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Helmut Kautz: „Ich bin Missionar und gehöre unter die Heiden”

Am 6. August 2021 gehen Helmut Kautz und viele Pferdeleute wieder auf Tour. (Foto: Adam Spyra/ churchphoto.de)

Wo der evangelische Pfarrer Helmut Kautz aus dem brandenburgischen Marienfließ auftaucht, fällt er auf. Und das nicht nur wegen seiner bunten Collarhemden. Er ist energiegeladen, gewinnend, strahlt Lebensfreude aus und steckt voller Ideen. Ein missionarischer Typ, der früher Dachdecker war und jetzt den Menschen Jesus lieb machen will, ohne aufdringlich zu sein. IDEA-Redaktionsleiterin Daniela Städter hat ihn auf der Allianzkonferenz in Bad Blankenburg getroffen.

Helmut Kautz ist eingeladen, auf der Jahreskonferenz der Deutschen Evangelischen Allianz im thüringischen Bad Blankenburg in einem Seminar ein großes Projekt vorzustellen: den Pferde-Friedenstreck. Aber er wäre nicht Helmut Kautz, wenn er das nicht anschaulich machen würde. Statt sich nur in einen Seminarraum zu setzen, hat er zwei weiße Pferde, den Geschäftsführer der Agrar GmbH Crawinkel, Heinz Bley, als Kutscher sowie weitere Helfer und eine große Friedensglocke mitgebracht. Sie ist auf einem Wagen hinter den Pferden festgemacht und trägt die Inschrift „Jaget dem Frieden nach mit jedermann“. Alles steht nun vor der Stadthalle mitten in Bad Blankenburg. So kann Kautz direkt zeigen, worum es geht. Das große Ziel: Eine Friedensfahrt im Jahr 2025 zum 80. Jahrestag des Kriegsendes von Deutschland bis nach Israel. Nur mit Pferden, Planwagen und Friedensbroten. Und natürlich mit der großen Friedensglocke, die 2020 in Brandenburg mit Kriegsschrott gegossen wurde. Es klingt verrückt. Warum macht man so etwas? „Es geht um Versöhnung, um Gespräche, um die Begegnung mit einfachen Menschen. Pferde, Glocken und gemeinsam geteiltes Brot sind in dieser Kombination ein unschlagbares Symbol für den Frieden.“ Erfahrungen hat der Verein „Friedensglocken“ unter Vorsitz von Kautz bereits gesammelt: 2018, als sie durch Polen, die baltischen Staaten bis nach Weliki Nowgorod in Russland gefahren sind. Vorher seien sie nicht so ganz ernst genommen worden, aber sie haben es geschafft und konnten viele wunderbare Gespräche führen, sagt Kautz.

Sie müssen winken, wir sind hier im Missionsgebiet!

Doch zurück nach Bad Blankenburg. Für das Seminar haben sich die Teilnehmer doch noch in einen Raum begeben, um dort auch Fotos und Videos der vorherigen Touren zu sehen. Anschließend wollen alle auf das Allianzgelände oberhalb von Bad Blankenburg. Aber warum hochlaufen, wenn eine Kutsche zur Verfügung steht? Und so setzt sich der Kutscher auf den Bock, mehrere Seminarteilnehmer und Kautz steigen hinten auf. Und los geht es durch die engen Straßen Richtung Allianzgelände. Einige Bad Blankenburger sitzen draußen, schauen erstaunt auf das Gefährt. „Sie müssen winken und grüßen!“, ruft Kautz den anderen auf dem Anhänger zu und läutet lautstark die Friedensglocke. „Wir sind hier auf Missionsgebiet.“ Spricht‘s und winkt den verdutzten Bad Blankenburgern zu, die gerade vor Imbissstuben eine Pizza oder einen Döner essen. „Geht’s Ihnen gut?“, ruft er noch. Die Menschen lächeln und winken zurück. Dann sind trotz des langsamen Tempos die Pferde an ihnen vorbeigezogen.

