Fünf Repräsentanten aus Kirche, Diakonie und evangelikaler Bewegung haben ihre Wünsche an die kommende Bundesregierung formuliert. Sie äußerten sich in Beiträgen für die Evangelische Nachrichtenagentur IDEA (Wetzlar).
Christliche Konvertiten vor Abschiebung schützen
Der Beauftragte der Deutschen Evangelischen Allianz am Deutschen Bundestag und am Sitz der Bundesregierung, Uwe Heimowski (Berlin), plädiert dafür, „dass die neue Regierung die Anerkennungspraxis von christlichen Flüchtlingen überprüft“. Besonders Konvertiten brauchten Schutz vor Abschiebung. Die Flüchtlingspolitik müsse europaweit neu gedacht werden, damit sich humanitäre Katastrophen wie auf der griechischen Insel Lesbos nicht wiederholten. Dort war das Flüchtlingslager Moria im September 2020 durch einen Brand zerstört worden. Heimowski ruft die künftige Bundesregierung dazu auf, ihre Politik insgesamt besser zu erklären, „wenn sie Menschen zurückgewinnen möchte“.
Pflegeversicherung reformieren – Kinderarmut beenden
Der Vorstand Sozialpolitik der Diakonie Deutschland, Maria Loheide (Berlin), spricht sich für deutliche Verbesserungen in der Pflege und eine Reform der Pflegeversicherung aus. Dazu gehöre ausreichend Personal und eine Deckelung der Eigenanteile für die pflegebedürftigen Menschen. Unbedingt notwendig sei ferner eine Kindergrundsicherung, um Kinderarmut zu beenden.
Die Schöpfung bewahren
Der Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Nikolassee in Berlin, Steffen Reiche, fordert größeres Engagement beim Klimaschutz: „Wenn wir als eines der stärksten und reichsten Länder mit unserer Technologie-Erfahrung nicht beginnen, nicht Vorbild werden, wer dann?“ Er vergleicht die gegenwärtige Situation mit der Lage zu Noahs Zeiten, von denen die Bibel berichtet. Demnach schickte Gott die Sintflut wegen der Bosheit der Menschen. Reiche mahnt: „Noch dürfen wir die Schöpfung bewahren.“ Er war Mitbegründer der SPD in der DDR und von 1994 bis 2004 Minister im Bundesland Brandenburg.
Jährlich über 100.000 Abtreibungen nicht hinnehmen
Der Direktor des Bibelseminars Bonn, Heinrich Derksen (Bornheim), wünscht sich eine Stärkung und Förderung der traditionellen Familie. Es sei ein Desaster, dass keine der Volksparteien sich dazu verpflichtet sehe: „Eine Gesellschaft ohne Väter, Mütter und Kinder zerstört sich selbst.“ Auch dürfe die Politik nicht länger stillschweigend die jährlich über 100.000 Abtreibungen nicht hinnehmen. Eine weitere Anregung des Theologen: „Unsere Politiker sollten genauso wie die USA Jerusalem als Hauptstadt Israels anerkennen.“
Bürger vor staatlicher Regulierung schützen
Nach Ansicht der Publizistin und Buchautorin Birgit Kelle („Gendergaga“, „Muttertier“) dürfen Grundrechte nicht als Privilegien gehandelt, sondern sie müssten garantiert werden: „Das gilt für Corona-Politik, Meinungsfreiheit und auch Religionsfreiheit.“ Besonders müssten die Bürger von unnötiger staatlicher Regulierung verschont bleiben, etwa in der Familienpolitik. Tendenzen, „das Leben der Bürger bis ins Privateste hinein regeln zu wollen“, erteilte Kelle eine Absage.