(“Adventisten heute”-Aktuell, 9.11.2012) Wenn junge Leute verliebt sind, zeigen sie das gerne de r ganzen Welt. Die “ganze Welt” hat in Zeiten von Facebook jedoch eine völlig neue Dimension erreicht. Es sind nicht mehr nur die Freunde auf dem Schulhof und im Jugendkreis, die das turtelnde Pärchen sehen können. Bei Facebook sind es neben den eigenen “Freunden” auch Freunde von Freunden, die man selber gar nicht kennt. Wenn sich ein junges Paar findet, erfahren es meist zuallererst die Facebook-Bekanntschaften. Und das sind laut einer Statistik bei 50 Prozent der Nutzer immerhin mehr als 100 Personen. Dann aktualisieren die Verliebten den Beziehungsstatus von “Single” zu “In einer Beziehung mit …”. Und dann wird gepostet, was das Zeug hält. Gerade junge Menschen teilen völlig unbedacht Fotos von sich und ihrem “Schatzi”, hinterlassen Herzchen auf der Pinnwand des Partners und warten, dass ihre Freunde auf “Gefällt mir” klicken. Minuten später treffen die ersten Kommentare ein, denn viele Jugendliche sind mit ihren Mobiltelefonen ständig im Inte rnet unterwegs. Wer mehr Reaktionen bekommt, erscheint einfach als beliebter.
Facebook kann enthemmen
Die interaktive “Liebeswelt” verdreht gerade bei 13- bis 18-Jährigen – die 17?Prozent der Facebook-Mitglieder ausmachen – die Realität. “Schatziiii, ich liebe dich soooo sehr!”, ist nach einem Monat Liebesglück leichter und schneller geschrieben als gesagt. Der Kontakt mit dem anderen Geschlecht ist online enorm enthemmt. Da “entschließen” sich schon 14-Jährige, dass sie bis zum Tod mit ihrem Partner zusammen sein wollen – und geben intime Details bekannt: “Ich weiß, ich hab es dir schon persönlich gesagt, denn du hast ja bei mir geschlafen: Wow, du bist so besonders!” Doch wie groß die Beteuerungen auch sein mögen, hin und wieder kommt es doch zu einem Ende der “großen Liebe”. Dann wird der Beziehungsstatus wieder geändert, Fotos und Verlinkungen entfernt, denn in den vergangenen Monaten hatte man schließlich auf Facebook alles geteilt und mitgeteilt. Mitunter wird die Freundschaft blockiert, so dass man keine Mitteilungen über das Leben des jeweils anderen mehr bekommt. Doch Facebook konfrontiert einen trotz aller getroffenen Maßnahmen immer wieder mit dem Ex-Partner: Gemeinsame Freunde kommentieren Meldungen oder sogenannte “Lebensereignisse”. Sogar bei Beendigung der Freundschaft wird einem der, den man eigentlich gerne aus dem Kopf bekommen möchte, immer wieder als möglicher Freund vorgeschlagen.
Je mehr Facebook, desto größer ist der Kummer
Eine Studie der Universität von Western Ontario (Kanada) hat ergeben, dass die Nutzung von Facebook und das Niveau des Trennungsschmerzes stark voneinander abhängig sind: Je intensiver die Plattform besucht wird, desto größer ist der Kummer. Nicht zuletzt kommt das davon, dass man das Profil des Verflossenen immer wieder einsehen, aber auch ihn und vermeintliche neue Partner regelrecht “stalken” (belästigen) kann . 88 Prozent der Befragten schnüffeln tatsächlich so dem anderen hinterher, und 52 Prozent werden dabei auf Fotos und Meldungen des Ex-Partners eifersüchtig. Doch auch in eine bestehende Beziehung kann Facebook Eifersucht und Misstrauen bringen. Der Kontakt zu einem früheren Partner, der durch die Internetplattform leicht zustande kommt, kann eine Beziehung schnell und oft unbegründet belasten oder gar beenden.
Wie geht man also mit der Liebe auf Facebook um?
Den richtigen Umgang mit dem Thema Liebe auf Facebook zu finden, ist schwer. Die Möglichkeiten, sich mitzuteilen, andere zu belästigen oder sich provozieren zu lassen, sind schier unendlich. Da sind Wille und Standhaftigkeit gefragt. Gebe ich der Versuchung nach, oder mache ich mein Leben einfacher, indem ich auf die Online-Variante meiner Beziehung verzichte? Auch bei Facebook ist keiner gezwungen, alles zu teilen und alles zu durchforsten. (idea)