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Bundesweit einmalig: Drei-Religionen-Kita in einem Haus geplant

„Wir wollen mit unserem pädagogischen Konzept Kinder in ihren eigenen Traditionen stark machen und zugleich für ein Aufeinanderzugehen in einer vielfältigen Gesellschaft befähigen.“ (Foto: Nathan Dumlao/ unsplash.com)

Eine bundesweit einmalige Einrichtung ist in Berlin geplant: ein Haus mit einer jüdischen, einer christlichen und einer islamischen Kindertagesstätte. Ziel des Projekts ist es, einen Lernort zu schaffen, in dem das Zusammenleben der verschiedenen Religionen von frühester Kindheit an gelebt und gestaltet wird. Das Haus soll auf dem Gelände der Evangelischen St. Markus-Gemeinde in Berlin-Friedrichsfeld entstehen. Auf einer digitalen Pressekonferenz wurden am 25. Januar der Standort und die Architekturpläne vorgestellt. Die Rabbinerin Gesa Ederberg erklärte, dass die erste Idee zu der Einrichtung Ende 2014 am Rande eines Treffens des Berliner Forums der Religionen entstanden sei. Die Suche nach einem geeigneten Standort habe jedoch einige Zeit in Anspruch genommen. Ederberg ist eine von vier Initiatorinnen des Projektes. Die anderen sind die stellvertretende Superintendentin des Evangelischen Kirchenkreises Berlin-Stadtmitte, Pfarrerin Silke Radosh-Hinder, die Vorständin des Evangelischen Kirchenkreisverbandes für Kindertageseinrichtungen Berlin Mitte-Nord, Kathrin Janert, sowie Iman Andrea Reimann, Vorsitzende des Deutschen Muslimischen Zentrums.

Für jede Religion eine Etage

Das geplante viergeschossige Gebäude ist für 135 Betreuungsplätze konzipiert. Es sieht jeweils eine muslimische, eine jüdische und eine christliche Kita auf drei Etagen sowie Begegnungsflächen im Erdgeschoss vor. Vorgesehen ist ferner eine Bibliothek mit Seminarräumen im Untergeschoss. Außerdem soll ein „Raum der Stille“ eingerichtet werden, der allen Mitarbeitern und Gästen für „Momente der Ruhe“ und des Gebets offenstehen soll. Iman Reimann erklärte: „Wir wollen mit unserem pädagogischen Konzept Kinder in ihren eigenen Traditionen stark machen und zugleich für ein Aufeinanderzugehen in einer vielfältigen Gesellschaft befähigen.“ Das pädagogische Konzept sieht unter anderem vor, dass das Kita-Jahr jeder Einrichtung von den jeweils eigenen Fest- und Feiertagen strukturiert werden soll. Projektziele sind unter anderem die Schaffung eines Begegnungsortes für Judentum, Christentum, Islam und für unterschiedliche Kulturen sowie „genderbewusste Erziehung, Gleichberechtigung gerade auch im religiösen Bereich, Inklusion sowie die Freude an der bunten Vielfalt von Familienformen“.

Klassische Missionierung widerspricht „Hausordnung“

Auf die Nachfrage während der digitalen Pressekonferenz, wie sich der missionarische Anspruch von Islam und Christentum vereinbaren lasse, erklärte Iman Reimann, dass es im Islam keine „klassische Missionsarbeit“ gebe. Deshalb sehe man auch keinen Bedarf für eine Missionierung. Es gehe vielmehr um die pädagogische Arbeit mit Kindern. Pfarrerin Radosh-Hinder sagte, der Begriff Mission stehe für einen „besonderen Auftrag“. Dieser bestehe darin, den Frieden der Religionen in Berlin zu fördern. Die Grundlage des Projektes seien Respekt und Achtung vor der jeweils anderen Religion. Missionierung im klassischen Sinne, andere Menschen für den eigenen Glauben gewinnen zu wollen, stehe im Widerspruch zur „Hausordnung“. Der Baubeginn ist für 2023 geplant, die Fertigstellung für Mitte 2024. Der Kitabetrieb soll im Laufe des Jahres 2025 aufgenommen werden. Die Baukosten betragen rund sieben Millionen Euro und sollen aus dem Kitaausbauprogramm des Berliner Senats, aus Stiftungsgeldern und eigenen Mitteln der Trägerorganisationen finanziert werden. Träger des Projektes sind der Evangelische Kirchenkreisverband für Kindertageseinrichtungen Berlin Mitte-Nord, das Deutsche Muslimische Zentrum Berlin und „Masorti – Verein zur Förderung der jüdischen Bildung und des jüdischen Lebens“.


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