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Thomas' Tagebuch, Tag 9: Der letzte Sitzungstag

Freitag, 10. Juli. Immer weniger Delegierte nehmen an den Geschäftssitzungen teil, ganze Reihen sind unbesetzt. Die Europäer sind vorbildlich, ihre Plätze sind praktisch komplett eingenommen worden (man sitzt blockweise). GK-Vizepräsidentin Ella Simmons leitet die Aussprache am Vormittag.

Die europäischen Delegierten sind - wie bei jeder GK-Vollversammlung - vorbildlich:pünktlich und (fast) vollständig zur Stelle! (Foto: Karl-Heinz Walter/NDV)

Zentralismus oder Föderalismus

Es entspinnt sich eine Debatte über das 3. Kapitel der Gemeindeordnung. Darin wird das Recht geregelt, sich bei Meinungsverschiedenheiten innerhalb oder zwischen den einzelnen Organisationen und Institutionen an die nächsthöhere Instanz zu wenden. Der Vorschlag des Gemeindeordnungsausschusses ist, dass Divisionen bestimmte Einsprüche letztinstanzlich annehmen oder ablehnen können, und die Angelegenheit dann nicht bis zur Generalkonferenz durchgereicht werden kann, wie es bisher der Fall ist. Es geht hier auch um ein eher zentralistisches oder föderalistisches Kirchenverständnis. Die Debatte nimmt Fahrt auf, es liegt Spannung in der Luft. Nach einigem Hin und Her wird der obige Änderungsvorschlag, der eine föderalistische Sichtweise vertritt, mehrheitlich angenommen. Ted Wilson wird später klarstellen, dass die Generalkonferenz sich dennoch in einen Konflikt einschalten kann, wenn sie das für notwendig hält.

Überraschend gutes Essen

Bei den vergangenen GK-Vollversammlungen wurde häufig über das Essen gemeckert: geschmacklos, verkocht, keine Abwechslung, phantasielos. Diesmal gibt es keinen Grund zur Klage. Jeden Tag wird ein schmackhaftes Buffet mit Salat, Gemüsegerichten, Obst, Joghurt aufgefahren. Es ist abwechslungsreich, nicht verkocht und mild gewürzt (wer es schärfer möchte, kann mit Tabasco- oder Sojasauce nachwürzen).

Das ist ein- und erstmalig: keine Klagen, sondern Lob für das Großküchenessen! (Foto: Josef Kissinger)

An den Sabbaten gibt es den beliebten Haystack ("Heuhaufen"), der auch in Deutschland langsam bekannt wird. Die Logistik ist hervorragend: Pro Mahlzeit werden etwa 10.000 Menschen verpflegt, und das ohne längere Wartezeiten. Viele verpflegen sich selbst; in der unmittelbaren Umgebung des Convention-Centers gibt es ein Einkaufszentrum, das zahlreiche (Schnell-)Restaurants beherbergt, die von den GK-Besuchern stark frequentiert werden. Es gibt auch einige Restaurants in der Stadt, die extra Speisekarten für Adventisten gedruckt haben (meist mit vegetarischen Gerichten). So pragmatisch reagiert man in Amerika.

Verwirrung am Nachmittag

Am Nachmittag ist nur eine Minderheit der Delegierten anwesend, weil ihnen aus irgendeinem Grund fälschlicherweise mitgeteilt worden war, dass die Geschäftssitzungen mit dem Vormittag zu Ende gegangen seien. Ted Wilson tritt ans Mikrofon und schlägt vor, dass die Geschäftssitzung trotzdem stattfinden soll und ggf. nur sensible Punkte verschoben werden sollen. Die Mehrheit der anwesenden Delegierten folgt ihm hier und stellt die Beschlussfähigkeit fest.

Keine leichte Aufgabe, besonders bei den Geschäftssitzungen:Rolf Pöhler und Daniela Weichold in der Übersetzerkabine. (Foto: Karl-Heinz Walter/NDV)

Die bereits am Sonntag diskutierten und wegen einiger unklarer Formulierungen zurückverwiesenen Änderungen bei den Regelungen für die Gründe für korrigierende Seelsorge werden mit leichten Veränderungen beschlossen (siehe Tagebuch vom Sonntag).

