Bestellhotline: 0800 2383680 (kostenlos innerhalb D)
Literatur für ein Leben mit Zukunft
Kauf auf Rechnung möglich | versandkostenfrei ab 50 € (innerhalb D)

Sinus-Studie: Junge Leute sind verwundert, dass man für die Kirche arbeiten kann

„Wenn wir junge Menschen für Kirche auch als Arbeitgeber gewinnen und begeistern wollen, dann müssen wir ihnen also zeigen und erklären und mithineinnehmen in das, was wir alles tun. Und das möglichst mit Freude und von Herzen.“ (Foto: Eliott Reyna/unsplash.com)

Viele Jugendliche wissen nicht, dass die Kirche auch Arbeitgeberin ist. Um die junge Generation zu gewinnen und begeistern, müssen die Kirchen mit Freude erklären, was sie alles tun. Diese Ansicht äußerte der Leiter der missionarisch-programmatischen Jugendarbeit im CVJM Deutschland, Karsten Hüttmann (Kassel), gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur idea. Anlass ist die am 23. Juli in Berlin veröffentlichte Sinus-Jugendstudie. Darin untersuchen Wissenschaftler alle vier Jahre, wie 14- bis 17-Jährige in Deutschland in Deutschland ticken. Ein Schwerpunkt in der neuen Studie lag auf der Kirche als Arbeitgeberin. Bei vielen Jugendlichen stößt es den Ergebnissen zufolge auf Verwunderung, dass die Kirche auch Arbeitgeberin ist. Das bedeute aber nicht, dass sie es kategorisch ablehnen würden, in einer kirchlichen Einrichtung zu arbeiten. Viele Befragte hätten eine pragmatische Haltung: Die Arbeit müsse gefallen, der Arbeitgeber sei zweitrangig. Eine Bedingung sei allerdings, dass man sich nicht an „religiöse Vorschriften“ halten müsse.
Andere Jugendliche wiederum könnten es sich nicht vorstellen, in einer kirchlichen Einrichtung zu arbeiten. Sie begründeten es damit, keinen (festen) Glauben zu haben, nicht (besonders) religiös zu sein oder einer nicht-christlichen Glaubensgemeinschaft anzugehören. In Unterscheidung zu anderen Arbeitgebern werde die Kirche teilweise als „überkorrekt“, „zu spirituell“ und „nicht mehr zeitgemäß“ wahrgenommen. Andere Befragte nehmen der Studie zufolge an, in kirchlichen Einrichtungen gehe es „strukturierter“ bzw. „hierarchischer“ zu. Positiv beurteilen die Befragten, dass man etwas Gutes bzw. Sinnvolles tun könne, wenn man für die Kirche tätig sei. Einige Jugendliche glauben ferner, dass die Kirche im Vergleich zu anderen Arbeitgebern „ehrlicher“ und „arbeitsfreundlicher“ sei.

Hüttmann: Gesellschaftliche Relevanz der Kirche geht immer noch weiter zurück

Hüttman überrascht es nach eigener Aussage nicht, dass viele junge Menschen die Kirche als Arbeitgeberin gar nicht „auf dem Schirm“ haben. Denn die gesellschaftliche Relevanz von Kirche gehe immer noch weiter zurück. Zudem seien die Bilder, die gerade junge Menschen im Kopf hätten, nicht hilfreich. Sie dächten an unbequeme Kirchenbänke, Orgelmusik und Talare. Einen Bezug zur eigenen Lebensrealität herzustellen, gelinge eher selten: „Die Gräben sind einfach zu groß.“

Was Respekt verdient

Er könne der Haltung, aus eigener mangelnder Frömmigkeit oder Angst vor einer religiösen Festlegung lieber nicht einen kirchlichen Beruf anzustreben, einiges abgewinnen. Hüttmann, der auch Vorsitzender des Trägervereins des Jugendkongresses „Christival“ ist, sagte: „Das ist ehrlich und konsequent und verdient deshalb viel Respekt.“ Auch zur Corona-Pandemie äußerte sich Hüttmann. In den ersten Wochen der Krise sei die Rede davon gewesen, dass Kirche nicht systemrelevant sei: „Keiner Wunder also, wenn junge Menschen kein Interesse haben an einem Arbeitgeber haben, der anscheinend nicht ,wichtig‘ ist.“ Wenn er selber mit jungen Menschen über die vielfältige Arbeit von Kirche und Diakonie rede, dann erlebe auch er sehr oft eine positive Verwunderung: „Wenn wir junge Menschen für Kirche auch als Arbeitgeber gewinnen und begeistern wollen, dann müssen wir ihnen also zeigen und erklären und mithineinnehmen in das, was wir alles tun. Und das möglichst mit Freude und von Herzen.“

Studie sieht den Zeitgeist bei Jugendlichen als „grün und bewahrend“

Für die neue Sinus-Studie fragten die Wissenschaftler die Jugendlichen ferner, welche Themen ihnen aktuell wichtig sind, wie sie in die Zukunft blicken und in der Ausnahmesituation der Corona-Krise zurechtkommen. Den Ergebnissen zufolge ist der Zukunftsoptimismus der Jugendlichen insbesondere in den bildungsfernen Schichten gedämpft. Ferner fühle sich die junge Generation insgesamt nicht ernst genommen und repräsentiert. Dies gelte vor allem für die Corona- und die Klimakrise. Der „jugendliche Zeitgeist“ ist gemäß der Studie „grün und bewahrend“. Die Klimakrise werde aus der Sicht der jungen Generation von den Verantwortlichen – Politik, Wirtschaft, ältere Generation – nicht ernst genommen. Auftraggeber der Studie sind unter anderen die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb), der Deutsche Fußball-Bund (DFB), die Arbeitsstelle für Jugendseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz (afj), der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) sowie die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung.

 


Kommentare

Die mit einem * markierten Felder sind Pflichtfelder.

Die Datenschutzhinweise habe ich zur Kenntnis genommen.