Mehrere Mitglieder und Freunde der freikirchlichen „Father’s House Church“ in Stralsund haben ein christliches Café in der Innenstadt eröffnet. Es soll ein Ort der Gemeinschaft sein, an dem sich Menschen bei Kaffee, Kulturveranstaltungen und Gesprächen begegnen können, wie Pastor Udo Richter der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA sagte. Zudem finden dort alle zwei Wochen Gottesdienste statt. „Dann sitzt man an Tischen, Menschen dürfen von Siegen und Niederlagen berichten, die Predigt gibt Raum zum Austausch und Fragen“, und nach dem Gottesdienst öffne das Cafe für alle, die nur einen Kaffee trinken wollten. Die Initiative zur Einrichtung des „CafésHoch³“ entstand, nachdem die Gemeinde während der Corona-Krise ihre Räume hatte aufgeben müssen. „Wir wollten einen sichtbaren Ort schaffen, an dem Menschen uns finden können“, erklärt Richter. „Es war eine göttliche Fügung, dass der Missionar David Goerke genau in dieser Zeit von einem Einsatz in der Ukraine zurückkehrte.“ Goerke hatte Erfahrungen mit christlichen Cafés in Hessen und Rheinland-Pfalz gesammelt. Inzwischen hat er auch die Geschäftsführung des Cafés übernommen.
Mitten in der Stadt
Viele Freikirchen siedeln sich am Rand der Städte in Industriegebieten an, wo nur wenig Passanten vorbeikommen. Das Café wurde jedoch mitten in der Altstadt eingerichtet. Es bietet Platz für etwa 30 Besucher und soll bewusst einen niedrigschwelligen Zugang für Nichtchristen bieten. Mit Blick auf den Namen des Cafés spielten die Mitarbeiter mit verschiedenen Bedeutungen, erläuterte Richter. „CaféHoch³“ könne für „social – coworking – coffee“ (sozial – zusammenarbeiten – Kaffee), aber auch für das ganzheitliche Zusammenspiel von Leib, Seele und Geist stehen. Andere deuteten die Dreifaltigkeit hinein. „Und alles hat seine Berechtigung“, so Richter.
Überkonfessionelle Ausrichtung
Die Reaktionen seien durchweg positiv, wie der freikirchliche Pastor ausführt. Besonders einsame Menschen suchten die Gemeinschaft. „Wir merken: Wir müssen gar nicht zu den Leuten hingehen – sie kommen zu uns. Und wir können einfach mit ihnen am Tisch über Gott und die Welt sprechen.“ Neben dem regulären Café-Betrieb sind auch kulturelle Formate wie Lesungen und kleine Konzerte geplant. Der Geistliche betont, dass die Arbeit im Café überkonfessionell ausgerichtet sei. Träger ist neben der Gemeinde der 2023 gegründete Verein „Gemeinsam für Mecklenburg-Vorpommern“. Dessen Ziel besteht laut Richter darin, bestehende Gemeinden zu stärken, neue zu gründen und Christen miteinander zu vernetzen, „damit nicht jeder sein eigenes Ding macht“.
Von Sachsen über Württemberg nach Pommern
Im Café sind derzeit drei Mitarbeiter angestellt, weitere arbeiten ehrenamtlich mit. „Unsere Hoffnung ist, dass hier Menschen Gott begegnen und neue Perspektiven für ihr Leben gewinnen“, erklärt Richter. Die „Father’s House Church“ arbeitet eng mit der Freikirche „Gospel Forum“ in Stuttgart zusammen. Richter stammt aus der Nähe von Dresden und wurde in seiner Jugend Christ, nachdem er eine Veranstaltung des Evangelisten Theo Lehmann (Radebeul bei Dresden) besucht hatte. Nach seiner Ausbildung zum Tischler zog er nach Stuttgart, wo er das „Gospel Forum“ kennenlernte, eine Bibelschule und seinen Zivildienst absolvierte und acht Jahre als Pastor wirkte. Von dort wurde er mit seiner Familie als Missionar nach Mecklenburg-Vorpommern ausgesandt. „Wir wollten geistliche Verantwortung für ein Bundesland übernehmen“, so Richter. Heute gehören zum Netzwerk des Vereins neben der „Father’s House Church“ und ihrem Café eine Hauskirche in Franzburg sowie weitere christliche Gruppen in Trinwillershagen und auf Rügen.
