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US-Evangelikale verurteilen Folter

("Adventisten heute"-Aktuell, 12.12.2014) In den USA haben Evangelikale und Repräsentanten anderer religiöser Strömungen Folterungen scharf verurteilt. Nur vereinzelt äußern Personen Verständnis für die Anwendung von Foltermethoden unter außergewöhnlichen Bedingungen wie etwa nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001.

Barack Obama: "falsch und kontraproduktiv"

Hohe Wellen hat ein Sonderbericht des US-Senats geschlagen, der am 9. Dezember veröffentlicht wurde. Darin heißt es, 119 Terrorverdächtige seien nach den Anschlägen auf New York und Washington gefoltert worden. Zu den Methoden zählten tagelanger Schlafentzug, das Anketten an die Zellendecke, Einsperren in sargähnliche Kisten, vorgetäuschte Begräbnisse, Entkleiden, Schläge und die sogenannte Wasser-Folter, die Ertrinken simuliert. Diese Maßnahmen hätten dem Geheimdienst CIA aber keine neuen Erkenntnisse erbracht. Das bestreiten republikanische Senatoren in einem Minderheitenbericht. Vielmehr habe das CIA-Inhaftierungsprogramm "Menschenleben gerettet" und dazu beigetragen, das Terrornetzwerk El Kaida zu schwächen. Präsident Barack Obama hat die im Bericht beschriebenen Foltermethoden als "falsch und kontraproduktiv" bezeichnet. Sie stünden nicht im Einklang "mit unseren Werten als Nation". Hingegen kritisierten der frühere Präsident George W. Bush und sein Vizepräsident Dick Cheney den Senatsbericht. Der evangelikale Methodist Bush: "Wir taten damals exakt das, was notwendig war, um die Schuldigen für 9/11 zu schnappen und einen weiteren Anschlag zu verhindern."

Evangelikale: Unsere moralische Sicht ist getrübt

Die der Evangelischen Allianz vergleichbare Nationale Vereinigung der Evangelikalen hat bereits 2007 eine umfangreiche "Erklärung gegen Folter" veröffentlicht. Darin wird die "Heiligkeit des menschlichen Lebens" und die "unantastbare Würde" jedes Menschen betont. Die Menschenrechte dürften nicht außer Kraft gesetzt oder anderen Zwecken untergeordnet werden. "Unsere moralische Sicht ist seit 9/11 getrübt. Wir müssen unsere moralische Klarheit wiedergewinnen", heißt es in dem Papier. Die Terrorabwehr müsse im Einklang stehen mit den US-amerikanischen Werten und Gesetzen. Mit vielen anderen Bürgern fühlten sich die Evangelikalen zur Einhaltung der Menschenrechte verpflichtet: "Vor diesem Hintergrund distanzieren wir uns von der Anwendung von Folter und brutaler, inhumaner und erniedrigender Behandlung von Gefangenen." Anordnungen und Gesetze, die diesen Maßstäben nicht genügen, müssten widerrufen werden.

Weckruf für alle Gläubigen

Führende Repräsentanten von Juden und Christen in den USA haben sich in der "Nationalen Religiösen Kampagne gegen Folter" zusammengeschlossen. Sie betrachten den "Folter-Report" als Weckruf für alle Gläubigen. Sie appellieren an die Regierung, alle in dem Bericht beschriebenen Methoden zu beenden. Der Direktor der Kampagne, Pfarrer Ron Stief (St. Augustine/Florida), beklagt, dass Präsident Obama sich gegen eine strafrechtliche Verfolgung der Folterverdächtigen ausgesprochen habe. Der Kongress müsse jetzt Gesetze verabschieden, die Folter eindeutig verbieten, schreibt Stief - Pfarrer der Vereinigten Kirche Christi - auf der Internetseite der Kommunität "Sojourners" (Washington).

Baptisten: Warum schweigen Christen zur Folter?

Der Kommunikationsdirektor des Komitees für Ethik und Religionsfreiheit des Bundes der Südlichen Baptisten, Joe Carter (Washington), beklagt, dass Christen meist zur Folter geschwiegen hätten oder davon ausgingen, dass solche Methoden im "Krieg gegen den Terror" gerechtfertigt seien. Der Senatsbericht sollte seiner Ansicht nach die Debatte über die Legitimierung von Folter neu anstacheln, so Carter. Der konservativ geführte Bund der Südlichen Baptisten ist mit knapp 16 Millionen Mitgliedern die größte protestantische Kirche in den USA. Von katholischer Seite hat der Vorsitzende des Komitees für Gerechtigkeit und Frieden, Bischof Oscar Cantu (Las Cruces/Neu Mexiko), Foltermethoden als "zweifelsfrei falsch" verurteilt.

Weltweit werden Tausende gefoltert

Um Verständnis für die Anwendung von Folter zur Verhinderung weiterer Terroranschläge wirbt der Direktor des Instituts für Religion und Demokratie, Mark D. Tooley (Washington). Die laut dem Senatsbericht brutale Folter an 39 Häftlingen müsse man im Zusammenhang mit den rund 3.000 Todesopfern der Anschläge vom 11. September sehen. Ferner würden weltweit Tausende Menschen von tyrannischen Regimes gefoltert. Bei diesen Opfern handele es sich keineswegs um mutmaßliche Terroristen und ihre Komplizen, sondern oft nur um Oppositionelle. Der ehemalige CIA-Agent Tooley appelliert an die Kritiker, ihren Eifer, mit dem sie auf den Senatsbericht reagierten, für diese unschuldigen Folteropfer im Ausland einzusetzen. Einer bereits 2009 durchgeführten Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Pew (Washington) zufolge sind 49 Prozent aller US-Amerikaner der Meinung, die Folterung von Terrorismus-Verdächtigen könne manchmal gerechtfertigt sein. 62 Prozent der weißen Evangelikalen und 42 Prozent der Mitglieder theologisch liberaler Traditionskirchen teilten diese Ansicht. (idea)

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