lebens und dem Schutz des Lebens an seinem Ende beschäftigen. Auf diesem Feld gebe es „keine abschließenden Antworten und schon gar keine einfachen Antworten“.


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