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Sollten Christen auf Fleisch verzichten? (idea PRO und KONTRA)

("Adventisten heute"-Aktuell, 24.2.2012) In der Fastenzeit meiden einige Christen Fleisch. Immer mehr fragen sich angesichts ökologischer und medizinischer Debatten auch, ob sie nicht generell darauf verzichten sollten.

PRO


Wer ehrlich über die Welternährung nachdenkt, muss zwangsläufig auf Fleisch verzichten. Unser Fleischverbrauch ist ökologischer und wirtschaftlicher Wahnsinn. Zur Erzeugung von 1 Kilogramm Fleisch werden mindestens 7 Kilogramm Getreide verfüttert. Allein flächenmäßig wird unsere Erde die Nachfrage nicht mehr lange stillen können - abgesehen vom immensen Wasserverbrauch. Christen müssen Verantwortung für die Schöpfung übernehmen und deshalb auch ihre Ernährung umstellen.
Außerdem haben Vegetarier die besten Chancen auf ein langes Leben - viele Studien belegen das. Wer auf Fleisch verzichtet und sich stattdessen der vielseitigen vegetarischen Gourmetküche bedient, lebt durchschnittlich zehn Jahre länger als ein "Fleischesser" - und das bei besserer Gesundheit: "Zivilisationsprobleme" wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Übergewicht, Fettstoffwechselstörungen und Gicht kommen bei Vegetariern deutlich seltener vor (siehe auch Daniel 1). Das bedeutet auch eine massive finanzielle Entlastung des Gesundheitssystems!
Die heute verzehrten (Un)Mengen an Fleisch stammen längst nur noch aus tierquälerischer Massenproduktion mithilfe von automatisierter Aufzucht, Pferchhaltung, Antibiotika, ausgeklügelten Schlachtplänen. Lebensmittelskandale, Allergien, Gülleseen sind die unappetitlichen Folgen unseres jährlichen Pro-Kopf-Fleischkonsums von durchschnittlich 60 Kilogramm.
Paulus schreibt nicht ohne Grund: "Wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes in euch ist?" (1. Korinther 6,19). Wir haben zweifellos auch eine Verantwortung für unseren Körper! Und pfleglich mit Gottes Tempel umzugehen, heißt, Gutes mäßig zu genießen und Schädliches zu meiden. Es gibt Besseres als Fleisch und Wurst: Die vegetarische Ernährungsform im Paradies - nach 1. Mose 1,29 Pflanzen und Früchte - war schließlich Premiumkost!

Der Autor, Dr. med. Lothar Erbenich (Berlin), ist Facharzt für Innere Medizin und Beiratsmitglied des Deutschen Vereins für Gesundheitspflege, der von der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten getragen wird.


KONTRA


Wir leben in einer in Sünde gefallenen, unperfekten Welt, nicht mehr im Paradies. Und als Gott die Menschen aus dem Garten Eden vertrieb, jagte er sie nicht nackt davon, sondern kleidete sie in Tierfelle (1. Mose 3,21). Dazu hat er zweifellos Tiere geschlachtet - zum Nutzen der Menschen.
Ich bin daher überzeugt davon, dass der Mensch Tiere töten und essen darf. Denken wir nur an Jesu Gleichnis vom Verlorenen Sohn, in dem er den Vater sagen lässt: "Bringt das gemästete Kalb und schlachtet's; lasst uns essen und fröhlich sein!" (Lukas 15,23). Jesus hätte niemals ein Bild verwendet, das uns in die Irre führt - er meinte dieses Freudenfest mit Spießbraten wörtlich! Deshalb bin ich auch sicher, dass sich des Menschen Herz an einem knusprigen Sonntagsbraten erfreuen darf - genauso wie an einem schönen Glas Wein.
Doch ähnlich wie beim Alkohol ist beim Fleischessen unser Verstand gefragt. Wie übermäßiges Weintrinken zur Sucht führt - was die Bibel eindeutig verurteilt -, so schädigen wir durch zu hohen Fleischkonsum nicht nur unseren Körper, sondern letztlich auch die ganze Welt: Mit der fleischlichen Maßlosigkeit der "zivilisierten Welt" - basierend auf einer hoch technisierten, tierfeindlichen Agrarindustrie und befeuert von unserer "billig, billig"-Mentalität - veröden Landstriche, verschwinden jahrtausendealte Tierrassen, werden Wasser und Agrarflächen knapp, verhungern Menschen in ärmeren Regionen. Es geht also nicht um den gänzlichen Verzicht, sondern um einen bewussteren Fleischgenuss im Sinne von "weniger ist mehr"! Tiere als unsere Mitgeschöpfe verdienen mit ihrer von Gott gestifteten Würde unseren Respekt - essen dürfen wir sie dennoch, am besten aus regionaler Erzeugung.

Der Autor, Dr. Clemens Dirscherl (Waldenburg-Hohebuch bei Schwäbisch Hall), ist Geschäftsführer des Evangelischen Bauernwerks in Württemberg und EKD-Ratsbeauftragter für agrarsoziale Fragen. (idea)

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