Bisher ist die christliche Minderheit freilich von den Unruhen wenig berührt. Doch die Frage ist: Werden im Zuge des Demokratisierungsprozesses radikale islamische Kräfte an Macht gewinnen und die Religionsfreiheit einschränken?
Verschlossen für geistlichen Aufbruch
Bisher konnten die wenigen Christen in dem nordafrikanischen Land im Vergleich zu ihren Glaubensgeschwistern in den Nachbarländern Algerien und Marokko ihren Glauben relativ unbehelligt ausüben. Unter den rund zehn Millionen Einwohnern Tunesiens, die zu mindestens 98 Prozent Muslime sind, leben einige Hundert einheimische und ausländische Christen. Das Land war jedoch für einen geistlichen Aufbruch recht verschlossen. Erst seit etwa zehn Jahren habe sich dies geändert, so Missionsexperten.Adventisten besorgt
Die Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten weist in einer Erklärung vom 19. Januar auf ihre Besorgnis über die Situation in Tunesien hin. Sie drückt der in Ungewissheit lebenden Bevölkerung ihr Mitgefühl und ihre Solidarität aus. "Wir bitten die Mitglieder unserer Kirche und alle Gläubigen, für Frieden und Wohlergehen in diesem Land zu beten", schreibt Corrado Cozzi, Kommunikationsdirektor der Euro-Afrika-Division (Bern), die für Länder in Mittel- und Südeuropa, sowie Nordafrika zuständig ist."In den letzten Tagen gab es viel Unsicherheit und überstürzende Entwicklungen", berichtete ein Adventist aus Tunis. "Die Situation beruhigt sich aber von Tag zu Tag und die Armee versucht Ruhe und Ordnung zu sichern."
Die Adventisten haben eine Kirchengemeinde in Tunis und sind mit der Adventistischen Entwicklungs- und Katastrophenhilfe (ADRA) in Tunesien tätig. ADRA ermöglicht Mädchen in Berggebieten den Schulbesuch und stellt verwitweten Bauernfrauen Ziegen zum Aufbessern des Familieneinkommens zur Verfügung. Außerdem werden die Existenzgründung von Kleinunternehmen zur Herstellung von Teppichen und Kleidung sowie die Bienenzucht gefördert.