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O’Bros feiern einen „etwas anderen Gottesdienst“

Von: nicole Datum Beitrag: 02.05.2025 Kommentare: Keine Kommentare Tags: , , , ,

Die christlichen Rapper „O’Bros“ luden am 27. April zu einem Gottesdienst unter freiem Himmel nach Stuttgart ein. Mehr als 5.000 Menschen kamen – auch IDEA-Redakteurin Erika Weiss war dabei.

Ein Sonntagnachmittag in Stuttgart. Strahlender Sonnenschein, 21 Grad. Auf dem Marktplatz ist eine Bühne aufgebaut, leise tönt christliche Musik aus den Lautsprechern. Wo sonst Demonstrationen oder Marktstände das Stadtbild prägen, stehen heute mehr als 5.000 Menschen – Kinder, Teenager, Familien, Senioren. Kleinkinder sitzen auf den Schultern ihrer Väter, Jugendliche tragen T-Shirts mit bunten Aufdrucken wie „Jesus Is King“ (Jesus ist König). Die Stimmung: erwartungsvoll, gelöst, freudig. Sie alle sind heute hier, weil das christliche Rapper-Duo „O’Bros“ – bestehend aus Maximilian und Alexander Oberschelp – zu einem Open-Air-Gottesdienst eingeladen hat. Keine 48 Stunden zuvor spielten sie noch vor rund 7.000 Menschen in der Porsche Arena.Jetzt wollen sie eine Woche nach Ostern die christliche Botschaft dorthin bringen, wo sie im Alltag oft untergeht: auf die Straße.

Singende Gemeinschaft

Wenige Sekunden vor 16 Uhr zählt die Menge im Chor einen Countdown runter und ruft einstimmig „O’Bros! O’Bros! O’Bros!“ Dann erklingt der Song „Amen“, und Maxi und Alex betreten unter jubelndem Applaus die Bühne. Alex ruft: „Dankeschön, dass ihr alle da seid! Wie ist die Stimmung?“ Die Antwort: tosender Jubel. Maxi zeigt in den Himmel: „Wunderschönes Wetter heute, oder?“ Die Menge stimmt begeistert ein. „Heute feiern wir einen etwas anderen Gottesdienst“, kündigt Alex an, und sie beginnen mit dem ersten Lied. Und tatsächlich: Die nächsten Minuten sind weniger liturgisch als leidenschaftlich. Die Menge singt kollektiv mit und hebt die Hände im Takt – selbst viele Kinder bekommen die schnellen Rap-Passagen hin. Immer wieder fordern die Brüder das Publikum auf: „Alle Hände hoch!“ oder „Alle klatschen!“ – die Menge folgt begeistert. Zwischen den Liedern sprechen die Brüder über Themen wie Nächstenliebe, Einheit und Hoffnung. Ihre Kommunikation ist eingespielt: Einer beginnt den Satz, der andere beendet ihn. Brüderlich legen sie sich die Arme über die Schultern – ihr gemeinsamer Auftritt wirkt authentisch und vertraut. Als die Outbreakband auf die Bühne kommt und mit der Menge gemeinsam „Komm und lobe den Herrn“ singt, verwandelt sich der Marktplatz in eine singende Gemeinschaft. Die Atmosphäre ist schon fast intim – trotz der Tausenden Menschen, die sich nicht kennen.

Der Glaube als Kraftquelle

Emotional wird es, als die O’Bros über ihren verstorbenen Freund Philipp Mickenbecker (1997–2021) sprechen, der mit seinem offenen Umgang mit seiner Krebserkrankung vielen Menschen Mut gemacht hat. „Philipp hatte keine Angst vor dem Tod“, sagt Maxi. „Trotz Schmerzen konnte er mit Hoffnung in die Ewigkeit gehen.“ Der Glaube als Kraftquelle – das ist die Botschaft, die sich durch den gesamten Nachmittag zieht. Eine Poetry-Slammerin bringt die christliche Botschaft in dichterischer Form auf den Punkt. Sie spricht von der Sünde und der Erlösung durch Jesu Tod am Kreuz: „Der Weg wurde für uns freige macht. Keine Schuld kann ändern, dass ich gerettet bin. Denn die allergrößte Liebestat fand damals statt auf Golgatha.“ Ihre Worte treffen den Nerv des Publikums, das zustimmend applaudiert.

Grundeinkommen an Liebe

Es folgt eine rund zehnminütige Predigt von Johannes Hartl, katholischer Theologe und Gründer des Gebetshauses Augsburg. Er knüpft an die Songinhalte an und spricht über Unfrieden und Ängste, die Menschen lähmen können. Die Lösung hierfür sei: „Bitte Gott inmitten deiner Ängste und deines Unfriedens, dass er dir hilft.“ Gott sehe jeden einzelnen Menschen: „Jesus kennt deinen Namen.“ Hartls Vision: „Ich bin für ein bedingungsloses Grundeinkommen für alle an Liebe.“ Die Zuhörer applaudieren bestätigend. Dieses Grundeinkommen fänden Menschen in Jesus: „Jeder Mensch ist von Gott geliebt. Ich glaube, wenn Menschen das wüssten, würden wir weniger Mist bauen.“

Liebe teilen

Gegen Ende der Veranstaltung betonen die O’Bros, was ihnen wirklich wichtig ist. „Wir wollen unser Herz. Die Liebe, die wir erlebt haben“, sagt Alex. Maxi ergänzt: „Wir wollen teilen, was wir jeden Tag selbst erleben.“ Alex ermutigt die Zuhörer, Gott eine Chance zu geben. Er betont: „Uns geht es nicht darum, jemandem etwas überzustülpen. Im Gegenteil: Wir distanzieren uns davon, Menschen übergriffig vom Glauben zu erzählen. Ich hoffe, das spürt ihr auch.“ Einige Menschen klatschen bestätigend. Die letzten Songs folgen – doch das Publikum ruft nach einer Zugabe. Die Brüder stimmen „Churchies“ an, den Song, mit dem sie bekannt wurden. Die Menge rappt mit. Schließlich betet Alex – und als Abschluss singen alle gemeinsam a cappella den Refrain von „So groß ist der Herr“. Tausende Stimmen verschmelzen zu einem einzigen Klang. Während die O’Bros unter tosendem Applaus die Bühne verlassen, bleibt Alex noch einen Moment allein stehen. Er blickt in die Menge, formt mit den Händen ein Herz – ein stummes Dankeschön an ein Publikum, das gekommen ist, um zu glauben, zu feiern und Gemeinschaft zu erleben.

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