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Pro & Kontra: Ist es der Auftrag der Kirche, die Welt zu verbessern?

Ist es Auftrag der Kirche, die Welt zu retten? (Foto: Markus Spiske /Unsplash.com)

Klimakrise, Seenotrettung, Sozialarbeit – die Kirche engagiert sich vielfältig in der Gesellschaft. Doch ist es eigentlich ihr Auftrag, die Welt zu verbessern? IDEA bat zwei Theologen, Stellung zu beziehen.

PRO

Wenn wir die Bibel für diese Antwort befragen, dann fällt die Antwort deutlich mit ja aus. Denn die Frage nach dem verantwortlichen Umgang mit dieser Welt zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamte Bibel und fordert uns als Nachfolgende zur aktiven Gestaltung der Welt auf. Schon am Anfang der Schöpfung wird der Mensch mit in die Pflicht genommen und bekommt einen Kultur- und Erhaltungsauftrag (Genesis 1,28). Dieser Auftrag ist bis heute gültig und zieht sich in unterschiedlichen Ausdrucksformen durch das Alte und Neue Testament.

Soziale wie politische Betätigung ist Pflicht für Christen und Kirchen

Der schonende und verantwortliche Umgang mit natürlichen Ressourcen ist tief in der Bibel verankert. Das fängt beim Lebens- und Arbeitsrhythmus an, wie wir es im Sabbatgebot lesen, und geht über das „miteinander Teilen“ im Abgabegebot weiter. Das Sabbatgebot soll sogar dem Land alle sieben Jahre eine einjährige Ruhepause gönnen (Levitikus 25,4). Im Zentrum steht dabei die Wiederherstellung der Gemeinschaft durch Heilung und Versöhnung des Menschen in all seinen Beziehungsebenen: zu Gott, zu sich selbst, zum Nächsten und zur Natur. Dies ist nötig, da wir in einer gefallenen Welt leben und alle diese vier Beziehungsebenen gestört sind, und so ist die Welt voller Neid, Hass und Streit, so dass die ganze Schöpfung unter der Last der Sünde seufzt (Römer 8,22). In dieses Seufzen hinein verkündigt die christliche Kirche die heilende und rettende Kraft von Kreuz und Auferstehung Christi. Jesus selbst lebt diese Hoffnung, indem er Menschen heilt, sie wieder in die Gesellschaft integriert und mit ihnen das bessere Leben im angebrochenen Reich Gottes feiert. Als Kernstück der evangelikalen Theologie nimmt dies die Lausanner Verpflichtung (1974) auf. Dort ist die Sorge für ein besseres Leben in Artikel 5 verankert, wo die soziale wie politische Betätigung als Pflicht für Christen und Kirchen beschrieben wird. Dieses aus der Nächsten- und Gottesliebe verantwortete Handeln verändert Herzen und Verhältnisse in dieser Welt.

Kirche hat also nicht die Aufgabe, die Welt zu erlösen, nein, dies hat Christus schon gemacht, aber wie Erlöste zu leben, dies ist der Auftrag von uns als Christinnen und Christen, und dadurch wird die Welt ein besserer Ort. Ganz bestimmt.

(Der Autor, Tobias Faix, ist Theologieprofessor an der CVJM-Hochschule in Kassel. Er leitet das Institut für Transformationsstudien und das Forschungsinstitut empirica für Jugendkultur & Religion.)

 

KONTRA

Ohne Zweifel hat die Kirche seit ihrem Anfang am ersten Pfingstfest die Welt verbessert. Die Beispiele dafür füllen Bände. Am besten verstehen wir das als Frucht des Glaubens an den Herrn der Kirche, Jesus Christus. Der Auftrag der Kirche ist aber die Verkündigung des Evangeliums: Der Glaube an Christus, der für unsere Sünden gestorben ist, versöhnt uns mit Gott und schenkt uns ewiges Leben.

Zuerst Zeugin Jesu

Wenn sich die Kirche nicht auf ihren eigentlichen Auftrag konzentriert, den nur sie und niemand anders erfüllen kann, dann wird sie ihn allzu bald vernachlässigen. Verkündigung wird zur Politik, Mission zur Entwicklungshilfe, der Bau des Reiches Gottes zur Sozialarbeit. Für die säkulare Welt scheint die Existenzberechtigung der Kirche allein in ihrem sozial-diakonischen Handeln zu liegen. Doch sie ist zuerst Zeugin Jesu (Apostelgeschichte 1,18) und steht für die rettende Wahrheit ein (1. Timotheus 3,15). Deswegen muss sie auch mit Anfeindung rechnen – genau wie ihr Herr Jesus (Johannes 15,19–20).

Dem Hauptauftrag treu bleiben

Christen werden Gutes tun, wo immer Gott ihnen die Möglichkeit gibt, denn er hat ihr Leben verändert. So erfüllen sie das Gebot der Nächstenliebe, das Gott allen Menschen aufgetragen hat. Dabei kommen sie auch in Situationen, wo sie wie im Gleichnis vom Samariter zuerst nur Hilfe leisten und erst danach das Evangelium bezeugen. Jesus selbst hat die Konzentration auf den Auftrag Gottes gelebt. Er hätte alle heilen und satt machen können, tat es aber nur für wenige. Aber er hat für alle die ewige Rettung möglich gemacht und seiner Kirche den Auftrag gegeben, dafür Botschafter zu sein (2. Korinther 5,20). Sie soll das Wachsen guter Früchte Gott überlassen und ihrem Hauptauftrag treu bleiben.

(Der Autor, Thomas Jeising, ist Verlagsleiter des Bibelbundes. Zudem lehrt er an der Siloah-Bibelschule (Homberg bei Kassel) und am Martin Bucer Seminar.)


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