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Ist die lebenslange Ehe am Ende?

("Adventisten heute"-Aktuell, 29.4.2011) Hat die lebenslange Ehe ausgedient? Die meisten Deutschen geben der Monogamie keine Chance mehr und meinen, dass eine Scheidung "keine große Sache" sei. Trotzdem halten die Kirchen daran fest, dass sich Brautpaare bei der Trauung versprechen zusammenzubleiben, "bis der Tod uns scheidet". Zudem warnen evangelische Sexualethiker vor den Folgen von Beziehungs- und Bindungsstörungen.
Laut einer am 28. April veröffentlichten repräsentativen Umfrage der GfK Marktforschung (Nürnberg) im Auftrag der Zeitschrift "Apotheken Umschau" (Baierbrunn bei München) bezweifelt jeder zweite Deutsche, dass Monogamie funktioniert. 53,4 Prozent der rund 2.000 Befragten sind der Ansicht, dass es die wenigsten Paare schaffen, sich während ihrer Ehe oder Partnerschaft immer treu zu bleiben. Für mehr als 80 Prozent ist eine Scheidung kein großer Skandal: "Das kommt ja in den besten Familien vor."
Der Hamburger Diplompsychologe und Paartherapeut Oskar Holzberg erklärt diese Einstellung mit dem gesellschaftlichen Wandel: "Unsere Kultur ist nicht mehr so partnerschaftsunterstützend wie früher, das Ehegelübde nicht mehr so bindend. Alles beruht viel stärker auf Freiwilligkeit." Sich zu trennen, bedeute keine gesellschaftliche Ausgrenzung mehr - auch nicht für die Frau. Zwei Drittel aller Scheidungen würden von Frauen eingereicht, so die Sozialpsychologin Elke Rohmann von der Ruhr-Universität Bochum. Frauen seien nicht mehr bereit, um jeden Preis Kompromisse in der Ehe einzugehen.

EKD: Tod einer Ehe ist Grund zur Trauer

Der Pressesprecher der EKD, Oberkirchenrat Reinhard Mawick (Hannover), bedauert die in der Umfrage zutage tretende Entwicklung. Auf Anfrage der Evangelischen Nachrichtenagentur idea sagte er: "Jedes Paar möchte doch zunächst, dass die Beziehung ein Leben lang hält; die Sehnsucht nach Treue haben die meisten. Als Kirche freuen wir uns über Ehen, die ein Leben lang halten." Doch könne man auch nicht die Augen vor der Realität verschließen: "Das Scheitern, also der Tod einer Ehe, ist immer ein Grund zur Trauer. Aber die Frage, ob man eine Beziehung, die einfach nicht funktioniert, unbedingt weiterführen muss, sollte gestattet sein."

Weißes Kreuz: Gesellschaft wird beziehungsunfähig

Der Leiter des evangelischen Fachverbands für Sexualethik und Seelsorge "Weißes Kreuz", Rolf Trauernicht (Ahnatal bei Kassel), bezeichnete gegenüber idea Scheidungen und wechselnde Partnerschaften "im Lebensvollzug dramatisch". Nach Angaben von Experten seien etwa 50 Prozent der Deutschen beziehungsgestört und nicht mehr fähig, in einer dauerhaften Beziehung zu leben. Trauernicht: "Unsere Gesellschaft wird dadurch immer beziehungsunfähiger und unsere Nachkommen einsamer, bindungsgestörter und kinderloser." Es sei nötig, den Erhalt von Ehe und Familie zu proklamieren. Auftrag der Christen sei es, "Ehepaaren zu helfen, kommunizieren zu lernen, ihre Vergangenheit zu klären, biblische Werte zu leben, Erziehungshilfen zu geben und Vorbilder für andere zu sein." Positiv bewertet es Trauernicht, dass Geschiedene nicht mehr so negativ dastünden wie früher und sich Frauen nicht mehr alles gefallen ließen. (idea)

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