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Wo die Machtfallen in christlichen Gemeinden lauern

Von: ideauser Datum Beitrag: 04.05.2018 Kommentare: Keine Kommentare Tags: , , , ,

Die größte Machtfalle in christlichen Gemeinden lauert beim Umgang mit Geld. Davon ist der promovierte Theologe und Gemeindeberater Markus Liebelt (Villingen-Schwenningen) überzeugt. Der  52-Jährige – Autor des Buches „Was Macht mit Menschen macht“ (Verlag: SCM R. Brockhaus) – äußerte sich in einem Interview mit der Evangelischen Nachrichtenagentur idea (Wetzlar). Nach seinen Worten besteht zum Beispiel die Gefahr, dass vermögende Christen mit ihrer Finanzmacht verstärkt Einfluss auf Gemeindeentscheidungen nehmen: „Das kann gewiss überall, besonders aber auch in Freikirchen zum Problem werden.“ Großzügiges Spendenverhalten sei keinesfalls problematisch. Eine Gefahr bestehe aber dann, „wenn Christen mit ihrer Spende ein persönliches Interesse durchsetzen wollen, etwa bei Anschaffungen oder Bauvorhaben“. Liebelt schildert beim Thema Finanzen auch das Beispiel eines Pastors, der Bedürftige mit Geld aus der Gemeindekasse unterstützte. Das Problem: Er nahm das Geld, ohne dass das jemand kontrollierte. Schließlich fehlten etliche Tausend Euro, so Liebelt. Der Pastor habe sich zwar nicht bereichert, sei aber dennoch der Untreue beschuldigt worden.

Ein wichtiger Grundsatz „Prüft aber alles, und das Gute behaltet“

Liebelt zufolge kann auch die Aussage von Christen „Gott hat mir gezeigt …“ problematisch sein. Dies sei dann der Fall, wenn eine solche Behauptung als nicht hinterfragbar gelte und jede kritische Nachfrage als Ungehorsam gegen Gott gedeutet werde. Die Aussage „Gott hat mir gezeigt, wir sollten ein neues Gemeindehaus bauen“, brauche die Bestätigung durch andere Christen. Entscheidungen sollten nicht auf der Basis subjektiver Eingebungen erfolgen, sondern aufgrund gemeinsamen Nachdenkens und Gebets, so der Theologe. Für Bilder, Träume und Eingebungen gelte immer: „Prüfet aber alles, und das Gute behaltet“ (1. Thessalonicher 5,21).

Seelsorge darf nicht zu Abhängigkeiten führen

Eine mögliche Machtfalle in Gemeinden sieht Liebelt auch in der Seelsorge. Wer sie beanspruche, tue dies meistens aus einer inneren Not heraus. Dadurch könne ein Machtgefälle entstehen: „Auf der einen Seite sitzt der allwissende Berater, auf der anderen Seite der ratlose Hilfesuchende.“ Dabei könnten Abhängigkeiten entstehen, etwa wenn der Seelsorger detailliert vorschreibe, was der Ratsuchende zu tun oder zu lassen habe“, so Liebelt. Er glaube angesichts seiner Erfahrungen nicht, dass die Zahl der Fälle geistlichen Missbrauchs gering sei. Das, was er in der Seelsorge und in Seminaren erlebe, spreche eine andere Sprache. Viele Menschen hätten jedoch Angst, Grenzüberschreitungen eines geistlichen Leiters öffentlich zu machen. Es gebe aber auch das umgekehrte Extrem. So kenne er einen Pastorenkollegen, den eine Frau zu einem Seelsorgegespräch in ihre Wohnung eingeladen hatte. Hinterher habe sie ihm vorgeworfen, sie missbraucht zu haben. Aus diesem Vorfall habe er die Konsequenz gezogen: „Ein Seelsorgegespräch mit einer Frau nehme ich nur wahr, wenn ich einen weiteren Seelsorger dazunehmen kann.“ Mit dieser Regelung sei er sehr gut gefahren, und die ratsuchenden Frauen habe das auch nicht gestört.

Worin die Hauptversuchung für Pastoren besteht

Die Hauptversuchung für einen Pastor liegt laut Liebelt darin, „sein eigenes Königreich“ zu bauen. Das bedeute, dass er die Gemeinde nicht um Christus, sondern um sich selbst herum errichte. Hinzu kämen „die Versuchungsklassiker“ Geld, Sex und Macht. Wenn es im Neuen Testament um Gemeindeleitung gehe, sei deshalb aus gutem Grund immer von mehreren Ältesten und nie von einer einzelnen  Führungsfigur die Rede. Dadurch seien gegenseitige Korrekturen möglich. Zur Frage, wie man Machtmissbrauch vorbeugen kann, sagte Liebelt: „Bei Entscheidungen und Finanzen braucht es vor allem Transparenz, Offenheit und Klarheit.“ Leiter dürften nicht über das Leben anderer verfügen und das dann auch vergeistlichen.

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