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Was evangelische Christen vom neuen Papst erhoffen

("Adventisten heute"-Aktuell, 15.3.2013) Führende Repräsentanten der evangelikalen Bewegung in Deutschland haben vielfältige Erwartungen an den neuen Papst Franziskus. Vor allem hoffen sie auf neue Impulse für die Ökumene. Das ergab eine Umfrage der Evangelischen Nachrichtenagentur idea. Das 115 Personen umfassende Kardinalskollegium hatte am 13. März den 76-jährigen argentinischen Kardinal Jorge Mario Bergoglio (Buenos Aires) zum Oberhaupt von rund 1,2 Milliarden Katholiken gewählt. Der Jesuit ist der erste Nicht-Europäer auf dem Stuhl Petri. Er tritt die Nachfolge von Benedikt XVI. an. Der 85-jährige Deutsche war am 28. Februar nach achtjähriger Amtszeit aus gesundheitlichen und Altersgründen zurückgetreten.

Allianz: Perspektivwechsel für die Christenheit

In Stellungnahmen verbinden deutsche Evangelikale ihre Gratulation an Franziskus mit einer Würdigung der Entscheidung, an die Spitze der katholischen Kirche einen aus Südamerika stammenden Theologen zu wählen. Dort leben etwa 40 Prozent aller Katholiken. Dieser Perspektivwechsel könne der Kirche und der gesamten Christenheit gut tun, sagte der Vorsitzende der Deutschen Evangelischen Allianz, Präses Michael Diener (Kassel), gegenüber idea. Die regionale Gestaltungsfreiheit der Verantwortlichen in der katholischen Kirche solle zunehmen, so dass wichtige Reformen - auch im Miteinander von katholischen und evangelischen Christen in Deutschland - vorangetrieben werden. Außerdem hofft Diener, dass die in Lateinamerika gelegentlich auftretende Konkurrenz zwischen katholischer Kirche und evangelikalen Gruppierungen "die insgesamt wachsende Wahrnehmung und Wertschätzung von Gemeinsamkeiten zwischen katholischer Kirche und Weltweiter Evangelischer Allianz, etwa in ethischen Fragen, nicht beeinträchtigt, sondern weiter vorangetrieben wird". Bei den nach wie vor gravierenden Lehrunterschieden, etwa in Fragen des Amtsverständnisses, wäre nach Dieners Worten eine kontinuierliche Annäherung auf der Grundlage des Christuszeugnisses der Heiligen Schrift wünschenswert.

Bekennende Gemeinschaften: Dem Zeitgeist wehren

Nach Ansicht des Vorsitzenden der theologisch konservativen Konferenz Bekennender Gemeinschaften in den evangelischen Kirchen Deutschlands, Pastor Ulrich Rüß (Hamburg), könnte Franziskus wichtige Impulse, Hilfe und Korrektur für die weltweite Ökumene geben. "Wir wünschen ihm jene Weltoffenheit, die die Herausforderungen der Zeit aufnimmt, aber dem Relativismus, Zeitgeist und Säkularismus wehrt", so Rüß. Der Papst brauche neben Kraft und Beistand des Heiligen Geistes "die unerschütterliche Standfestigkeit und Treue zum Evangelium und den unveränderbaren Grundlagen christlichen Glaubens. Wir hoffen auf eine Weiterführung des christuszentrierten, bewahrenden Glaubenskurses von Benedikt XVI., wie er in seinen Jesusbüchern zum Ausdruck kam".

Freikirchen: Keine zu hohen Erwartungen

Der Präsident der Vereinigung Evangelischer Freikirchen, Präses Ansgar Hörsting (Witten) vom Bund Freier evangelischer Gemeinden, warnt vor zu hohen Erwartungen an den neuen Papst. Hinsichtlich grundlegender Veränderungen sollte man vorsichtig bleiben. Hörsting wünscht Franziskus, dass es ihm gelinge, "bei aller Macht und Pracht, allem Trubel und Jubel, bei allem Einfluss und Pomp eines zu sein und zu bleiben: ein einfacher Nachfolger Jesu Christi".

Charismatische Ausstrahlung und tiefes geistliches Leben

Der Direktor für ökumenische Angelegenheiten der Weltweiten Evangelischen Allianz, Rolf Hille (Heilbronn), bezeichnete Papst Franziskus als Persönlichkeit "mit charismatischer Ausstrahlung und tiefem geistlichen Leben". Die Namenswahl deute an, dass er sich als Anwalt der Armen und Ausgebeuteten verstehe und der sozialen Frage höchste Aufmerksamkeit widmen werde. In ethischen Fragen, etwa beim Schutz ungeborenen Lebens, werde es wohl bei der bisherigen Haltung der katholischen Kirche bleiben. Hille ist ferner gespannt, welches Bild Franziskus von den charismatischen und pfingstkirchlichen Bewegungen in Lateinamerika hat und wie es sich auf die ökumenischen Gespräche auswirken werde. Ebenso interessant könnten die Impulse zur Neuevangelisierung in den vom Christentum geprägten Ländern werden. Viele Mitglieder der Kirche gehörten ihr nur formal an.

EKD: "Gespräche auf Augenhöhe"

Repräsentanten der EKD und der deutschen Kirchenbünde heben die Bedeutung der Papstwahl für die Ökumene hervor. Nach Ansicht des EKD-Ratsvorsitzenden, Präses i.R. Nikolaus Schneider (Berlin), sollte die Stärkung der Gemeinschaft mit anderen Konfessionen und das Gespräch mit anderen Religionen einen hohen Stellenwert einnehmen. In Deutschland sei ein gemeinsames christliches Zeugnis der beiden großen Kirchen nötig. Die Kirchen der Reformation und die römisch-katholische Kirche sollten eine "Ökumene der Gaben sichtbarer leben". Außerdem hofft Schneider auf einen weltweiten Einsatz für Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung. Die Präses der EKD-Synode, Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Bündnis 90/Die Grünen), wünscht "Gespräche auf Augenhöhe", wobei sich die beiden großen Kirchen in ihrer Verschiedenheit akzeptieren müssten. (idea)

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