In der Depression kein Frieden im Gebet
Der zweite Grund sei der zunehmende Bindungsverlust. In einer Gesellschaft, in der etwa Kirchen oder Vereine stetig Mitglieder verlieren, sei der Mensch nicht mehr in ein einheitliches System eingebunden. Barocka: "Viele wissen nicht mehr, wo sie hingehören. Wenn aber ein Mensch isoliert ist, besteht ein erhöhtes Risiko, dass er seelisch krank wird." Im Blick auf die Zunahme von Depressionen (von lateinisch deprimere: niederdrücken) sagte Barocka: "Bei dieser Erkrankung können wir keine Gefühle haben. Christen empfinden im Gebet keinen Frieden und stellen sehr verstört fest, dass Gott fern zu sein scheint." Alle abrupten Veränderungen wie zum Beispiel ein neuer Arbeitsplatz, ein Umzug oder gar der Tod des Partners seien kritische Lebensereignisse, die eine Depression auslösen könnten.Mit "Burnout" werden oft andere Krankheiten verschleiert
Auch das in den Medien häufig thematisierte Burnout-Syndrom (Ausgebranntsein) könne sich zur Depression entwickeln. Bei Burnout-Patienten ist das Stress-System erschöpft, so dass sie sich ausgelaugt und resigniert fühlen. Laut Barocka können die Gründe in der Persönlichkeit des Patienten liegen: "Übertriebener Ehrgeiz und nicht Nein sagen können, machen für die Erkrankung anfällig." Im Alltag werde der Begriff Burnout jedoch häufig verwendet, um eine andere Krankheit zu verstecken: "Es gibt in der Praxis nur wenige echte Burnout-Fälle. Viele sagen nicht, dass sie eine Depression oder eine Angsterkrankung haben, sondern sprechen lieber von Burnout. Das klingt ehrenwert, weil es man denkt, dass sich der Betroffene sehr verausgabt hat."Dem Leben Stabilität geben
Eine Hilfe für Christen besteht laut Barocka darin, dass sie auf die Güte Gottes vertrauen und darum Verantwortlichkeit abgeben dürfen: "Wir sind Empfangende, die aus der Gnade heraus leben und nicht für alles verantwortlich sein können oder müssen - das ist eine große Entlastung." Darüber hinaus sei es hilfreich, dem Leben Stabilität zu geben, indem man durch Stille Zeit, Gebet und Orientierung am Kirchenjahr eine geistliche Struktur schafft. Auch die persönliche Glaubenserfahrung und Gemeinschaft mit anderen Christen gebe Halt in schwierigen Zeiten. Barocka: "Die persönliche Bindung an Jesus und die Anbindung an seine Gemeinde sind unerlässlich."Die Klinik Hohe Mark ist ein Fachkrankenhaus für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik. Die 1904 gegründete Einrichtung gehört zum Deutschen Gemeinschafts-Diakonieverband (Marburg). (idea)
Homepage der Klinik Hohe Mark: www.klinik-hohe-mark.com