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US-Wahlkampf: Der Glaube und der Kampf ums Weiße Haus

("Adventisten heute"-Aktuell, 5.10.2012) Aus dem ersten Fernsehduell zwischen US-Präsident Barack Obama und Ex-Gouverneur Mitt Romney vor den Wahlen am 6. November ist der Herausforderer als Sieger hervorgegangen. In einer Blitzumfrage des Nachrichtensenders CNN vom 3. Oktober sahen 67 Prozent den 65-jährigen Republikaner und 25 Prozent den 51-jährigen Demokraten vorn; der Rest war unentschieden. In der ersten von drei Debatten zwischen Obama und Romney ging es um die Wirtschafts-, Steuer- und Gesundheitspolitik. Aber auch die Religion spielt in der US-Politik eine große Rolle. Zwei Drittel aller 314 Millionen US-Bürger wünschen sich einen Präsidenten mit starkem Glauben.

Kritik wegen Religionszugehörigkeit

Obama ist Protestant. Er fand als junger Mann vor allem durch das soziale Engagement in der Vereinigten Kirche Christi (United Church of Christ/UCC) in Chicago zum christlichen Glauben. Die theologisch liberale UCC steht in Kirchengemeinschaft mit der deutschen Union Evangelischer Kirchen (UEK). Romney gehört - wie seine Vorfahren - der "Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage" (Mormonen) an. Als junger Mann war er zwei Jahre lang als Mormonen-Missionar in Frankreich und später als ein Ortsbischof der Religionsgemeinschaft tätig. Beide - Obama und Romney - erfahren wegen ihrer Religionszugehörigkeit auch Widerstand aus den Reihen der rund 60 Millionen Evangelikalen. So wird in theologisch konservativen Kreisen immer wieder die Vermutung geäußert, Obama sei gar nicht Christ, sondern heimlich Muslim. Romney wird oft als "Sektierer" bezeichnet.

Mormonen: Amerika ist das "auserwählte Land"

Unter der Überschrift "The Mormon Identity" (Die Mormonen-Identität) widmet jetzt das US-Nachrichtenmagazin "Time" (New York) Romneys religiösem Hintergrund eine Titelgeschichte. Autor Jon Meacham findet darin Parallelen zwischen der Geschichte der Mormonen und der politischen Ausrichtung des Republikaners. So wird Amerika im "Buch Mormon", das der Gründer der Religionsgemeinschaft, Joseph Smith (1805-1844), als Offenbarung Gottes empfangen haben will, als auserwähltes Land göttlichen Heilshandelns beschrieben. So sei der auferstandene Christus nach Amerika gekommen, habe dort gelehrt und eine Kirche gegründet. In Amerika wird auch das Paradies vermutet, und die Wiederkunft Christi soll sich ebenfalls dort ereignen.

Mormonen-Geschichte prägt Romneys Politik

Auch in Romneys Politik nimmt das Wohl der Vereinigten Staaten eine Vorrangstellung ein. Ferner hat die Geschichte der Mormonen-Kirche bei ihm Spuren hinterlassen, so Meacham. Sie sei geprägt von "Vertreibung und Erlösung, Segen und Bestrafung und - vielleicht an erster Stelle - von Kampf und Ausdauer inmitten von Kummer und Trübsal". Der Times-Autor weiter: "Romney erwartet, dass das Leben schwierig, ja widerwärtig ist - deshalb sind die analytischen Fähigkeiten eines Unternehmensberaters gefragt."

Weniger Staat, aber keine soziale Kälte

Romneys Programm unterscheidet sich von dem des amtierenden Präsidenten unter anderem darin, dass er "weniger Staat" möchte und - etwa im Blick auf die Sozialpolitik - mehr Gewicht auf die Verantwortung des Einzelnen legt. Auch dies ist laut Meacham in den religiösen Wurzeln der Mormonen angelegt. Sie hätten auf ihrem historischen Weg in den Bundesstaat Utah für ihr eigenes Wohl kämpfen müssen. Man dürfe diese Einstellung aber nicht mit sozialer Kälte verwechseln. Romney bejahe das "soziale Sicherheitsnetz" des Staates. Die Mittel dafür müssten aber durch eine florierende Wirtschaft erbracht werden.

Mormonen geben "den Zehnten"

Die Mormonen wollten, dass ihre Mitglieder für sich selbst sorgen und darüber hinaus den biblischen Auftrag erfüllen könnten, "die Hungrigen zu speisen und die Nackten zu kleiden". Meacham verweist auf die umfangreichen Sozialdienste, die die Religionsgemeinschaft unterhält. Jedes Mitglied sei angehalten, zehn Prozent des Einkommens wohltätigen und geistlichen Zwecken zur Verfügung zu stellen. Im Jahr 2010 habe die Familie Romney drei Millionen US-Dollar (2,3 Millionen Euro) dafür gespendet; die Hälfte sei an die Mormonen-Kirche gegangen.

EZW: Nicht mit christlicher Lehre vereinbar

Nach Angaben der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (Berlin) ist die Lehre der Mormonen "trotz vielfältiger Bezugnahmen auf Jesus Christus mit biblisch-christlicher Theologie nicht vereinbar". Die Offenbarungen des Gründers Joseph Smith widersprächen an zentralen Stellen dem Evangelium. Die Sondergemeinschaft sei keine Kirche, sondern eine religionsvermischende Neureligion. Der Mormonismus sei zudem eine typisch amerikanische Religion: "Das erwählte Land Amerika, der Fortschrittsoptimismus und die starke Familienorientierung sprechen dafür." Weltweit hat die Sondergemeinschaft 14 Millionen Mitglieder, davon 6,2 Millionen in den USA und rund 37.500 in Deutschland. (idea)


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