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Sind US-Christen noch ein Vorbild?

Von: ADVENT VERLAG Datum Beitrag: 23.09.2011 Kommentare: Keine Kommentare Tags:

(“Adventisten heute”-Aktuell, 23.9.2011) Können die Christen in den USA noch ein Vorbild sein? Diese Frage stellt sich angesichts ihres offenbar geringen Einflusses auf Politik und Wirtschaft. Hintergrund sind Finanz- und Schuldenkrisen, Lügen um den Irak-Krieg und drängende soziale Probleme. Zwei US-Kenner geben in Beiträgen für die Evangelische Nachrichtenagentur idea kontroverse Antworten auf die Frage. Pfarrer Stefan Pohl (Gehrden-Lemmie bei Hannover) – Zweiter Vorsitzender von Willow Creek Deutschland – ist der Ansicht, dass man viel von Christen in den USA lernen kann.

Kultur der Wertschätzung gelebt

So sei ihm dort aufgefallen, dass sich Kinder wie Erwachsene gegenseitig lobten. Es sei vorbildlich, wenn in Gemeinden eine solche Kultur der Wertschätzung gelebt werde. Außerdem praktizierten US-Christen eine “gemeindenahe Diakonie”. In einem Land, dessen soziales Netz große Löcher aufweise, wälzten Christen die Verantwortung nicht auf große diakonische Einrichtungen oder den Staat, sondern linderten selbst Not und mischten sich in die Politik ein. Beeindruckt ist Pohl ferner darüber, “wie selbstverständlich, alltagsrelevant und ohne Überheblichkeit viele Christen in den USA mit ihren Freunden und Kollegen über Gott und ihren Glauben reden”. In Deutschland scheine es dagegen ein unsichtbares Verbotsschild zu geben “Reden über Gott – verboten”. Vorbildlich sei auch, wie in Gemeinden die Gaben “der jungen, wilden Technik- und Kunstfreaks zum Segen eingesetzt werden”, um die christliche Botschaft mit Theater, Musik, Video- und Kunstinstallationen zu vermitteln.

Anspruch und Wirklichkeit klaffen auseinander

Der Pastor und Evangelist Bernd Schlottoff (Sandkrug bei Oldenburg) sieht die gesellschaftliche Rolle der US-Christen dagegen kritisch. Obwohl 52 Prozent der Bevölkerung in den USA Protestanten seien und sich ein großer Teil evangelikal nenne, bewirkten sie weniger als Christen in Staaten, wo sich wesentlich weniger Bürger als “gläubig” bezeichneten. Schlottoff sieht eine große Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit: “So vertreten die USA einerseits eine rigide Sexualmoral, sind aber andererseits der größte Pornoproduzent der Welt. Sie predigen das Evangelium des barmherzigen Jesus, doch die Kinderarmut in den USA ist die höchste der westlichen Industriestaaten.” Die vielen Christen in den USA betonten die Heiligkeit der Ehe, aber ihr Land sei “führend bei Scheidungen – auch unter Christen – und erst recht bei Abtreibungen”. Die USA hätten bisher auch nicht das Kyoto-Protokoll zur Reduzierung der klimaschädlichen Treibhausgase ratifiziert. Schlottoff fragt: “Wo bleibt da der Mahnruf der viele evangelikalen Megagemeinden und Fernsehprediger, die doch eigentlich die Bewahrung der Schöpfung Gottes nachdrücklich vertreten müssten?” Auch die riesige Verschuldung der USA, die die gesamte Weltwirtschaft bedrohe, scheine kein Thema dieser Gemeinden zu sein. (idea)

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