Die Bibel macht Vergnügen. Man kann sich sehr gut über sie unterhalten. Das sagte die stellvertretende Chefredakteurin der Wochenzeitung „Die Zeit“, Sabine Rückert (Hamburg), am 21. April bei einer Tagung der Evangelischen Arbeitsstelle für missionarische Kirchenentwicklung und diakonische Profilbildung (midi, Berlin) zur „Bibel im digitalen Raum“. Rückert ist Autorin des „Zeit“-Podcasts „Unter Pfarrerstöchtern“, in dem sie zusammen mit ihrer Schwester, der Theologieprofessorin Johanna Haberer (München), über die Bibel spricht. Die Bibel gehe alle etwas an, so Rückert. Dies merke sie an den begeisterten Rückmeldungen. Sie erhalte viel Post von Atheisten und Agnostikern und Menschen, die sich vom christlichen Glauben abgewandt haben. Als Pfarrerskind habe sie jeden Tag ein Stück Bibel vorgelesen bekommen und jeden Sonntag den Gottesdienst besucht. Dies sei „anfangs entsetzlich langweilig“ gewesen, weil man sie dahin „gezwungen“ habe. Rückert: „Heute machen wir sozusagen selber Kirche.“ Die Frage, ob es Gott gibt oder nicht, spiele für sie keine Rolle. Man dürfe die Bibel nicht wörtlich nehmen, „sonst müsste man heute auch Menschen steinigen“. Im Podcast spreche sie über Stellen, von denen man im Religionsunterricht nichts erfahre, etwa über das Ende der „Rotte Korach“. Nach einem Aufstand Korachs gegen Mose zerriss laut dem Alten Testament die Erde unter Korach und seinen Anhängern und „sie fuhren lebendig in das Totenreich hinunter“ (4. Mose 16,33).
Die Menschen in der Bibel sind wie Nachbarn
Rückert zufolge ist die Bibel eine Sammlung von Geschichten, Rätseln und Vorschriften, die sich „bewährt“ habe. Die Natur des Menschen spiegele sich in ihr. Es sei „wahnsinnig spannend“, sich damit zu beschäftigen. Die Bibel enthalte „keine ollen Kamellen von vor 3.000 Jahren“, sondern sei „ein Menschenbuch“. Ihre größte Überraschung sei es gewesen, dass die Menschen in der Bibel wie ihre Nachbarn seien. Der Mensch habe sich über die Jahrtausende nicht geändert. Seine Konflikte und Grundbedürfnisse seien gleichgeblieben. Rückerts Lieblingsgeschichte ist die Begegnung des Propheten Nathan mit König David (2. Samuel 12). Nathan habe David ein Gleichnis erzählt, so dass dieser erkannte, dass Gott mit ihm gebrochen habe. Rückert: „Das ist eine der stärksten Szenen in der ganzen Bibel.“