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Widerstand lohnt sich (Baden-Württembergs Bildungsplan 2015)

("Adventisten heute"-Aktuell, 4.4.2014) Der hochumstrittene Entwurf des Bildungsplans 2015 der grün-roten Landesregierung in Baden-Württemberg wird überarbeitet. Diese klare Ankündigung machte Ministerpräsident Winfried Kretschmann bei einem Spitzengespräch, zu dem er neun evangelikale Repräsentanten am 27. März in Stuttgart eingeladen hatte. Das war noch am Jahresende kaum denkbar. Das Umdenken hatten weder die oppositionelle CDU (die bei diesem Thema zunächst schwach und gespalten war) bewirkt noch in erster Linie die evangelischen und katholischen Kirchen. Sie übten zwar Kritik (besonders die württembergische), doch sie wurde konterkariert beispielsweise von zustimmenden theologischen Aussagen durch einen badischen Oberkirchenrat. So ist es vor allem ein Erfolg einiger mutiger evangelikaler Christen. Sie wollten sich nicht damit abfinden, dass schon in der Grundschule sexuelle Vielfalt fächerübergreifend positiv dargestellt werden und nicht mehr Ehe und Familie Vorrang haben soll. Stattdessen geht es hauptsächlich um LSBTTI-Menschen (Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transgender, Transsexuelle, Intersexuelle). Eine kleine Minderheit soll der großen Mehrheit in den Schulen ständig als gleichwertige Alternative präsentiert werden.

Es begann mit dem Mut eines Lehrers

Der öffentliche Widerstand begann mit einem Realschullehrer aus dem Schwarzwald. Gabriel Stängle stellte Ende November eine Petition an den Landtag gegen den Bildungsplan ins Internet, die innerhalb kürzester Zeit fast 200.000 Unterschriften erhielt. Als dann noch aufsehenerregende Demonstrationen dazu kamen, erhielten evangelikale Christen eine Medienpräsenz wie nie zuvor. Besonders der Generalsekretär der Deutschen Evangelischen Allianz, der Stuttgarter Hartmut Steeb, konnte gar nicht alle Anfragen von Fernsehanstalten für Interviews und Gesprächsrunden wahrnehmen, wobei ihm gleichzeitig eine Woge von Hass entgegenschlug. Dazu gehörten ein falsches Zitat des Moderators und Unwahrheiten des baden-württembergischen Kultusministers in der SWR-Sendung Nachtcafé.

Aus Angst vor der nächsten Wahl?

Spürte Ministerpräsident Kretschmann, dass er die nächste Landtagswahl gegen so viel "Christenmacht" nicht gewinnen kann? Hat er deshalb evangelikale "Häupter" zum Gespräch eingeladen? Was Evangelikalen hier als Ergebnis politisch möglich wurde, ist ihnen auf kirchlicher Ebene weder beim umstrittenen Pfarrdienstrecht noch bei der ebenfalls heiß umkämpften Orientierungshilfe der EKD zu Ehe und Familie gelungen. Kirchenleiter werden eben nicht wie Politiker vom Kirchenvolk gewählt. Solange die Synoden bis auf wenige Ausnahmen weithin linksliberal besetzt sind und die Kirchensteuern fließen, braucht man offensichtlich auf Evangelikale wenig Rücksicht zu nehmen. Da geht es in der Politik demokratischer zu.

Eine Ermutigung für evangelikale Christen

Der Streit um den Bildungsplan hat jedenfalls gezeigt: Widerstand lohnt sich, wenn er sachlich erfolgt und auch das Internet als das freieste aller Medien genutzt wird. Auf jeden Fall ermutigt die Entwicklung in Baden-Württemberg die oft resignierte Schar theologisch konservativer Protestanten, nicht alles hinzunehmen, was an Unbiblischem auf den Plan tritt. (idea)


Helmut Matthies ist Leiter der Evangelischen Nachrichtenagentur idea (Wetzlar).

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