("Adventisten heute"-Aktuell, 12.7.2013) Viele Deutsche haben eine Patenschaft für ein in Armut lebendes Kind in der Dritten Welt übernommen, um ihm so eine Ausbildung und eine berufliche Perspektive zu ermöglichen. Allein 220.000 Bundesbürger tun dies über zwei große Hilfswerke: World Vision (Friedrichsdorf bei Frankfurt am Main) und die Kindernothilfe (Duisburg). Sie spenden dazu monatlich jeweils 30 bis 50 Euro pro Kind. Doch diese Form der Hilfe ist umstritten. Eine Befürworterin und ein Kritiker äußern sich in einem Pro und Kontra für die Evangelische Nachrichtenagentur idea (Wetzlar).
PRO: "Ich erfahre, wie meine Spende wirkt"
Die Schauspielerin Natalia Wörner (Berlin) - sie ist Botschafterin der Kindernothilfe - vertritt die Ansicht, dass sie mit einer Kinderpatenschaft am besten erfährt, wie ihre Spende wirkt: "Da bekomme ich mit, wie meine Spende konkret die Lebensbedingungen für ein bestimmtes Kind verbessert und wie sie langfristig und in der Breite wirkt." Denn entgegen einiger Vorurteile und Missverständnisse fließe das Geld nicht nur in die Förderung eines Kindes, sondern in Projekte, die die Entwicklung einer ganzen Gemeinde oder sogar einer Region vorantrieben. Dabei werde auf das Prinzip "Hilfe zur Selbsthilfe" gesetzt. Zwar könnte sie, so Wörner, auch "nur" für ein Hilfsprojekt spenden: "Aber durch eine Kinderpatenschaft kann ich die Entwicklung richtig erleben. Durch die Briefe eines Patenkindes und die konkreten Berichte über seine Fortschritte bekomme ich eine ganz andere Beziehung zu den Menschen, für die ich spende. Ich habe ein klares Gesicht vor Augen, und es kann sich sogar eine ganz persönliche Beziehung entwickeln." Durch die Kinderpatenschaften lese sie auch Nachrichten und Reportagen aus Entwicklungsländern ganz anders, so Wörner.
KONTRA: "Hilfe muss sich am Gemeinwesen orientieren und Selbsthilfe fördern"
Das evangelische Hilfswerk "Brot für die Welt" vermittelt dagegen keine Patenschaften. Der Leiter der Öffentlichkeitsarbeit, Dieter Pool (Berlin), schreibt: "Längst besteht Einigkeit darüber, dass sich wirksame Hilfe am Gemeinwesen orientieren und Selbsthilfe fördern muss." Statt nur einem Kind den Schulbesuch zu ermöglichen, sei es sinnvoller, eine Dorfschule instand zu setzen und Lehrer aus- und weiterzubilden. Die großen Organisationen, die Kinderpatenschaften vermitteln, sähen dies auch so. Auch dort komme die Spende meistens nicht nur einem Kind zugute, sondern fließe in ein Projekt, "das durch das Kind sozusagen vertreten wird". "Brot für die Welt" unterstütze fast ausschließlich Gruppen und Gemeinschaften - seien es Schüler, Dorfgemeinschaften oder Menschen, die sich für die Rechte anderer einsetzten. Mit Projektpartnerschaften und Fördermitgliedschaften biete das Werk Spendern "eine sehr direkte und nachvollziehbare Möglichkeit, Menschen in Entwicklungsländern konkret zu unterstützen und damit Verantwortung zu übernehmen." Sie seien keine Almosenempfänger, sondern könnten dank der Unterstützung ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen. (idea)