Nach dem Anschlag auf den Straßburger Weihnachtsmarkt mit drei Toten und zwölf Verletzten laden die dortigen Kirchen zu Gesprächen, Gebeten und Andachten ein. Das berichtet der Pfarrer der evangelisch-lutherischen Kirche „Temple Neuf“ (Neue Kirche) in Straßburg, Rüdiger Popp, dem katholischen Nachrichtenportal „domradio“. Als Treffpunkte dienten katholische und evangelische Citykirchen im Wechsel. Jetzt komme es darauf an, über Konfessionen und Religionen hinweg zusammenzustehen. Popp hatte nach dem Anschlag am 11. Dezember Menschen bei sich im Wohnzimmer und im Gemeindesaal aufgenommen. An dem Abend hatte ein Mann auf dem Weihnachtsmarkt nahe des Straßburger Münsters eine Waffe gezogen und um sich geschossen. Anschließend griff er Passanten mit einem Messer an. Laut Zeugenberichten hat er dabei das muslimische Bekenntnis „Allahu Akbar“ (Gott ist groß) gerufen. Wie Popp berichtet, wohnt er direkt dort, wo sich die Tat sich ereignete. Noch bevor es Informationen Medien informierten, habe er bereits von der Straße gehört, was passiert sei. Aktuell sei die Lage angespannt, es gebe Verkehrs- und verschärfte Sicherheitskontrollen für öffentliche oder kirchliche Gebäude. Er glaube jedoch, „dass wir nicht von Angst sprechen sollten, sondern eher von einer Art von größerer Aufmerksamkeit für Sicherheitsfragen oder auch Respekt der öffentlichen Ordnung gegenüber“, so der Pfarrer. Die Situation sei zudem nicht neu. „Wir haben in Frankreich seit 2015 immer wieder solche Krisen erlebt. Im Grunde ist für die Straßburger jetzt nur das ganz real geworden, was wir an anderen Orten in Frankreich erlebt haben.“
Heilsarmee: Hoffnung und Mitgefühl weitergeben, statt Spenden zu sammeln
Auch die Straßburger Heilsarmee hat ihren Sitz unweit des Tatorts. „Sobald die Behörden die Lage gesichert hatten, wurde das Heilsarmee-Gebäude für alle geöffnet und blieb auch den ganzen nächsten Tag geöffnet, um Menschen aufzunehmen, die sich ausruhen, Kaffee trinken oder über die Ereignisse reden wollten“, teilte die Sprecherin Cécile Nitschke-Clément mit. Für alle, die es wünschten, sei auch Gebet angeboten worden. Zudem gingen vier Gruppen ehrenamtlicher Mitarbeiter der Heilsarmee auf die Straßen, „um Kaffee auszuschenken, Trost zu spenden und denen zuzuhören, die von den Ereignissen der Nacht erschüttert waren“. Wie Korpsoffizier Major Joël Etcheverry sagte, ist die Heilsarmee in dieser Zeit des Jahres auf den Straßen, um Spenden zu sammeln. „Doch heute haben wir beschlossen, Hoffnung, Mitgefühl und Licht weiterzugeben.“ Laut dem jüngsten Ermittlungsstand hält die Staatsanwaltschaft ein terroristisches Attentat mittlerweile für wahrscheinlich. Mutmaßlicher Täter ist der 29-jährige Cherif Chekatt, der als islamistisch radikalisiert gilt und bereits zu mehreren Haftstrafen in Deutschland, Frankreich und der Schweiz verurteilt wurde. 2017 war er nach Frankreich abgeschoben worden. Auf tagesschau.de wurde am Abend des 13. Dezember darüber informiert, dass Chekatt bei einer Razzia im Viertel Neudorf südöstlich des Straßburger Zentrums von der französischen Polizei bei einem Schusswechsel getötet wurde. Französische Anti-Terror-Kräfte hatten das Viertel am Nachmittag mit einem Großaufgebot durchsucht. In Frankreich kam es in den vergangenen Jahren bereits mehrfach zu islamistischen Attentaten mit Toten und Verletzten, so etwa 2016 in Nizza und 2015 in Paris. (idea/ aktualisiert von nsp)