Die Zeltstadt in Hörsel gehört zu den größten regelmäßigen evangelischen Treffen in Deutschland. Was zeichnet sie aus? IDEA-Redakteurin Alexandra Weber berichtet.
Ob Baby oder 85-jährige Seniorin, ob „traditioneller Landeskirchler“, „konservativer Freikirchler“ oder „flippiger Pfingstler“ – in der Zeltstadt Thüringen kommen sie im Sommer alle zusammen. „Jeder fühlt sich hier zu Hause“, erzählt Walter Lutz, der Leiter der Geschäftsstelle. Seit dem ersten Vorbereitungstreffen im Jahr 2001 ist er dabei – damals noch als Mitarbeiter im Café. Heute, mit 65 Jahren, trägt er gemeinsam mit Pastor Siemen van Freeden die Gesamtverantwortung für die Organisation. Die Zeltstadt sei vor allem für ihre gemeinschaftliche Atmosphäre bekannt: „Ob jemand beim Gebet die Hände hebt oder in die Hosentasche steckt – jeder kann sein, wie er ist. Und keiner wird schief angeschaut.“ Im Mittelpunkt stehe das Verbindende: Jesus als Herr des Lebens. Kontroverse Themen würden bewusst ausgeklammert.
Ein Ort für alle
In diesem Jahr erwartet Lutz zwischen dem 25. Juli und dem 1. August rund 2.500 Teilnehmer – eine enorme Entwicklung, denn vor 25 Jahren waren es gerade einmal 250. Die Idee zur Zeltstadt entstand aus der Suche der thüringischen Zentrale des christlichen Dienstes „Team-F“ nach einer kostengünstigen Möglichkeit für Familienfreizeiten. So wurde auf dem 200 Hektar großen Gelände der Kommunität Siloah ein Konzept entwickelt, das Campingurlaub mit Angeboten rund um den christlichen Glauben verbindet. Heute ist das Programm noch vielfältiger: Neben speziellen Angeboten für Kinder, Jugendliche und Erwachsene gibt es auch einen eigenen Bereich für junge Erwachsene sowie ein Programm für Singles.
Gott verändert Leben
Besonders beeindruckend sind für Lutz die „himmlischen Momente“, wenn Teilnehmer von ihren Erlebnissen berichten. Er erinnert sich an eine junge Frau, die ungewollt schwanger wurde: „Sie dachte an Abtreibung oder Adoption.“ Doch während des Abendmahls in der Zeltstadt habe sie eine tiefe Begegnung mit Gott erlebt – und entschied sich, ihr Kind anzunehmen. Gott habe ihr sogar einen Namen für das Kind geschenkt, erzählt Lutz. Heute freue sie sich über ihren kerngesunden Sohn.
Doch nicht nur Christen erleben Veränderungen. Auch Menschen ohne Glaubenshintergrund, die oft durch christliche Freunde mitgebracht werden, berichten von tiefgehenden Erfahrungen. So nahm vor zwei Jahren eine Frau teil, die tief in der Esoterik verstrickt war. „Ihre Ehe war zerrüttet, ihre Familie tief betroffen, und ihr ganzes Auftreten spiegelte ihren inneren Zerbruch wider.“ Doch in der Zeltstadt habe sie dann Jesus kennengelernt – mit tiefgreifenden Folgen. Ein Jahr später kehrte sie zurück – ihre Ehe war geheilt, und sie brachte sogar eine Freundin mit.
Ehrenamt als Herzstück
Der Erfolg der Zeltstadt beruht auf ehrenamtlichem Engagement: „Wir gemeinsam sind Zeltstadt“, betont Lutz. Über 300 Menschen helfen freiwillig mit – ob Referenten, Tontechniker oder das zehnköpfige Leitungsteam. Keiner bekommt ein Honorar. Genau das mache den besonderen Charme aus: „Bei uns wohnt der Arzt neben dem Arbeitslosen – und es spielt keine Rolle. Und der Redner von der großen Bühne gestern Abend? Den trifft man morgens in den Duschräumen.“ Die Zeltstadt ist somit mehr als ein Urlaub – hier werden Glaube und Gemeinschaft lebendig.
Über die Zeltstadt
Die Zeltstadt Thüringen feiert in diesem Jahr ihr 25-jähriges Jubiläum. Sie ist ein gemeinsames Projekt vom ChristusDienst (Erfurt) und der evangelischen Familienkommunität Siloah. Die Kommunität betreibt in Hörsel (Ortsteil Neufrankenroda) einen Kinder- sowie Jugendbauernhof und stellt u. a. das weitläufige Gelände zur Verfügung. In diesem Jahr findet die Zeltstadt vom 25. Juli bis 1. August statt.