(“Adventisten heute”-Aktuell, 30.3.2012) Wie ist es um die Religiosität von Teenagern bestellt? Darüber gibt die Sinus-Jugendstudie 2012 Auskunft, die am 28. März in Berlin vorgestellt wurde. Sie analysiert unter anderem das Verhältnis von 14- bis 17-Jährigen zu Glaube und Kirche.
“Religiöse Touristen”
Wie es dazu heißt, sei bei ihnen das Bedürfnis nach Sinnfindung allgegenwärtig. Sinn werde dabei vor allem in einem persönlichen Glauben gefunden, der für viele Jugendliche aber nicht zwingend über Religion bzw. Kirche vermittelt sein müsse. Glaube könne sich genauso auf Gott wie auf “irgendwas Höheres” beziehen. Der Studie zufolge sind Jugendliche im weitesten Sinne “religiöse Touristen”: “Sie tauchen kurz und sporadisch in religiöse oder quasi-religiöse Kontexte ein und nehmen die Angebote mit, die ihnen derzeit am nützlichsten erscheinen.” Das führe bei vielen Jugendlichen zu einem Flickenteppich aus Elementen verschiedener Religionen und Glaubensrichtungen. Immer wieder werde der Buddhismus als eine Religion genannt, die man spannend finde und aus der man Teile ausprobieren wolle, etwa Meditation oder vegetarische Ernährung.
Kirche: unnahbar und menschenfern
Die Kirche betrachteten Jugendliche vor allem als eine “unnahbare” und “menschenferne” Institution: “Kirche wird häufig mit Reichtum, hierarchischer Führung, Sonntagsgottesdiensten, alten Frauen und kalten Kirchengebäuden assoziiert.” Schärfste Kritiker der Kirche seien erfolgsorientierte, vernetzte Jugendliche (Expeditive), spaßorientierte Nonkonformisten (Experimentalistische Hedonisten) und sozialökologische Kreise.
Bei Sorgen ist die Kirche kein Ansprechpartner
Die Themen Religion und Kirche gelten, so die Studie, als eher langweilig, weil sie im Alltagsleben kaum eine Rolle spielten. Bei Sorgen betrachteten Jugendliche den eigenen Freundeskreis und die Familie als die wichtigsten Stützen, nicht die Kirche. “Die meisten Jugendlichen gehen davon aus, dass das Bedürfnis nach Sinnfindung von Kirche nicht befriedigt werden kann”, heißt es. Bei Teenagern auf dem Land gebe es noch mehr Kontakt zur Kirche, weil in ihren Gegenden ein Großteil der Jugendarbeit kirchlich organisiert sei. Außerdem legten die traditioneller orientierten Familienmitglieder – insbesondere Großeltern – größeren Wert auf die Weitergabe von Religion und kirchlicher Tradition. Nach der Studie ist Kirchennähe den meisten Jugendlichen zwar fremd, werde aber bei Gleichaltrigen aber toleriert und anerkannt, solange sie nicht das Gefühl hätten, dass andere sie “missionieren” wollen.
Junge Muslime bleiben ihrer Religion eher treu
Im Blick auf arabisch- und türkischstämmige Jugendliche heißt es, unter ihnen sei eine Abwendung bzw. gleichgültige Haltung gegenüber Religion weniger typisch als bei christlichen Jugendlichen: “Der Islam vermag es offensichtlich noch eher, das Interesse der Jugendlichen zu halten, was unter anderem auf die oftmals intensivere Glaubensbeziehung der Eltern zurückgeführt werden kann.”
Die Sinus-Studie wurde erstellt im Auftrag der katholischen Bischöflichen Medienstiftung der Diözese Rottenburg-Stuttgart, des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend, der Bundeszentrale für politische Bildung, der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung, des katholischen Hilfswerks Misereor und des Südwestrundfunks. Sie erscheint am 1. April als Buch im Verlag Haus Altenberg, im Herbst erscheint sie in der Schriftenreihe der Bundeszentrale für politische Bildung. (idea)