(“Adventisten heute”-Aktuell, 11.10.2013) Ein Umdenken in der Arbeit christlicher Gemeinden mit Kindern regt die Willow-Creek-Bewegung an. Statt ihnen lediglich ein Programm vorzusetzen, sollten sie Gelegenheit erhalten, eigene Erfahrungen mit Gott zu machen. Außerdem werde es immer wichtiger, Eltern und Familien einzubinden, erklärten Referenten auf dem Kongress “Promiseland” (Verheißenes Land), der mit rund 1.300 Teilnehmern aus Kirchen und Freikirchen vom 3. bis 5. Oktober in Siegen stattfindet. Die internationale Bewegung ist aus der US-amerikanischen Großgemeinde Willow Creek in South Barrington bei Chicago hervorgegangen.
Die meisten Jugendlichen verlieren ihren Glauben
Referentinnen aus den USA unterstrichen die Bedeutung einer nachhaltigen Arbeit. Aktuellen Erhebungen zufolge verlören acht von zehn Kindern den Glauben als Jugendliche oder Erwachsene – trotz mehrjähriger Erfahrungen in Gemeinde und Kindergruppen. Pat Cimo, Leiterin der Kinderarbeit in der Willow-Creek-Gemeinde von South Barrington, zieht daraus den selbstkritischen Schluss: “Wir sind zu sehr durch das Programm gehetzt.” Sehr viel stärker sollten die Kinder künftig selbst biblische Wahrheiten entdecken, denn Gott rede selbst zu ihnen. Das veränderte Konzept sieht unter anderem eine Stille-Phase vor. Fragen wie “Was hast du über Gott in der Geschichte gelernt?” sollen die Kinder miteinander ins Gespräch bringen.
Eltern überlassen geistliche Erziehung den Gemeinden
Auch werden die Eltern stärker einbezogen, da sie die geistliche Erziehung immer öfter den Gemeinden überlassen. Als Erkennungsfarbe für die Promiseland-Kinderarbeit dient Orange – eine Mischung aus Gelb und Rot: Gelb steht für die Kindergottesdienste, Rot für die Eltern. Diese werden etwa zu gemeinsamen Festen eingeladen. Regelmäßig telefonieren Mitarbeiter mit ihnen, um sie auf positive Entwicklungen ihrer Kinder hinzuweisen. Gebets- oder Mutmachzettel oder Würfel mit Bibelstellen erinnern im Alltag an den Kindergottesdienst. Eltern bekommen eine Anleitung für kleine Spiele, die etwa zum Glaubensgespräch beim Essen anreizen. Die Kindergottesdienst-Teams regen Aktionen an, beispielsweise das gemeinsame Waschen der Familien-Autos.
Arche-Leiter: Viele Kinder sind emotional arm
Auf das Los vernachlässigter Kinder in Deutschland wies der Gründer und Leiter des christlichen Kinder- und Jugendwerkes “Die Arche”, Bernd Siggelkow (Berlin), hin. Dazu zählen mittlerweile 18 Einrichtungen für Kinder und Jugendliche in Großstädten. “Wir kämpfen nicht in erster Linie mit finanzieller, sondern mit emotionaler Armut”, sagte Siggelkow vor Journalisten. Wenn schon Siebenjährige mit einem Smartphone herumliefen, sei das in 90 Prozent der Fälle ein Zeichen für seelische Probleme, erklärte er in einem Referat beim Promiseland-Kongress. Immer mehr Kinder würden ihrer Kindheit beraubt. Extremer Medienkonsum, kaputte Familien, Verwahrlosung, fehlende Werte und eine Suche nach Liebe und echten Beziehungen prägten das Leben vieler junger Menschen. Siggelkow appellierte an Kirchen und christliche Gemeinden, Kindern mehr Geld, Zeit und Aufmerksamkeit zu widmen. Nichts werde so sehr vernachlässigt wie die Arbeit mit Kindern, beklagte der Pastor. (idea)