In den zehn größten deutschen Städten ist die Zahl der Austritte aus den beiden großen Kirchen 2018 im Vergleich zum Vorjahr um 17 Prozent gestiegen. Das hat eine Recherche der ZEIT-Beilage „Christ & Welt“ (Hamburg) bei Amtsgerichten und Standesämtern ergeben. Nicht alle Ämter trennen in ihrer Statistik zwischen den beiden Konfessionen, deswegen erfolgte eine gemeinsame Auswertung der Zahlen. An der Spitze der Austritte (katholisch und evangelisch) stehen Essen und Köln mit einer Steigerung von 24 Prozent auf 2.710 in Essen und auf 7.572 in Köln. In Berlin sind es 21 Prozent (2018: 16.845 Austritte), in Düsseldorf 20 Prozent (4.068), in Dortmund 17 Prozent (2.707), in München (13.879) und Hamburg 16 Prozent (13.525), in Leipzig (1.555) und in Stuttgart jeweils 14 Prozent (4.388). Den geringsten Anstieg verzeichnete Frankfurt am Main mit sechs Prozent (6.286).
Der Kirchenaustritt muss in Deutschland nicht bei der Kirche, sondern auf einem Amt erklärt werden. Deswegen sind die Behörden die erste Quelle für aktuelle Zahlen. Die Auswertungen der beiden großen Kirchen für ganz Deutschland wird erst im Sommer vorliegen. Aus den im Juli 2018 für 2017 veröffentlichten Statistiken der EKD (Hannover) und der (katholischen) Deutschen Bischofskonferenz (Bonn) geht hervor, dass die evangelische Kirche schneller als die römisch-katholische Kirche schrumpft. Bei den Protestanten ging die Mitgliederzahl 2017 im Vergleich zu 2016 um 390.000 auf gut 21,5 Millionen zurück. Das entspricht einem Minus von 1,8 Prozent. Ende 2007 hatte die evangelische Kirche noch 3,3 Millionen mehr Mitglieder als 2017, nämlich 24,8 Millionen. Die Katholiken verloren 2017 rund 268.000: ein Minus von 1,1 Prozent im Vergleich zu 2016. Sie bleiben mit 23,3 Millionen Angehörigen die größte Konfession. Insgesamt sind 54,4 Prozent der 82,5 Millionen Einwohner in Deutschland Mitglied in einer der beiden großen Kirchen. 2005 waren es noch 62 Prozent.