(AdventEcho online, 29.5.2009) Ein positives Fazit des Deutschen Evangelischen Kirchentags, der vom 20. bis 24. Mai in Bremen stattfand, haben Repräsentanten aus Politik, Kirchen und Freikirchen gezogen. Vertreter der Evangelikalen reagierten mit Lob und Kritik. Der theologische Repräsentant der gastgebenden Bremischen Evangelischen Kirche, Schriftführer Renke Brahms, sprach von einem “unvergesslichen Erlebnis”. An den fünf Tagen habe sich über die Hansestadt “ein Bogen gespannt aus stillen Momenten, fröhlichen Feiern und ernsthaftem Nachdenken”. Die vielen Veranstaltungen über gerechte Teilhabe, die Folgen des Klimawandels und die Auswege aus der globalen Krise hätten Impulse gegeben, sich neu zu besinnen und im Alltag der Verantwortung zu stellen.
Göring-Eckardt: Weichen neu stellen
Die Präses der EKD-Synode, Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Bündnis 90/Die Grünen), bezeichnete den Kirchentag als ein großes Fest: “Christinnen und Christen haben ihren Glauben und das Leben gefeiert.” Nach ihren Worten war das Protestantentreffen zugleich politisch. Die Teilnehmer hätten von den Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft neue Weichenstellungen gefordert: “Wir brauchen eine friedliche Revolution für den Klimaschutz und neue Regeln in der Wirtschafts- und Finanzwelt.” Zur Kirchentagslosung “Mensch, wo bist du?” sagte Göring-Eckardt: Die insgesamt 300.000 Besucher hätten die Antwort gegeben. “Wir sind da, die Welt gemeinsam besser zu machen.”
Pietisten: Mehr Profil
Der Präses des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbands (Vereinigung Landeskirchlicher Gemeinschaften), Präses Christoph Morgner (Kassel), begrüßte, dass viele Gruppen aus der Gemeinschaftsbewegung und ihrer Jugendarbeit mit profilierten Angeboten in Bremen präsent gewesen seien. Zugleich bedauerte er, dass dort auch Stimmen ein Forum gefunden hätten, die mit “evangelisch” wenig zu tun hätten. In einer pluralistischen Gesellschaft sei Profil gefragt: “Wenn das unscharf ausfällt und nur noch schwach zu erkennen ist, wofür evangelische Kirche eigentlich steht, müssen wir uns über eine schleichende gesellschaftliche Marginalisierung des Protestantismus nicht wundern.”
“Kirchentag, wo bist du?”
Kritisch äußerte sich die Konferenz Bekennender Gemeinschaften in den evangelischen Kirchen Deutschlands. Der Kirchentag habe mit seinem Pluralismus von Frömmigkeit ein Spiegelbild der evangelischen Kirche zwischen Heiligem Geist und Zeitgeist geboten, erklärte der Vorsitzende der theologisch konservativen Vereinigung, Pastor Ulrich Rüß (Hamburg). Er wünschte dem Protestantentreffen “mehr Konzentration auf ein eindeutiges, christuszentriertes Profil, mehr Mut zu christlich-bekenntnisorientierter Lehre, mehr Vermittlung elementarer Glaubensgrundlagen und damit Hilfe zur Sprach- und Dialogfähigkeit von Christen”. So stelle sich die Frage; “Kirche, Kirchentag, wo bist Du?”
Evangelische Allianz: Jesus bezeugt
Der Vorsitzende der Evangelischen Allianz Bremen, Pastor Bernd Bierbaum, zog eine positive Bilanz: “Wir konnten Jesus und den Gemeindeaufbau bezeugen. Der Kirchentag hat uns den Raum gegeben, den wir brauchten.” Christen der Allianz hätten in zwölf kleinen Gruppen für das Treffen gebetet: “Was aus dem Ganzen wird, ist die Sache unseres Herrn.” Nach Einschätzung des evangelisch-methodistischen Theologieprofessors Holger Eschmann (Reutlingen) ist der Kirchentag frömmer geworden. Er habe einen großen Hunger nach Spiritualität bei den Besuchern festgestellt. (idea)