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Pastoren in der Ukraine: Zum Leiden bereit sein

Wie ist die Situation von Pastoren in der Ukraine? Mit welchen Herausforderungen kämpfen sie, was lernen sie geistlich aus der aktuellen Situation? Dazu haben zwei ukrainische Pastoren in einem Interview mit der zum Bund Freier evangelischer Gemeinden (FeG) gehörenden Zeitschrift „Christsein heute“ (Ausgabe August) Auskunft gegeben. Andrii ist Präses des Bundes FeG in der Ukraine und Pastor in Dnipro. Yurii ist FeG-Pastor im ostukrainischen Kramatorsk in der Nähe der Front. Aus Sicherheitsgründen nennt Christsein Heute die Namen der beiden nicht. Der Bund FeG besteht in der Ukraine aus sieben Gemeinden, eine davon befindet sich auf der von Russland annektierten Krim.

Prüfungen zwingen, auf jeder Ebene im Glauben zu wachsen

Andrii zufolge werden vier Städte, in denen sich Gemeinden befinden, regelmäßig angegriffen: Charkiw, Kriwoj Rog, Dnipro und Kramatorsk. Er berichtet, dass rund 80 Prozent der Mitglieder in seiner Gemeinde in Dnipro in den ersten anderthalb Monaten nach Kriegsausbruch geflohen seien. Seine Familie und er seien kurzzeitig gegangen, er sei dann zurückgekehrt. Andrii gibt zu, dass er nicht damit gerechnet habe, dass so viele Gemeindemitglieder dauerhaft gehen: „Wir haben beschlossen, sie nicht zu verurteilen.“ Doch der Bruch in den Beziehungen sei eine schwere Last. Er habe verstanden, dass jetzt die Zeit zum Predigen sei. Es kämen immer wieder neue Leute in die Gemeinde, denen er von Christus erzählen könne. Es sei aber auch eine unerwartete Herausforderung, dass die angestammten Gemeindemitglieder den neuen Leuten gegenüber nicht aufgeschlossen seien. Er bete, dass sich das ändert: „All diese Prüfungen zwingen uns dazu, auf jeder Ebene im Glauben zu wachsen.“ Die Hoffnungen des Christentums – ewiges Leben, Christus, Frieden, ein Gott, dem Christen vertrauen können – sei hilfreich.

Was ein krisenfester Glaube braucht

Auf die Frage, was ein krisenfester Glaube brauche, nannte Andrii unter anderem die Bereitschaft zu leiden. Er selbst habe Angst gehabt, nach Dnipro zurückzukehren. Aber Gott habe ihm die Kraft und die Energie gegeben. „Ihr müsst weiter für uns beten, denn irgendwann können wir auch daran zerbrechen.“ Oft empfänden sich die Christen vor Ort als schwach, weil sie so wenige seien. Er sei auch machnmal von sich selbst enttäuscht. Aber Gott sei „einfach da und hat uns zeitweilig in eine Situation gebracht und uns gebraucht. Darauf kommt es an.“

Andrii: Wir sind keine Pazifisten

Andrii berichtet ferner, dass er nicht zur Armee eingezogen worden sei, weil er drei Kinder unter 18 Jahre habe. Er betonte, dass er und andere Christen keine Pazifisten seien: „Wir sind für unsere Truppen und beten für sie.“ Zwei Gemeindemitglieder und viele Verwandte von Mitgliedern dienten aktuell in der Armee. Es gebe eine lange Gebetsliste: „Wir versuchen, ständig für diese Personen zu beten.“ Die aktuelle Situation sei auch eine „Reinigung für die Ukraine“. Die russische Propaganda sei verzerrend und spaltend gewesen: „Ich bin ein russischsprachiger Mensch und alle meine Verwandten leben in Russland. Aber selbst ich verstehe: Um ein geeintes Land zu haben, muss man eine Sprache haben und der Kultur gegenüber Respekt zeigen.“

Großes Potenzial für Gemeindegründungen

Aus Sicht von Andrii wären Missionare die größte Hilfe aus dem Ausland: „Wenn jemand bereits ist, für ein, zwei oder drei Jahre zu uns zu kommen, zu dienen und uns zu helfen, die Gemeinde aufzubauen. Wir haben nicht viele eigene Ressourcen, sind arme Leute.“ Es gebe ein großes Potenzial für Gemeindegründungen.

Es bestehen gute Voraussetzungen für die Verkündigung des Evangeliums

Auch Yurii aus Kramatorsk berichtet, dass er seine Gemeinde mit einer kleinen Gruppe neu aufbauen musste. Fast alle Gemeindemitglieder seien evakuiert worden. Er und die anderen Geistlichen des Bundes FeG nähmen jetzt stärker als früher die Bedürfnisse der Menschen wahr: „Sie stehen unter einem großen Schock und das sind gute Voraussetzungen für die Verkündigung des Evangeliums.“ Er wünsche sich mehr ukrainische Christen, die bereit seien, für das Evangelium zu leiden. Viele ukrainische Pastoren seien ins Ausland gegangen: „Wir alle wünschen uns eine Erweckung, aber wir wollen nicht den Preis dafür zahlen.“

Dank an die Gemeinden in Deutschland

Yurii bedankte sich ebenso wie Andrii bei den Gemeinden des Bundes FeG in Deutschland, bei der FeG Auslandshilfe und der Allianz-Mission des Bundes FeG für Gebete, finanzielle Unterstützung und das Interesse. Yurii: „Ihr hört nicht auf, uns zu helfen. Gott sei Dank für eure Herzen.“ Er betonte, dass Gott in jeder Situation die Kontrolle behalte: „Er ist mit mir und lässt alle Situationen und Umstände in meinem Leben zu, um besonders an mir zu arbeiten.“ Die Reinigung finde „im Feuer“ statt: „Wir denken, dass wir außerhalb des Feuers am reinsten werden, aber das ist nicht möglich.“ Zudem werden ihm zufolge andere Menschen ermutigt, wenn man mit ihnen im Feuer aushalte und sie nicht verlasse.

Was nach dem Krieg wichtig werden wird

Yurii äußerte sich auch zu der Zeit nach dem Krieg. Dann seien die besten Missionare für Russland Ukrainer. Nach dem Krieg werde die Frage der Vergebung wichtig sein sowie die Verkündigung des Evangeliums. Als Missionar in Russland würde er das Evangelium zuerst in den Kirchen predigen. Er habe mit der Reaktion der Kirchen in Russland auf den Krieg „einige Schwierigkeiten“. Nach dem Krieg gebe es aber auch eine „große Chance für uns, neue Gemeinden zu gründen, in denen es um Vergebung geht“.


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