(“Adventisten heute”-Aktuell, 21.10.2011) Wie hat sich das geistliche Leben in Deutschland in den vergangenen 20 Jahren entwickelt? Antworten auf diese Frage gibt der Datenreport 2011, den die Bundeszentrale für politische Bildung (Bonn) zusammen mit dem Statistischen Bundesamt (Wiesbaden), dem Wissenschaftszentrum Berlin und dem Sozio-oekonomischen Panel am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (Berlin) herausgibt. Im 21. Jahr nach der politischen Wiedervereinigung ist Deutschland der Untersuchung zufolge geistlich immer noch geteilt: Während im Westen eine Mehrheit nach wie vor religiös ist, sind im Osten die meisten Bürger Atheisten. Allerdings schreitet in Westdeutschland die “freiwillige Säkularisierung” voran. Gehörten hier 1991 noch elf Prozent keiner Religionsgemeinschaft an, waren es 2008 bereits 16 Prozent. Im Osten stieg der Anteil der Konfessionslosen im gleichen Zeitraum von 65 Prozent auf 74 Prozent. “Die Ostdeutschen wurden in der DDR âentkirchlicht’ und finden auch in der neuen Bundesrepublik nicht wieder zu den Kirchen zurück”, heißt es dazu im Report.
Drei Viertel der Ostdeutschen beten nie
Der Gottesdienstbesuch in den östlichen Bundesländern entwickelt sich leicht positiv: Während vor 20 Jahren 60 Prozent der Bevölkerung einschließlich der Konfessionslosen erklärten, “nie” zur Kirche zu gehen, waren es 2008 noch 58 Prozent. Anders in den alten Bundesländern: Hier sagten 1991 noch 21 Prozent, nie den Gottesdienst zu besuchen; 2008 waren es 24 Prozent. Die geringere Häufigkeit des Kirchgangs in Ostdeutschland spiegele die dortige Entkirchlichung wider, “denn Konfessionslose gehen seltener in die Kirche als Konfessionsmitglieder und Protestanten seltener als Katholiken”. Auch bei der Häufigkeit des Gebets sind die Unterschiede deutlich: Während der Anteil derer, die nach eigenen Angaben nie beten, im Westen zwischen 1991 und 2008 mit 27 Prozent konstant blieb, stieg er im Osten sogar noch von 70 Prozent auf 75 Prozent.
Keine Wiederkehr der Religion
Zusammenfassend heißt es: “Sowohl die Erwartung, dass die Ostdeutschen 1990 weniger religiös seien als die Westdeutschen, als auch die Frage, ob der ostdeutsche Vorsprung bestehen bleibt, wird bestätigt.” Aber auch in Westdeutschland schreite die Säkularisierung voran: “Die Konfessionen verlieren leicht an Mitgliedern, die Kirchen leicht an Besuchern, die christlichen Überzeugungen leicht an Anhängern. Von einer Wiederkehr der Religion kann also in keinem Landesteil die Rede sein.” (idea)