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Weibliche Genitalverstümmelung - ein weltweites Problem

("Adventisten heute"-Aktuell, 18.9.2015) Zum Thema "Weibliche Genitalverstümmelung - ein globales Problem" lud am 9. September im Rahmen der Berliner Wirtschaftsgespräche das Krankenhaus "Waldfriede", eine Einrichtung der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten, nach Berlin-Zehlendorf ein. Rein wirtschaftlich betrachtet würde sich ein ganzheitliches Betreuungsangebot für Opfer der weiblichen Genitalverstümmelung nicht lohnen, betonte der Geschäftsführer des Krankenhauses, Bernd Quoß, zu Beginn der Gesprächsrunde. Doch "Waldfriede" möchte nach den Prinzipien der christlichen Nächstenliebe diesen Frauen helfen.

150 Millionen Frauen und Mädchen betroffen

Weibliche Genitalverstümmelung, englisch "Female Genital Mutilation" (FGM), sei ein grausames und leider weit verbreitetes Ritual, informierte der Leiter des "Desert Flower Center" Waldfriede, der Chefarzt und Ärztliche Direktor des Krankenhauses, Professor Dr. med. Roland Scherer, in seinem Impulsvortrag. Alle elf Sekunden werde weltweit ein Mädchen durch die sogenannte rituelle Beschneidung der Genitalien verstümmelt. Jeden Tag teilten 8.000 Mädchen dieses Schicksal. Global seien nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) etwa 150 Millionen Frauen und Mädchen beschnitten. FGM geschehe nicht nur in bestimmten Regionen Afrikas, sondern auch in einigen Ländern Asiens. Durch die Migration käme dieses Problem auch nach Nordamerika, Europa und Australien. Selbst in Deutschland einschließlich Berlin lebten bis zu 50.000 Opfer.

Zehn Prozent der Mädchen sterben

Bei der Genitalverstümmelung würden einem Mädchen im Alter von vier bis zwölf Jahren die Klitoris sowie häufig auch die inneren und äußeren Schamlippen abgeschnitten. Die Beschneidung werde von professionellen Beschneiderinnen, traditionellen Hebammen oder Großmüttern durchgeführt. Diese hätten kaum medizinische Kenntnisse. Die etwa 15 Minuten dauernde Prozedur geschehe ohne Narkose und völlig unhygienisch. Zehn Prozent der Mädchen würden deshalb an den unmittelbaren Folgen und weitere 25 Prozent an langfristigen Komplikationen von FGM sterben.

Ganzheitliche Hilfe im "Desert Flower Center" Waldfriede

Das "Desert Flower Center" Waldfriede in Berlin-Zehlendorf wurde am 11. September 2013 als weltweit erste Einrichtung eröffnet, die genitalverstümmelte Frauen ganzheitlich versorgt. Schirmherrin des Centers ist das ehemalige Model Waris Dirie. Seit 2002 setzt sie sich mit ihrer "Desert Flower Foundation" in Wien für die Rechte afrikanischer Frauen und gegen das Ritual der Beschneidung ein.
Bei den medizinischen Eingriffen gehe es laut Scherer um die Behandlung von Komplikationen nach FGM. Auch die Plastische Wiederherstellungschirurgie zur Rekonstruktion der Klitoris und des äußeren Genitales sei im "Desert Flower Center" möglich, ebenso eine psychosoziale Betreuung und Beratung.
Die ärztliche Koordinatorin im "Desert Flower Center", die Oberärztin für Chirurgie Dr. med. Cornelia Strunz, berichtete, dass sich von den 81 Frauen, welche seit Eröffnung zu ihrer Sprechstunde kamen, nur etwa die Hälfte operieren ließ. Die meisten seien traumatisiert. Deshalb stünde für sie auf Wunsch auch ein Team mit einer Psychotherapeutin, einer Pädagogin, einer Seelsorgerin sowie Beraterinnen und Dolmetscherinnen bereit. Monatlich treffe sich eine Selbsthilfegruppe.

Die Politik ist gefordert

Der Bundestagsabgeordnete Karl-Georg Wellmann (CDU), Mitglied des Auswärtigen Ausschusses, sagte: "Man steht dieser Situation fassungslos gegenüber. Ein Kind wird von Deutschland ins Ausland gebracht, um beschnitten zu werden!" Hier sei die Politik gefordert. Er informierte, dass das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) Strategien gegen Genitalverstümmelungen entwickele. So sollen beispielsweise Organisationen in Afrika finanziell unterstützt werden, die über FGM in den Dörfern aufklärten. (APD)

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