Im weiteren Verlauf der Sitzung entsteht Konfusion über die noch offenen Punkte. Der Sitzungsleiter des Nachmittags, GK-Vizepräsident Geoffrey Mbwana, hat einige Mühe, die Sitzung zu Ende zu bringen. In seinem Schlusswort stellt Ted Wilson klar, dass der Ordinationsbeschluss vom Mittwoch die bestehende Regelung bezüglich der Einsegnung von Frauen zu anderen Diensten in Kraft lässt. Im Klartext: Frauen dürfen nach wie vor als Älteste und Diakone eingesegnet werden. Man dürfe in die Ordinationsentscheidung keine weitergehenden Absichten hineinlesen. Eine wohltuende Schlussbemerkung.

Musik mit Gänsehauteffekt

Die Musik auf dieser Generalkonferenz ist von hoher Qualität. Es treten exzellente Chöre und Solisten auf, wir hören ausgezeichnete Stimmen, originelle Arrangements, zuweilen mit einer Tendenz zum Bombastischen - vor allem, wenn sie aus Nordamerika kommt. Es wurde sogar eine gut klingende Orgel installiert. In der Weltkirche scheint es kein Problem zu sein, durch Musik die Gefühle anzusprechen. Es gab bereits eine Reihe von echten Gänsehautmomenten.

Ob Chöre, Solisten oder Instrumentalstücke:Die Musik auf dieser Generalkonferenz ist von hoher Qualität.(Fotos: James Bokovoy/NAD, Diana Consuegra/NAD, Josef Kissinger,Seth Shaffer, Bryant Taylor/NAD, Tor Tjeransen, Josafat Zemleduch)

Bild groß

Es wird recht wenig gemeinsam gesungen (Ausnahme: Freitagabend) - aber täglich mindestens einmal das Lied Wir sind voll Hoffnung. Bei aller Freude über die Musikdarbietungen: Gemeinsame Anbetung bedeutet nicht, zuzusehen, wie Anbetung geschieht.

Zu vielen Musikbeiträgen wird übrigens Schlagzeug gespielt, das man deutlich heraushören, aber nicht sehen kann, denn die Begleitmusik kommt in diesem Fall vom Band. Vielleicht ist man beim Musikausschuss der Meinung, dass Schlaginstrumente nur dann negativ beeinflussen, wenn man sie sieht - sie zu hören ist offenbar kein Problem. Auch sind die Musikbeiträge manchmal ohrenbetäubend laut, das würde man einer Lobpreisband nicht durchgehen lassen. Gleichwohl sind sie kurzweilig und international vielfältig.

Lieder und Geschichten

Der Freitagabend ist traditionell einer der geistlichen Höhepunkte einer GK-Vollversammlung. John Graz, der scheidende Leiter der Abteilung Religionsfreiheit und Öffentliche Angelegenheiten begrüßt zu Beginn den Botschafter Sambias in den USA und in zehn weiteren Ländern, Palan Mulonda, und seine Frau Mutinta Valerie. Er war zuvor Universitätsprofessor, Vorsitzender einer Menschenrechtskommission und ist Siebenten-Tags-Adventist. In Sambia fand kürzlich eine große Evangelisationskampagne statt. Bruder Mulonda spricht ein paar Worte, dankt unserer Kirche für ihr Engagement und ermutigt zu weiterer Verkündigung der Wiederkunft Christi.

Seit Januar 2013 ist der Adventist Palan Mulonda Botschafter Sambias in den USA (und in zehn weiteren Ländern Zentralamerikas). Rechts: John Graz. (Foto: edp)

Patches Masala (kein Adventist), ein Minister aus Kamerun, und ein indischer Parlamentsabgeordneter (ein Adventist) werden ebenfalls begrüßt, sprechen aber nicht zur Versammlung.

Die erste Hälfte des Abends ist der Frühzeit der Adventgemeinde gewidmet. Überhaupt wird bei dieser Vollversammlung häufig die adventistische Gründerzeit beschworen. Ein riesiger Bläserchor begrüßt die hineinströmende Menge mit einem flotten Arrangement des Chorals "Großer Gott, wir loben dich" und anderen Kirchenliedern. Im weiteren Verlauf des Abends wird die Versammlung gemeinsam viele altadventistische bzw. protestantische Hymnen singen, die Lobpreislieder des 19. Jahrhunderts. Sie sind meistens flott und eingängig. James Nix erzählt zu jedem Lied eine Geschichte, die einem das Lied und Ereignisse aus dem Leben Ellen Whites näher bringen. Sie stellen sie uns als sensible, fleißige und geistlich ausgewogene Persönlichkeit vor. Ellen White ist die meistübersetzte amerikanische Autorin der Welt und wurde von einem (nichtadventistischen) Institut als eine der weltweit einflussreichsten Frauen identifiziert.

