PRO: Pazifistische Weltverbesserungsideale retten keine Menschenleben
Der Direktor des Instituts für Ethik und Werte in Gießen, Prof. Stephan Holthaus, befürwortet ein Engagement der Bundeswehr. Der IS sei eine der schlimmsten Terrororganisationen aller Zeiten. Er schrecke vor Folter, Vergewaltigung und Völkermord nicht zurück. "Ein gewaltsames Zurückschlagen des IS ist mittlerweile eine absolute Notwendigkeit, um größeres Leid zu verhindern", so Holthaus.Der Staat müsse auch zum Schwert greifen können, um seine Bevölkerung zu schützen (Römer 13,4). Ziel des Militäreinsatzes müsse der nachhaltige "gerechte Frieden" sein, nicht nur die Zerstörung des Feindes. Durch Krieg allein werde man den IS nicht besiegen. So komme es darauf an, die Finanzströme der Terrorbewegung auszutrocknen und ihre mediale Macht einzudämmen. Noch wichtiger sei die Aufklärungsarbeit in westlichen Ländern, damit sich hier nicht noch mehr junge Menschen radikalisierten. Hier seien Christen gefragt, ihren Glauben überzeugend zu leben. Holthaus warnt angesichts des IS-Terrors: "Wer jetzt nur zusieht, macht sich schuldig. Pazifistische Weltverbesserungsideale werden kein Menschenleben retten."
KONTRA: Militärisches Eingreifen verstärkt nur die Gewalt
Die Gegenposition vertritt der Friedensbeauftragte des Rates der EKD und oberste Repräsentant der Bremischen Evangelischen Kirche, Renke Brahms. Das Leitbild des "Gerechten Friedens" gehe von einem Vorrang der Gewaltfreiheit vor militärischen Mitteln aus. Evangelische Friedensethik sehe einen Einsatz militärischer Gewalt nur als äußerste Möglichkeit im Sinne rechtserhaltender Gewalt als legitim an. Voraussetzung dafür sei zwingend ein UN-Mandat, das derzeit nicht vorliege. Brahms: "Terrorismus ist ein Verbrechen und wie ein Verbrechen zu bekämpfen. Kriegsrhetorik führt dagegen in die Irre und darf das Handeln nicht bestimmen."Auch wenn das humanitäre Elend zum Himmel schreie und einen moralischen Druck erzeuge, gebe es für ein militärisches Eingreifen keine Erfolgsaussichten. Es verstärke nach allen Erfahrungen nur Gewalt. Deshalb setze die EKD auf politische Verhandlungen. Es gehe um einen geduldigen Weg politischer Überzeugungsarbeit und die Einbindung möglichst vieler relevanter Gruppen. Besondere Bedeutung habe die Zusammenarbeit mit den wenigen in Syrien verbliebenen zivilgesellschaftlichen Friedensakteuren.