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„Wir brauchen ein verpflichtendes Soziales Jahr“

„Die Motivation ist der Dank der Menschen. Helfen kann auch einen selbst durch schwierige Zeiten durchtragen.“ (Foto: Tim Marshall/ unsplash.com)

Die Tübinger Notfallmedizinerin Lisa Federle fordert ein Soziales Jahr für alle Schulabgänger: „Wir müssen unserer Jugend die Wergwerfmentalität, das Wegschauen und die Oberflächlichkeit abgewöhnen, die sie sich antrainiert hat“, sagte sie beim christlichen Medienkongress „MOVEO22“, der am 1. und 2. September in Frankfurt am Main stattfand. Die Medizinerin, die unter anderem mit einer mobilen Arztpraxis unterwegs ist, erläuterte vor rund 120 Journalisten, ein verpflichtendes Soziales Jahr würde zu einer anderen Einstellung alten Menschen sowie Not und Armut gegenüber führen: „Wir haben eine Eigenverantwortung. Wir können uns nicht immer nur auf Politiker verlassen. Das müssen wir wieder lernen. Am besten so früh wie möglich.“ Damit lege man ein gutes Fundament bei jungen Menschen. Jeder könne anderen irgendwie helfen. „Wir hätten so eine bessere Gesellschaft“, erklärte Federle mit Blick auf die vielen Krisen, die die Menschen gerade beutelten. Wenn sie eine Krise sehe, packe sie an. Sie könne gar nicht anders: „Die Motivation ist der Dank der Menschen. Helfen kann auch einen selbst durch schwierige Zeiten durchtragen.“

Umwege gehören zum Dasein dazu

Wie die 61-Jährige berichtete, ist sie in einer streng pietistischen Familie aufgewachsen. Die Mutter verbot ihr, Hosen anzuziehen, sich zu schminken oder auf Partys zu gehen. Mit 11 Jahren verlor Federle ihren Vater. Mit 18 Jahren brach sie aus dem engen Korsett aus und wurde ungewollt schwanger. Sie bekam das Kind, jobbte als Kellnerin, holte ihr Abitur auf dem zweiten Bildungsweg nach und begann mit 30 Jahren Medizin zu studieren. Dabei, wie sie erzählte, sei es schon seit frühster Kindheit ihr Traum gewesen Missionsärztin zu werden: „Das Leben ist für mich ein großes Experiment und Umwege gehören zum Dasein dazu.“

Glaube sollte etwas Befreien des sein

Sie sei trotz allem nicht undankbar für ihre Kindheit und Erziehung: „Das hat mich zu dem Menschen gemacht, der ich bin. Dadurch habe ich die Welt von vielen Seiten kennengelernt.“ Federle plädierte aber dafür, die Bibel weniger eng auszulegen: „Kinder lügen, Kinder klauen mal ein Gummibärchen. Ich kam mir immer sündig und schlecht vor. Damit habe ich heute noch zu kämpfen.“ Glaube sollte etwas Befreiendes und Schönes sein und nichts, womit man den anderen erziehe, sagte die Mutter von vier Kindern. Lisa Federle war zu Beginn der Corona-Pandemie bundesweit bekannt geworden, weil sie in Tübingen eine kostenlose Teststrategie forderte und mit ihrer mobilen Arztpraxis schließlich selbstständig umsetzte. Die Universitätsstadt galt damit früh als Beispiel einer zielgerichteten Pandemiebekämpfung. Für ihr Engagement erhielt sie 2020 das Bundesverdienstkreuz am Bande. Federle ist Gast in zahlreichen Talkshows.


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