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Chanukka - Starke Helden und gute Hirten

Vom 19. bis 26. Dezember feiern Juden in diesem Jahr das Fest der „Wiedereinweihung“ (hebräisch Chanukka). (Foto: Enrique Macias/ unsplash.com)

Jüdische Festtage sind ein Schlüssel zur Botschaft Jesu: Der Theologe Guido Baltes (Marburg) stellt Chanukka vor.

Vom 19. bis 26. Dezember feiern Juden in diesem Jahr das Fest der „Wiedereinweihung“ (hebräisch Chanukka). Dabei fällt nicht nur der Termin mit unserer Advents- und Weihnachtszeit zusammen. Auch die Traditionen gleichen sich: Während Christen die Kerzen am Adventskranz und Weihnachtsbaum entzünden, entzünden Juden Kerzen auf der neunarmigen Chanukkia, dem Chanukka-Leuchter. Ähnlich wie beim Adventskranz wird der Leuchter nach und nach entzündet: Das erste Licht wird am Vorabend des Festes entfacht. Danach an jedem Abend ein weiteres. Der Leuchter wird ins Fenster gestellt, damit er von außen sichtbar ist und die Dunkelheit erleuchtet. In den Häusern trifft man sich abends, um gemeinsam bekannte Festlieder zu singen, sich gegenseitig zu beschenken und Spiele zu spielen (besonders beliebt ist ein traditionelles Kreiselspiel). Es wird viel gegessen, vor allem Latkes (Reibekuchen) und Sufganyot (Kreppel/Pfannkuchen/Berliner). Warum? Weil das Öl in den Speisen, wie früher auch das Öl in den Lampen auf dem Chanukka-Leuchter, an die Geschichte hinter dem Fest erinnert.

Widerstand gegen eine feindselige Kultur

Nachzulesen ist sie im ersten und zweiten Buch der Makkabäer: Weil Israel zum griechischen Weltreich gehörte und der Einfluss der fremden griechischen Kultur in Israel immer mehr zunahm, stellte sich für viele Juden die Frage: Sollen wir unseren Glauben an die neue Weltkultur anpassen, oder sollen wir uns aufgrund unseres Glaubens dieser Kultur entgegenstellen? Viele begrüßten die griechische Kultur mit fliegenden Fahnen, weil sie darin das Sprungbrett für einen „progressiven“ Glauben sahen, der sich von alten Glaubenstraditionen wie Beschneidung, Sabbat, Speisegebote trennte. Andere betrachteten die Entwicklung mit Sorge und wurden dafür zunächst belächelt, dann beschimpft und schließlich staatlich verfolgt. Die Beschneidung wurde verboten, im Tempel wurden Bilder griechischer Götter aufgestellt. Männer, Frauen und Kinder wurden brutal gefoltert und hingerichtet, weil sie sich weigerten, Schweinefleisch zu essen oder andere Gebote zu übertreten, die ihnen heilig waren.

Das Wunder vom Öl

Erst als eine Gruppe jüdischer Widerstandskämpfer, genannt die Makkabäer („Hämmer“), zum bewaffneten Aufstand aufrief, gelang es, die griechischen Machthaber aus Jerusalem zu vertreiben und den entweihten Tempel wieder neu zu weihen. Das siebentägige Laubhüttenfest, das seit Jahren nicht mehr stattfinden konnte, wurde nachgeholt. Und ein Wunder geschah: Obwohl für den Leuchter im Tempel nur noch geweihtes Öl für einen Tag vorrätig war, reichte dieses Öl acht Tage lang. Daran erinnern die Chanukka-Kerzen, die ölhaltigen Speisen und der Spruch „Ein großes Wunder geschah hier“, mit dem die Kreisel der Kinder verziert sind. Das Symbol des Lichtes im Dunkel erinnert also daran, dass der Glaube auch in einer feindseligen Kultur leuchten kann und sich nicht verstecken sollte.

Was Jesus an Chanukka predigte

Im Neuen Testament wird das Chanukka-Fest nur am Rande erwähnt (Johannes 10,22). Jesus hält an diesem Fest eine Rede, in der es um Wölfe geht, die die Schafe fressen wollen. Und um bezahlte Hirten, die kneifen, sobald Gefahr droht. Vielleicht eine Anspielung auf die feindlichen griechischen Könige? Und an die jüdischen Hohepriester und Anführer, die sich an die griechische Kultur anpassten und das Volk im Stich ließen, anstatt es zu schützen? Oder geht es sogar um die Nachkommen der Makkabäer, die sich nach ihrem mutigen Sieg selbst zu Königen machten und am Ende genauso korrupt wurden wie die, gegen die sie kämpften? Jesus sagt: Setzt eure Hoffnung nicht auf die fremden Wölfe, die zerreißen euch nur. Auch nicht auf eure eigenen Kämpfer und Helden. Am Ende weiden auch sie euch oft nur für Geld oder Ruhm. Setzt eure Hoffnung stattdessen auf den guten Hirten, den Gott euch versprochen hat. Und seine Zuhörer verstehen seine Anspielung gut. Am Ende steht die Frage: Bist du der Messias, dann sage es uns bitte! (Johannes 10,24). So führt die Chanukka-Geschichte am Ende zur Messiasfrage.?

Der Autor, Pfarrer Guido Baltes, lehrt Neues Testament am Marburger Bibelseminar sowie an der Philipps-Universität Marburg.


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