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Verantwortung übernehmen, Versöhnung suchen

("Adventisten heute"-Aktuell, 17.6.2016) Zur 21. Internationalen Berliner Begegnung kamen 350 Politiker, Diplomaten, Kirchenvertreter u. a. aus 43 Ländern. Das Treffen vom 9. bis 11. Juni stand unter dem Motto "Verantwortung vor Gott und den Menschen - Quelle der Hoffnung in schwerer Zeit". Zu Beginn gab es einen Empfang durch den Bundestagsvizepräsidenten Johannes Singhammer (CSU). Höhepunkt des Treffens ist ein Gebetsfrühstück - nach dem Vorbild des Nationalen Gebetsfrühstücks, das %ADtraditionell Anfang Februar in Washington stattfindet.

Selbstkritischer Blick auf die deutsche Geschichte

Erst wenige Tage zuvor hatte der Deutsche Bundestag fast einstimmig das Massaker an den bis zu 1,5 Millionen christlichen Armeniern 1916 in der Türkei als Völkermord anerkannt. Beim internationalen Gebetstreffen legte Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) nach: Völker müssten sich unvoreingenommen den Verbrechen der eigenen Geschichte stellen, um zum Frieden beizutragen. Lammert kritisierte damit indirekt den Präsidenten der Türkei, Erdogan, der den Völkermord an den Armeniern bestreitet. Als Schirmherr des Gebetstreffens richtete Lammert den Blick selbstkritisch auf die deutsche Geschichte und erinnerte an die Verbrechen, die Deutschland während des Zweiten Weltkriegs an seinen Nachbarländern begangen hatte. In den zurückliegenden Jahrzehnten habe sich Deutschland bemüht, Verantwortung zu übernehmen und Versöhnung zu suchen. Lammert zufolge gibt es in der Menschheitsgeschichte bis in die Gegenwart "gigantische Verirrungen".

Europa hat keine Lösung für die Flüchtlingsströme

Derzeit kämen viele Menschen auf der verzweifelten Flucht ums Leben. Die EU habe keine Antwort auf die Flüchtlingsströme. Man stehe nicht kurz vor der Lösung des Problems, sondern noch bei "vorbereitenden Übungen". Europa befinde sich politisch in einer "miserablen Verfassung", um eine gemeinsame Lösung zu finden. Dabei lebe Europa in der "vielleicht besten Zeit, die dieser Kontinent jemals hatte".

CDU: Nicht mit religiösen Gefühlen anderer spielen

Zu Wort kamen bei der Berliner Begegnung auch die Chefs der beiden größten Fraktionen im Bundestag. Nach Ansicht des Vorsitzenden der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Volker Kauder, sollten Menschen nicht mit den religiösen Gefühlen und Symbolen anderer Religionen spielen. Es sei nicht zulässig, etwas zu attackieren, was anderen Menschen heilig ist. Kauder zufolge können Religionen zu Streit, Mord und Totschlag beitragen, wenn sie falsch verstanden werden. Von jeder Religion sollte jedoch die Botschaft ausgehen, dass der Mensch Ebenbild Gottes sei und deshalb jeder Mensch dem anderen Respekt entgegenbringen müsse.

SPD: Deutschland ist multireligiös

Nach Worten des Vorsitzenden der SPD-Bundestagsfraktion, Thomas Oppermann, ist Deutschland mittlerweile eine multireligiöse Gesellschaft. Dennoch finde sich in der Präambel des Grundgesetzes ein Gottesbezug. Die Werte des Grundgesetzes hätten ihre Quellen in Humanismus, Aufklärung, Christentum und Judentum. Flüchtlinge könnten in Deutschland bleiben, wenn sie die Regeln des Grundgesetzes beachteten und Andersgläubige respektierten. Weltweit werde Religion häufig als politisches Kampfmittel missbraucht. Dies gelte etwa, wenn die "Alternative für Deutschland" (AfD) behaupte, dass der Islam gegen das Grundgesetz verstoße. Damit würden Menschen ausgegrenzt und ihre Würde mit Füßen getreten. Der Europaabgeordnete Michael Theurer (FDP) berichtete von elf parlamentarischen Gebetsfrühstückstreffen für die 751 Abgeordneten in Brüssel und Straßburg. Zudem gebe es seit 1998 ein jährliches Europäisches Treffen. Es helfe, sich an Jesus Christus "zurückzubinden".