Pferdeleute wollen nicht im Stuhlkreis sitzen

Für Kautz ist es das erste Mal, dass er in Bad Blankenburg auf der Allianzkonferenz ist: „Auf der Konferenz sind doch nur Christen. Was soll ich sonst hier? Ich bin Missionar und gehöre unter die Heiden.“ Kautz will Menschen von Jesus begeistern. Er nennt sie Heiden, weil sich viele im entchristlichten Osten Deutschlands selbst auch so nennen. Auch die „Pferdeleute“, wie Kautz seine Treck-Mitstreiter liebevoll nennt, sind keine Christen. Pfarrer Kautz ist als Geistlicher unter ihnen akzeptiert. Die Grundlage für das gute Miteinander sind Beziehungen, sagt Kautz, der ursprünglich Dachdecker gelernt hat. Wer über den Glauben ins Gespräch kommen will, sollte niemals mit der Tür ins Haus fallen. Auch deswegen schätzt er die Trecks. Man ist wochenlang unterwegs, wächst zusammen, lernt sich langsam kennen und kommt in ganz alltäglichen Situationen ins Gespräch: „Pferdeleute sind keine Sozialpädagogen, die wollen nicht im Stuhlkreis sitzen.“ Und irgendwann ergeben sich dann die Möglichkeiten, über tiefergehende Frage zu sprechen: „Dann muss man wach sein, wenn die Leute sich öffnen. Dann darf man es nicht verhauen.“ Die Trecks seien wie eine Pilgerreise: „Du steigst komplett aus, vergisst alles andere. Du triffst dort Entscheidungen, die Du schon lange in Dir hast, die Du Dich vorher aber nie getraut hast zu treffen.“

Friedenstreck startet am 6. August in Altenburg

Am 6. August 2021 gehen er und viele Pferdeleute wieder auf Tour. Sie ist mit 21 Tagen vergleichsweise kurz: Sie führt dieses Mal von Thüringen durch Hessen und Niedersachsen bis nach Nordrhein-Westfalen (www.friedenstreck.de). An jedem Ort, wo der Treck Station macht, sollen kleinere Friedensglocken übergeben werden.

Das ganz große Ziel: Der Friedenstreck nach Jerusalem

Nach weiteren kürzeren Touren in den nächsten Jahren folgt dann die ganz große Tour 2025: Der Friedenstreck nach Jerusalem. Die Vorbereitungen dafür laufen auf Hochtouren. Die Pferde müssen bereits jetzt mit dem Training beginnen. Los geht es dann am 8. Mai 2025 – genau vor 80 Jahren endete der Zweite Weltkrieg. Dann ziehen sie unter anderem durch die Türkei, Syrien und den Libanon. Am 24. Dezember wollen sie in Bethlehem ankommen und anschließend nach Jerusalem fahren und dort die Friedensglocke übergeben. An welche Institution, steht noch nicht fest. Bis dahin gibt es noch viel zu tun, sagt Kautz: „Es ist ein gewaltiges Werk. Wir wissen auch nicht, wie es gehen wird.“ An jeder Raststation wird selbstgebackenes Friedensbrot verteilt. Das wird von dem Bäckermeister und engagierten Christen Karl-Dietmar Plentz hergestellt. Die Kosten für die 4.000 Kilometer lange Reise schätzen sie auf 1,7 Millionen Euro – etwa für Futter, Hufbeschläge, Unterkünfte, Genehmigungen. Manche wollen den kompletten Treck durchfahren, das Minimum liegt bei drei Wochen. „Es ist ein Abenteuer“, sagt Kautz. „Wir wollen so viel vorbereiten, wie wir können, damit wir für das Unvorhergesehene genügend Zeit haben.“ Wird er die komplette Reise mitfahren? Nein, sagt Kautz. Das wird nicht gehen, weil er ja noch als Pfarrer tätig ist. Aber ab der Türkei wolle er schon schauen, dass er mitfährt: „Dann wird es spannend.“

Über Helmut Kautz

Helmut Kautz war zuletzt zwölf Jahre Pfarrer in der Evangelischen Kirchengemeinde Brück (bei Potsdam). Im August 2020 wurde er verabschiedet, um eine neue Pfarrstelle im Kirchenkreis Prignitz im Nordwesten Brandenburgs anzutreten. Er hat mit seiner Familie eine Wohnung auf dem Gelände des 1231 gegründeten Klosterstiftes Marienfließ (bei Parchim) bezogen. Es ist das älteste Zisterzienserinnenkloster Brandenburgs. Mit der Reformation erfolgte 1544 die Umwandlung in ein evangelisches Damenstift. Kautz und seine Ehefrau Almut sind nun Prior und Priorin (Leiter) des Klosterstiftes. Auf dem Stiftsgelände entsteht eine Gemeinschaft von Pfarrern, kirchlichen Mitarbeitern und anderen Christen.


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