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Medienkonsum: Macht das Internet dumm?

("Adventisten heute"-Aktuell, 31.8.2012) Macht das Internet dumm? Mit dieser Frage setzten sich Experten kontrovers in der aktuellen Ausgabe des evangelischen Wochenmagazins ideaSpektrum (Wetzlar) auseinander. In einem "Pro und Kontra" vertritt der Gehirnforscher und Professor für Psychiatrie, Manfred Spitzer (Ulm), die Meinung, dass die intensive Nutzung moderner Informationstechnik zu "digitaler Demenz" führen könne. Die geistigen Fähigkeiten der Menschen nähmen ab, wenn sie das Denken immer mehr Computern, Smartphones und Navigationsgeräten überließen. So zeigten junge Erwachsene häufiger Gedächtnis-, Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen sowie emotionale Verflachung und Abstumpfung. Spitzer: "Wir überlassen das Denken immer mehr den Maschinen, anstatt selbst zu denken - und dadurch Neues zu erlernen. Dies birgt immense Gefahren, insbesondere für die sich noch entwickelnden Gehirne von Kindern!"

Bereits 250.000 Internet- und Computersüchtige

Die Forschungsergebnisse seien alarmierend: Wer schon als Kleinkind viel Zeit vor Bildschirmen verbringe, zeige in der Grundschule vermehrt Störungen bei der Sprachentwicklung. Die Nutzung von Spielekonsolen im Grundschulalter verursache nachweislich schlechte Noten bei Lesen und Schreiben sowie Verhaltensprobleme. Auch der Computer im Jugendzimmer wirke sich negativ auf die Schulleistungen aus und könne zur Sucht führen. In Deutschland gebe es bereits 250.000 Internet- und Computersüchtige, so Spitzer. Zu den Folgen intensiver Nutzung digitaler Medien zählten Ängste, Abstumpfung, Schlafstörungen, Depressionen, Übergewicht und Gewaltbereitschaft.

Kinder verbringen doppelt so viel Zeit mit digitalen Medien wie mit dem Schulstoff

Derzeit verbrächten Kinder täglich etwa 3,75 Stunden mit dem Schulstoff; der durchschnittliche Konsum digitaler Medien liege jedoch bei täglich 7,5 Stunden. Durch die Auslagerung des Denkens an Handy, Computer und Fernsehen werde das Gehirn nicht mehr richtig trainiert. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, fordert Spitzer eine Konsumbeschränkung digitaler Medien vor allem bei Kindern. Er ist Autor des soeben im Droemer Verlag (München) erschienenen Buchs "Digitale Demenz: Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen".

Kontra: Internet bietet beispiellosen Zugang zu Wissen

Ihm widerspricht in ideaSpektrum der Leiter der Digitalredaktion des zur Verlagsgruppe Stiftung Christlicher Medien gehörenden Bundes-Verlags, Rolf Krüger (Witten). Er stellt die positiven Seiten der "digitalen Revolution" heraus. So fielen durch das Internet zeitliche, räumliche, private und sogar ideologische Grenzen. Der Einzelne habe heute in einem geschichtlich beispiellosen Maße Zugang zu Wissen. Mit einem Smartphone könne man überall und in wenigen Sekunden Antworten auf fast jede Wissensfrage bekommen. Nicht mehr vorrangig Eltern, Lehrer, Staat, Kirchen und Medien hätten die Rolle als Autoritäten inne, sondern zunehmend die Freunde auf Facebook, bei Twitter sowie die Blogger. Mit den digitalen Medien habe sich freilich das Tempo erhöht, mit dem man Informationen verarbeiten müsse. Krüger: "Es prasselt heute viel mehr vermeintlich Relevantes auf uns ein. Die Gefahr, alles gleichzeitig zu machen und damit am Ende nichts fertig zu bekommen, ist groß. So wird sich auch unsere Art zu arbeiten ändern - und die Notwendigkeit der Selbstbeherrschung."

Internet gehört bereits in den Kindergarten

Wer die Zukunft gestalten wolle, müsse sich auf die Möglichkeiten der digitalen Medien einlassen und zugleich den richtigen Umgang damit erlernen. Es komme darauf an, Informationen eigenverantwortlich zu filtern, zu bewerten und ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen. Anstatt Jugendlichen das Internet zu verbieten, sollte man ihnen vorleben, wie ein verantwortungsvoller Umgang funktioniere. Um diesen zu erlernen, gehöre das Internet in den Kindergarten. Krüger: "Haben wir keine Scheu vor einem frühen Kontakt!" (idea)

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