„Und nach dem Erdbeben kam ein Feuer; aber der HERR war nicht im Feuer. Und nach dem Feuer kam ein stilles, sanftes Sausen.“ – 1. Könige 19,12
Mein Blick schweift durch den Zug. Die anderen Fahrgäste sind in ihr Handy oder ein Buch vertieft. Ich klappe mein Buch zu, nehme meine Kopfhörer aus den Ohren und pausiere das Lied. Unzufrieden erinnere ich mich an Situationen, in denen ich Menschen nicht richtig zugehört habe, weil ich in Gedanken woanders war. So ging es mir auch in meiner Stillen Zeit mit Gott in den vergangenen Monaten. Ich war pflichtbewusst, aber kam bei Gott nicht mehr zur Ruhe und dachte den Rest des Tages nicht mehr an ihn. Ich fragte Gott im Gebet, wieso ich mich nicht mehr auf die Zeit mit ihm freute, und stellte fest, dass meine Liebe und Geduld für meine Mitmenschen nachgelassen hatten. Oft war ich müde, gestresst und rastlos. Ich wollte Menschen lieben und in Beziehungen investieren, um Gott zu ehren. Dabei machte ich mein eigenes Ding und gab Gott keinen Raum.
Allein mit Jesus sein
In dem Vers aus 1. Könige sehe ich, dass wir von Gott oft große, spektakuläre Sachen erwarten. Wir machen, lesen und hören so vieles – und auch darin kann Gott uns begegnen –, aber ich glaube, oft können wir ihn dadurch nicht mehr hören. Ich erlebe, wie wichtig es ist, sich immer wieder bewusst aus allen Ablenkungen rauszuziehen und alleine mit Jesus zu sein, um seine Stimme zu hören und um aufzutanken. Mal weniger zu machen anstatt mehr.
Der Zug fährt langsam in den Bahnhof ein, die Türen öffnen sich. Ich steige aus – mit dem Gedanken, manchmal müssen wir leise werden, uns vielleicht auch ein bisschen langweilen, um Gottes Stimme zu hören. Wie cool wäre es, daraus einen Lebensstil zu entwickeln, der die Ruhe und Einfachheit sucht, um Gottes „sanftes Sausen“ zu hören.
Die Autorin, Lea Germes (21), studiert Theologie an der Biblisch-Theologischen Akademie des Forums Wiedenest. Sie hat bei IDEA ein Praktikum absolviert.