Togo (Westafrika): Mit Gebet aus der Krise

Der Präsident der Republik Togo, Faure Essozimna Gnassingbé, bekannte sich zum christlichen Glauben. Der Gott der Bibel gebe ihm Hoffnung, das Land zu versöhnen und Reformen voranzutreiben. Er bete dafür, Togo aus der Krise zu führen. Gnassingbé übernahm das Präsidentenamt 2005 von seinem Vater. Kritiker werfen ihm Wahlbetrug und Verfassungsbruch vor. In Togo praktizieren etwa 50 % der 5,8 Millionen Einwohner Naturreligionen, meist den Voodoo-Kult. Etwa 30 % sind Christen, 20 % Muslime.

USA: Die Kraft der Liebe Jesu

Laut dem Botschafter a./6/38201,D. der USA, Richard T. McCormack, haben sich in den letzten 2.000 Jahren zwei Dinge nicht verändert: 1. die menschliche Natur, die zu Gutem und Bösem fähig ist, 2. die Kraft der Liebe Jesu. Es gebe immer noch Kriege, Hunger und Armut, zugleich aber auch die Bereitschaft, Nächstenliebe zu erweisen und zu Versöhnung beizutragen.

Südsudan: Dank an Kanzlerin Merkel

Der Präsidentenberater im Südsudan, Prof. Bona Malwal Madut, dankte Bundeskanzlerin Angela Merkel für die Aufnahme von Hunderttausenden Flüchtlingen. Sie habe damit eine humanitäre Entscheidung getroffen. Madut forderte die Teilnehmer dazu auf, sich der Not der Flüchtlinge zuzuwenden. Der Südsudan gehört zu den ärmsten Ländern der Erde. Über fünf Millionen Menschen sind laut den Vereinten Nationen von Hunger bedroht, 2,3 Millionen vor Kämpfen geflohen.

Ein biblischer Zwischenruf von Friedrich Hänssler

Ein Höhepunkt des Gebetsfrühstücks während der Berliner Begegnung ist traditionell eine Andacht des Verlegers Friedrich Hänssler (89). Er kündigte einen "provokanten biblischen Zwischenruf" an. Bei seinen Ansprachen schlüpft Hänssler regelmäßig in die Rolle einer biblischen Person. Diesmal entschied er sich für den Hohepriester Kaiphas, der über den Angeklagten Jesus Christus zu entscheiden hatte: "Ich hatte nichts dagegen, dass Jesus umherging und Gutes tat, aber erhebliche Abneigung gegen das, was Jesus sagte. Ich schickte die Tempelpolizei aus, um ihn festzunehmen. Als sie mit leeren Händen zurückkamen, fragte ich, warum habt ihr ihn nicht mitgebracht? Ihre Antwort lautete: Es hat nie einer so geredet wie dieser Mensch."

Seine Ansprache beendete Hänssler mit persönlichen Worten: "Mit Jesus Christus bekommen wir nicht das, was wir wollen, sondern den, den wir brauchen. Jesus Christus ist mein Fürsprecher, der die Spaltung zwischen Mensch und Mitmensch, die Spaltung zwischen Mensch und Gott überwindet und versöhnt. Er ist die Quelle der Hoffnung." Dazu gab es Lesungen aus dem Alten und dem Neuen Testament, ein "Gebet für die Regierenden der Welt" und das Vaterunser. Das alles dürfte wohl einmalig im deutschen Politikbetrieb sein. (idea)

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