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Kongress christlicher Führungskräfte in Leipzig (Teil 1)

("Adventisten heute"-Aktuell, 18.1.2013) Drei Referate am Vormittag, 31 Seminare am Nachmittag, eine Preisverleihung und zahlreiche künstlerische Darbietungen am Abend - damit war der erste Tag des Kongresses christlicher Führungskräfte mehr als gefüllt, der vom 17. bis 19. Januar in Leipzig stattfindet. An diesem Kongress, der 8. seit 1999, nehmen mehr als 3.000 Teilnehmer aus 14 Ländern teil. Veranstalter ist die Evangelischen Nachrichtenagentur idea (Wetzlar) in Kooperation mit der Firma "tempus Akademie & Consulting" (Giengen).

Kinderarmut / Elternarmut

Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) rief in seinem Grußwort die Kongressteilnehmer auf, sich für gerechte Lebensverhältnisse einzusetzen. Wie Jung - selbst bekennender Christ - sagte, kann man etwa nicht "wortreich die Kinderarmut beklagen, aber kein Wort über die Armut der Eltern sagen". In Leipzig lebten 18.000 Menschen, die 40 Stunden pro Woche arbeiteten, aber so wenig verdienten, dass die Stadt ihnen die Miete bezahlen müsse. Jung: "Das ist ein Skandal." Christen seien keine besseren Politiker oder Unternehmer. Aber sie lebten mit dem Anspruch, sich an ihren Überzeugungen messen lassen zu müssen. Nicht zuletzt die Finanzkrise habe deutlich gemacht, dass "massiv gegen Werte verstoßen" worden sei.

Mehr über Zukunft reden als über Verteilungsgerechtigkeit

Nach Ansicht der Vorsitzenden der Geschäftsführung des Werkzeugmaschinenherstellers Trumpf, Nicola Leibinger-Kammüller, wird in Deutschland zu viel über Verteilungsgerechtigkeit diskutiert und zu wenig über die Zukunftsfähigkeit der Gesellschaft. Manche Politiker hielten dabei die Unternehmen für "geduldige Lastesel", denen immer weitere Steuerpflichten auferlegt werden könnten. Viele Firmen befänden sich aber an der Grenze ihrer Belastbarkeit. Die promovierte Philologin wandte sich gegen den "recht platten Versuch, Gerechtigkeit an Steuerfragen festzumachen". Stattdessen solle mehr darüber diskutiert werden, wie der gegenwärtige Wohlstand für die nächste Generation bewahrt werden kann.

Europa ist Sklave seiner Schulden geworden

TomÃḂÅḂ SedlÃḂ?ek, Hochschullehrer und Chefvolkswirt der tschechischen Handelsbank AG (Prag), hielt einen längeren Vortrag zu der weltweiten Wirtschaftslage. Seiner Ansicht nach handelt es sich bei der derzeitigen Krise nicht um eine Krise des Kapitalismus per se, sondern um eine Krise des Wirtschaftskapitalismus.
Die europäischen Staaten seien Sklaven ihrer Schulden geworden. Die Politiker müssten tun, was die Märkte von ihnen verlangen. SedlÃḂ?ek zufolge ist die Staatsverschuldung eine verführerische Macht. Sie vergrößere zunächst das Ausmaß an Freiheit. Indem der Staat Schulden aufnehme, könne er in Infrastruktur und Bildung investieren, und die Wirtschaft wachse schneller. Zunehmend würden die Staaten jedoch Sklaven ihrer Schulden und verlören ihre Freiheit.
SedlÃḂ?ek äußerte sich auch zur Griechenland-Krise: Dies sei nicht allein eine ökonomische, sondern auch eine theologische Frage. Die Staaten müssten sich entscheiden, ob sie Griechenland "nach dem Gesetz oder nach der Gnade" behandeln wollen. Wenn es nach dem Gesetz gehe, müsse Griechenland selbst zurückzahlen. Wenn man sie nach dem Prinzip der Gnade behandle, müsse man ihnen die Schulden erlassen. SedlÃḂ?ek erinnerte daran, dass das Alte Testament ein "Jubeljahr" fordere, in dem die Schulden erlassen werden. Heute erkenne man, dass dieses biblische Prinzip auch tausende Jahre später von großer Aktualität sei. SedlÃḂcek erinnerte ferner an das biblische Sabbat-Gebot. Von den Zehn Geboten werde das Gebot "Du sollst den Sabbat heiligen" heute am häufigsten übertreten.

Die Qual der Wahl: 31 Seminare

Bei den 31 Seminaren am Nachmittag des ersten Kongresstages, von denen jeder Teilnehmer zwei auswählen durfte, ging es um die Legitimation zu führen, den Umgang mit Lebenskrisen und Niederlagen, Gehirnforschung, den Umgang mit Überforderung, effektive Wege zur Kundenbindung, das Spannungsfeld Beruf-Ehe-Familie, Knigge im Business, die Prävention des Burnouts, Spiritualität im Leben und Beruf, die Nutzung der Sozialen Netze als Unternehmer, das Beten am Arbeitsplatz u. v. m.

