(“Adventisten heute”-Aktuell, 12.12.2014) Mit der Erklärung “Bedingungsloses JA für jedes menschliche Leben” hat die Deutsche Evangelische Allianz (DEA) eine Stellungnahme zur Diskussion um Fragen der “Beihilfe zur Selbsttötung” veröffentlicht. Darin heißt es, dass jedes menschliche Leben von seinem frühesten Beginn bis zu seinem natürlichen Ende voller Würde sei. Deshalb widerspreche die DEA der Auffassung, dass es zu irgendeinem Zeitpunkt ein unwürdiges menschliches Leben geben könnte, in dem die Selbsttötung oder die Beihilfe zum Tod eine Option der Menschenwürde wäre.
Beihilfe zur Selbsttötung eine Grenzüberschreitung
Der Geschäftsführende Vorstand der Allianz äußert sich “tief davon überzeugt”, dass jeder Mensch, vom Zeitpunkt der Verschmelzung von Ei- und Samenzelle an bis zu seinem natürlichen Lebensende, als Gottes Geschöpf der menschlichen Willkür entzogen sei. Aber genauso wenig wie ein Mensch selbst bestimmen könne, ob und wann er zum Leben kommen wolle, habe er auch kein Recht, seinem Leben selbst ein Ende zu setzen und über seinen eigenen Todeszeitpunkt zu bestimmen. Gott gebe das Leben und er beende. Darum sei auch die Beihilfe zur Selbsttötung eine Grenzüberschreitung vermeintlicher Selbstbestimmung. Ärztliches Handeln müsse in erster Linie auf Heilung, bei nicht oder noch nicht möglich erscheinender Heilung auf die Verbesserung des Gesundheitszustandes von Kranken, ausgerichtet sein. Soweit dies nicht möglich sei, könne es nur darum gehen, Schmerzen und Leiden zu mindern.
Der Allianz-Vorstand bitte deshalb den Deutschen Bundestag, in der anstehenden Gesetzesdebatte in den nächsten Monaten sich für ein bedingungsloses “Ja” zum menschlichen Leben und seiner Würde auszusprechen. Dazu gehöre die noch großzügigere Förderung und den weiteren Ausbau der Schmerztherapie. Auch sollte es ein flächendeckendes Angebot von Hospizen geben, um Menschen in der letzten Phase Leiden und Schmerz erträglicher zu machen und sie würdevoll im Abschiednehmen vom menschlichen Leben zu begleiten und im Sterbeprozess beizustehen.
Beihilfe – Nachhelfen – Töten auf Verlangen
Ein Gesetz zur Sterbehilfe, das selbst unter strengen Auflagen die Beihilfe zur Selbsttötung erlaube, würde nach Einschätzung der DEA “das (Un-)Rechtsbewusstsein noch weiter kippen”. Die “Beihilfe” könnte dann zum “Nachhelfen” und schließlich zum “Töten auf Verlangen” führen. Auch wäre die Unterscheidung zwischen dem, was noch rechtens und dem was nicht mehr rechtens ist immer schwieriger. Es könnte sich zudem der “unmenschliche und unwürdige” Druck auf Alte, Kranke, Behinderte erhöhen, “freiwillig” aus dem Leben zu scheiden.
Adventisten – keine aktive Sterbehilfe
Die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten würde einen ethischen Unterschied machen zwischen dem Verzicht auf lebensverlängernde medizinische Maßnahmen, die nur das Leiden verlängern und den Tod hinauszögern, und dem Eingreifen mit dem Ziel, das Leben des Patienten aktiv zu beenden, betonte der Vorsitzende der Freikirche in Deutschland, Pastor Johannes Naether (Hannover). So sei es nicht notwendig, alle nur möglichen medizinischen Behandlungen vorzunehmen oder anzubieten, die lediglich den Vorgang des Sterbens verlängerten.
Naether verwies dabei auf die “Konsenserklärung über die Betreuung Sterbender” der adventistischen Weltkirchenleitung (Generalkonferenz) vom 9. Oktober 1992. Dort heißt es unter anderem: “Obwohl die christliche Liebe dazu führen kann, medizinische Maßnahmen, die Leiden vergrößern oder das Sterben verlängern, zurückzuhalten oder zu beenden, praktizieren Siebenten-Tags-Adventisten jedoch keinen “Gnadentod” oder Hilfe zur Selbsttötung.” Ergänzend wird hervorgehoben: “Die christliche Barmherzigkeit schließt Hilfe für Leidende ein. Beim Dienst an Sterbenden gehört es zur christlichen Verantwortung, Schmerzen und Leiden so weit wie möglich zu lindern. Das schließt jedoch nicht die aktive Sterbehilfe ein.”
Die Deutsche Evangelische Allianz (DEA) versteht sich als ein Bund von Christusgläubigen, die verschiedenen christlichen Kirchen, Gemeinden und Gruppen angehören. (APD)