Ein Höhepunkt für Liebhaber alter adventistischer Lieder:der letzte adventgeschichtliche Rückblick mit James Nix. (Foto: edp)

"Glaubt seinen Propheten"

Am Ende dieses Teils bedankt sich Ted Wilson bei allen, die sich hinter den Kulissen und bei der Vorbereitung der Vollversammlung eingesetzt haben. Insbesondere Warren Judd wird geehrt, der viele Jahre lang das Vorbereitungsteam der GK-Vollversammlungen geleitet hat und am 26. Mai verstorben ist.

Dann stellt Mark Finley eine neue Initiative vor: "Believe His prophets" (Glaubt seinen Propheten).

Als Fortsetzung des Bibelleseplans "Erneuert durch sein Wort" startet am 12. Juli ein neuer Fünf-Jahres-Leseplan. Näheres und Anmeldung: www.BelieveHisProphets.org (Hier den Leseplan für 2015 herunterladen)

Ziel ist es, die Bibel in Verbindung mit ausgewählten Büchern von Ellen White zu lesen und Teil einer weltweiten Gebetsbewegung ("United in Prayer" - Vereint im Gebet) zu werden. Wer sich im Internet anmeldet, bekommt sein "Tagespensum" online zur Verfügung gestellt.

Eine solide Bibelarbeit

Die Predigt des Abends hält GK-Vizepräsident Artur Stele. Es ist eine solide Bibelarbeit über Psalm 42 und 43, die inhaltlich zusammengehören. Obwohl der Text aus dem Alten Testament stammt, ist die Predigt sehr christozentrisch und mit persönlichen Erlebnissen angereichert.

Artur Stele war Präsident der Euro-Asien Division (zu der Russland gehört), bevor er 2010 in Atlanta (Georgia, USA) einer der Vizepräsidentender Generalkonferenz wurde. (Foto: James Bokovoy/NAD)

Einige Aussagen (teilweise zusammengefasst):

  • Am traurigsten sind die Christen, die Jesus kennen, aber nicht wirklich mit ihm leben. Sie haben das Schlimmste von beiden Welten (der mit und der ohne Gott): Sie können sich nicht mehr an der Welt freuen und haben auch nicht die Freude in Christus.
  • Christus wird uns als Wort und als Licht vorgestellt. Wer nach dem Wort und nach dem Licht ruft, der ruft nach Christus.
  • Alle unsere Initiativen (z. B. "Erneuert durch sein Wort") haben nur ein Ziel: Jesus soll uns aus unserer Verlorenheit herausholen.
  • Jesus verändert uns, das werden unsere Handlungen, unsere Worte, selbst unser Gesichtsausdruck bezeugen.

Stele endet mit dem Ausruf: "Herr, sende uns dein Licht und deine Wahrheit, um uns damit zu erfüllen!"

Eine bemerkenswerte Bibelübersetzung

Mark Finley kommt mit Michael Kulakow jun. auf die Bühne. Kulakow stellt ein Werk vor, das sein Vater vor vielen Jahren begann und das er nun kürzlich mit einem Team abgeschlossen hat: eine Bibelübersetzung in modernes Russisch. Derzeit gibt es nur schwer verständliche russischsprachige Bibeln. Es wurden bereits viele Tausend Exemplare der neuen Übersetzung gedruckt. Auch andere Kirchen verbreiten sie. Unter großem Applaus erzählt Michael Kulakow von diesem Projekt und überreicht Ted Wilson ein Exemplar dieser Bibel. Dieser spricht ein Weihegebet. In einem Video wird die Geschichte dieser Bibelübersetzung vorgestellt.

Der Vater, Michael Kulakow sen. (1927-2010), begann die Arbeit, 23 Jahre später beendet der Sohn die Übersetzung der Bibel in modernes Russisch.(Fotos: Btidevelopment/CC BY 3.0; James Bokovoy/NAD)

Mit einer Gebetsgemeinschaft, einer Wechsellesung der Kapitel 21 und 22 aus der Offenbarung (der fünfjährige Bibelleseplan "Erneuert durch sein Wort" geht hiermit zu Ende), einem Aufruf, sich an der Initiative "Glaubt seinen Propheten" zu beteiligen und dem Liedvortrag eines Jugendchores aus Südamerika geht dieser Abend zu Ende. Der Dome ist voller als sonst. Morgen, zum Abschluss der GK-Vollversammlung, werden 65.000 Besucher erwartet.

Thomas Lobitz, Advent-Verlag Lüneburg

Auftanken - jeder auf seine Art. "Steckdose" Sabbat in Sicht! (Fotos: Steven Norman/NAD; L&F/SAD)

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