Kann sich der Mensch frei entscheiden?

Darüber referierte in einem Seminar der Professor für Physiologie und Biokybernetik, Manfred Spreng (Erlangen). Laut Spreng gibt es seit Jahrhunderten keinen nennenswerten Fortschritt in der Deutung des Bewusstseins und der Frage, wie ein "Ich" zustande komme. Spreng: "Wir wissen als Hirnforscher nicht, wie das Bewusstsein funktioniert." Er rechne auch nicht damit, dass die Forschung dazu in Zukunft in der Lage sei. Die Hirnforschung müsse lernen, ihre Grenzen zu akzeptieren. Spreng zufolge kann das Bewusstsein als "offenes System" beschrieben werden, das nur bedingt vom "Ich" willentlich kontrollier- und steuerbar sei. Der Freiheit des "Ichs" seien Grenzen gesetzt. Spreng empfahl, "den eigenen Willen aus freien Stücken unter die Leitung Gottes zu stellen".
Dem Forscher zufolge nimmt jeder Mensch die Wirklichkeit unterschiedlich wahr. Jeder benutze verschiedene Wahrnehmungsfilter. Dies helfe, die Fülle an Informationen zu vermindern und den Alltag zu bewältigen. Daher könne man eigene Empfindungen nicht auf andere übertragen. Spreng: "Mit unseren Empfindungen sind wir mutterseelenallein."

Beten am Arbeitsplatz

Beim Seminar Gebetskreise am Arbeitsplatz wurde beispielsweise empfohlen, die Andersartigkeit der Beter zu respektieren und das Einende zu suchen. Es wurden positive Beispiele genannt: In den Daimlerwerken gäbe es z. B. 22 Gebetskreise, zum Jahrestreffen kämen etwa 250 Teilnehmer. Ein anderer Referent empfahl, die Gebetstreffen außerhalb der Arbeitszeit durchzuführen, und zwar firmenintern, branchenintern oder firmenübergreifend. Bei der Organisation "Christen in der Wirtschaft" seien derzeit 62 Firmengebetskreise registriert, mit Schwerpunkten in Frankfurt am Main, Stuttgart, Berlin und Hamburg.

Preis für christliche Führungskräfte vergeben

Am Abend wurde zum fünften Mal der "Preis für christliche Führungskräfte" vergeben. Damit werden Führungskräfte geehrt, die auf vorbildliche Weise christliche Werte in Wirtschaft, Gesellschaft, Verwaltung oder Wissenschaft vermitteln. In diesem Jahr wurde damit der Unternehmer Christian Michel (55, Dresden) geehrt. Der "Nachwuchspreis für christliche Führungskräfte" ging an Markus Bönig (38, Buchholz bei Hamburg).
Christian Michel, dessen Firma "CooolCase" (ehemals "Robotron") sich auf Metallbearbeitung spezialisiert hat, geht es nicht nur um Gewinnmaximierung. Er möchte mit seinem Unternehmen eine Art Leuchtturm für soziale Gerechtigkeit sein: "Es braucht Beispiele, die anderen deutlich machen, dass Unternehmen auch dann Erfolg haben können, wenn sie sich an biblischen Werten orientieren und Löhne zahlen, von denen die Menschen in der Region leben können."
Markus Bönig will die deutsche Gesundheitsbranche vernetzen. Auf der Internetplattform der von ihm gegründeten Ordermed GmbH bringt er Ärzte, Patienten, pflegende Angehörige, Pflegedienste, Heime und Apotheker miteinander in Kontakt. So kann ein Patient beim Arzt das Rezept anfordern und von der Apotheke die Medikamente frei Haus liefern.

Kurzweile mit Tiefsinn: Der Abend der Ermutigung

Der Kabarettist, "Überlebenstrainer" und Oberschwabe Johannes Warth, der das Kongressprogramm moderierte, begeisterte die Teilnehmer zu später Stunde nicht nur mit seinen Wortspielereien und Wortkreationen, sondern auch mit einem unterhaltsamen Showprogramm, das von christlichen Künstlern gestaltet wurde: der Komödiant Karsten Feist, die Turnerin Erna Sommer am Trapez und der Kleinkünstler Lutz Langhoff. Roter Faden war das Thema "Mut" in den verschiedensten Variationen: Wagemut, Freimut, Frohmut, Edelmut, Demut.
Wer nach Abschluss des offiziellen Programms gegen 22.00 Uhr noch nicht genug hatte, war eingeladen, das Nachtkafé zu besuchen, um sich über die Eindrücke des Tages zu unterhalten und sich musikalisch von Sarah Brendel unterhalten und ermutigen zu lassen. (idea/ERF/edp)

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