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Impfaktionen in Kirchen durchführen? – Pro & Kontra

Impfmöglichkeiten auf Kirchen ausweiten oder nicht? (Foto: Spencer Davis/ pixabay)

Auch Kirchen und christliche Gemeinden beteiligen sich an der Impfkampagne gegen das Coronavirus. So organisierte am ersten Adventssonntag die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens und das Bistum Dresden-Meißen in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Roten Kreuz eine Impfaktion in sechs Kirchen und kirchlichen Einrichtungen. Ist die Kirche der richtige Ort für Impfaktionen?

PRO

Wir haben uns hier in Schneeberg entschieden, einem Aufruf der Kirchen zu folgen, ein Impfangebot durch regionale Ärzte, Schwestern und Helfer zu organisieren. Das Erzgebirge hatte zu diesem Zeitpunkt die höchsten Inzidenzwerte in Deutschland (über 2.000!)

Ich meine, dass die Aktion auch geistlich gut war. Schon immer haben Christen ihre Kirchen für gesellschaftliche Diakonie geöffnet, denken wir nur an die Flüchtlinge von 2015. Schon im Mittelalter wurden Kapellen und Kirchen für Kranke Orte gelebter Nächstenliebe. Bis heute haben wir in Schneeberg eine solche „Hospitalkirche“.

Den Vorwurf weniger, dass wir damit die Kirche von einem Bethaus zum Impfhaus gemacht haben und so entweihten, weise ich ab, nicht nur weil bei uns die Aktion in der Evangelischen Grundschule stattfand. Von Bonhoeffer habe ich auch gelernt, dass Kirche immer auch Kirche für andere in der mündigen Welt sein muss.

Keine Angst: Wir verwässern nicht das Evangelium, sondern zeigen damit seine menschenfreundliche Seite. So war es auch im Umbruch 1989. Das Dona nobis pacem habe ich noch heute in meinen Ohren. Es war sehr schön, dass der katholische und evangelische Bischof von Sachsen an alle, die an der Aktion beteiligt waren, wenige Tage später schrieben: „Aus unserer Sicht ist das Impfen jetzt die Möglichkeit, der Pandemie wirksam etwas entgegenzusetzen … Wir sehen darin ein Zeichen gelebter Nächstenliebe, zu der wir Christinnen und Christen aufgerufen sind. Gerade der 1. Advent bot eine in sich passende Gelegenheit, in diesem Sinn ein Zeichen zu setzen.“

(Der Autor, Frank Meinel, ist Pfarrer der Ev. Luth. Gemeinde St. Wolfgang in Schneeberg im Erzgebirge.)

KONTRA

Impfen ist die einzige Antwort, um mit der Corona-Pandemie fertig zu werden“, so hört man überall und auch von kirchlicher Seite. Keine Frage, die Not ist groß, wenn Menschen durch Corona schwere Krankheitsverläufe, Spätfolgen oder gar den Tod erleiden müssen. Doch noch größer scheint die Not der westlichen Gesellschaft, die glauben will und glauben machen will, dass sie alles um Leben und Gesundheit sicher in der Hand hat.

Die Kirchen wollten nun auch einen Beitrag leisten zur Sicherung der Volksgesundheit und zur friedvollen Verständigung. Doch die Kirchen sollten verstehen, dass wir immer noch (auch in der Demokratie) in einer gefallenen Welt leben. Und dass Leben in dieser Welt nicht selbstverständlich ist. Vor allem am Ende der Zeiten, wie Jesus und die Apostel es sagen (z.B. Lukas 21,8–11).

Christen wissen: Ihre Zeit steht immer in der Hand dessen, der alles gemacht hat (Psalm 31,16). Es ist gut, von Gott abhängig zu sein, der nicht nur mein jetziges Leben in seiner Hand hat, sondern auch über die Ewigkeit bestimmt. Diese Hand Gottes kommt in Jesus Christus zu uns mit Versöhnung und Rettung zum ewigen Leben. Durch die Kirchen (auch die sakralen Gebäude) dürfen Menschen davon erfahren und zu Gott kommen. Not lehrt Beten!

Nun mögen manche einwenden und sagen: „Beten, ja! Doch der Impfstoff, das ist doch auch etwas, was Christum treibet.“ Sicher ist Gott nicht gegen Impfstoffe, ich auch nicht. Aber er ist gegen die Vergötzung. Deshalb erhält der eigentlich gute König Asa ein schlechtes Zeugnis (2. Chronik 16,12): Asa wurde krank an seinen Füßen … und er suchte auch in seiner Krankheit nicht den Herrn, sondern die Ärzte.

Impfmöglichkeiten gibt es in unserem Land genug. Meine Befürchtung aber ist, dass die Orte, wo Gottes Liebe in Christus gelebt und sein Plan für die Ewigkeit verkündet wird, weniger werden.

(Der Autor, Christian Huth, ist Pfarrer in Lohsa, Groß Särchen und Uhyst bei Hoyerswerda im schlesischen Teil der berlin-brandenburgisch-schlesischen Kirche.)


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