("Adventisten heute"-Aktuell, 8.6.2012) Der Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), Olav Fykse Tveit (Genf), hat die Gewalt in Syrien verurteilt. In einer Erklärung bekundet er Solidarität mit den Opfern und bittet um Gebete für Frieden in Syrien. In dem Land, in dem aus dem Christenverfolger Saulus der Völkerapostel Paulus wurde, kämpfen seit 15 Monaten überwiegend muslimische Aufständische gegen das seit 1963 herrschende sozialistische Regime.
Unmenschliche Tat verurteilt
Die Truppen von Präsident Baschar al-Assad gehen trotz internationaler Proteste und der Anwesenheit von UN-Beobachtern ohne Rücksicht auf die Zivilbevölkerung gegen die Oppositionellen vor. Beim bisher blutigsten Angriff beschossen sie am 25. Mai Wohngebiete in der Stadt Hula. Dabei kamen mehr als 100 Zivilisten ums Leben, darunter fast 50 Kinder und mehr als 30 Frauen. "Wir als Kirchen können diese unmenschliche Tat nur verurteilen und den Familien der Opfer, die um ihre Angehörigen trauern, unserer Solidarität versichern", schreibt Tveit. Die syrische Regierung habe - wie alle Regierungen - "die Pflicht, ihre eigenen Bürger und deren grundlegende Menschenrechte und Freiheiten zu schützen". Im Namen des ÖRK, dem mehr als 349 protestantische, orthodoxe, anglikanische und andere Kirchen in mehr als 110 Ländern angehören, rief Tveit die Staatengemeinschaft auf, "die Bemühungen der Vereinten Nationen voll zu unterstützen, um Frieden zu schaffen und die Gewaltspirale zu beenden".
Christen in der Zwickmühle
Die syrischen Christen stecken in einer Zwickmühle: Einerseits verurteilen sie die Gräueltaten von Regierungsseite scharf, andererseits bot ihnen das Assad-Regime Freiräume zur Praktizierung ihres Glaubens angesichts eines zunehmenden islamischen Extremismus. So vertrieb im Frühjahr die Al-Faruk-Brigade, der Kontakte zum Terrornetzwerk El Kaida nachgesagt werden, die meisten Christen aus der Oppositionshochburg Homs. Dort wurden auch eine armenische Kirche und eine christliche Schule geplündert, beschlagnahmt und kurzerhand in einen Rückzugsraum für Aufständische umfunktioniert. An anderen Orten geraten Christen ebenfalls zunehmend unter Druck. Orthodoxe Stimmen sprechen gar von "ethnischen Säuberungen".Von den 21 Millionen Einwohnern Syriens sind 90 Prozent Muslime und 6,3 Prozent Christen; davon sind jeweils drei Prozent Katholiken und Orthodoxe plus kleine Gruppen von Protestanten. Die übrige Bevölkerung besteht aus Nichtreligiösen oder Anhängern anderer Religionen. (idea)