("Adventisten heute"-Aktuell, 23.12.2011) Was bedeutet es, dass Gott Mensch wird? Über diese Frage sprach der Professor für Neues Testament an der Universität Nottingham (England), Roland Deines, in einem Interview mit der Evangelischen Nachrichtenagentur idea aus Anlass des Weihnachtsfestes.
Jesus: mehr als Wanderprediger und Sozialreformer
Deines zufolge ist Gott in seinem Sohn Jesus Christus tatsächlich in die Welt gekommen. Wer Jesus nur als Wanderprediger und Sozialreformer sehe, aber nicht als den Mensch gewordenen Gottessohn, beschreibe einen Jesus, den es so nie gegeben habe. Eine theologische Betrachtung sollte sich deutlich unterscheiden von der eines Historikers, der die Geschichte ohne das Eingreifen Gottes beschreibt. Die Weihnachtsgeschichte versuche, göttliches Geschehen in menschliche Sprache zu fassen. Deines: "Sie beschreibt und erklärt etwas Einzigartiges, etwas bis dahin Ungeschehenes, Ungehörtes und Ungesehenes. Deshalb gibt es die größten Spannungen zwischen den Evangelien am Anfang und am Ende von Jesu Leben, bei seiner Geburt und bei seiner Kreuzigung und Auferstehung - also an den Stellen wo das Eingreifen Gottes in den Ereignisablauf am stärksten ist." Dass diese Beschreibungen nicht völlig deckungsgleich seien, bedeute nicht, dass die Ereignisse nicht geschehen seien.
Das Wunder von Weihnachten widerspricht allen Vorstellungen
Deines zufolge widerspricht die Menschwerdung Gottes allen Vorstellungen, die sich Menschen von Gott machen: "Dass Gott auf seine Allmacht verzichtet und sich mit seinen Geschöpfen identifiziert, sich also mit ihm gleich macht, wie es tiefer und enger nicht geht - das ist bis heute die große Überraschung!" Zu den Wundern von Weihnachten zähle auch die jungfräuliche Empfängnis Marias: "Die Jungfrauengeburt drückt aus, dass es Gottes unverfügbare Gnade ist, dass Jesus in diese Welt gekommen ist. Es gibt von menschlicher Seite keine Möglichkeit, Gott in die Welt hinein zu zwingen." (idea)