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Heilsame Unterbrechungen - Zum Beginn des neuen Kirchenjahres am ersten Advent

Mit dem Öffnen der ersten Tür am Kalender und dem Entzünden des ersten Lichtes am Adventskranz beginnt eine Zeit, da die Erwartung großgeschrieben ist. (Foto: Matthias Mueller/ churchphoto.de)

Mit dem 1. Dezember beginnt es wieder – das morgendliche Öffnen der Türen am Adventskalender. Nicht nur in Kinderzimmern! Die Befragungen in Deutschland und die Verkaufszahlen bei Adventskalendern zeigen das auch in diesem Jahr. Es gehört zu den unverwüstlichen Gebräuchen der Adventszeit, die Zeit auf das Weihnachtsfest hin so zu begehen – durch das morgendliche Öffnen der Tür am Kalender.

Zeit der Erwartung

Mit dem 1. Dezember beginnt etwas wirklich Neues! Das neue Kirchenjahr – sagt die Christenheit. Und dieser Neustart sei eindrücklicher und wichtiger als die Silvesternacht. Sie ist die Zeit der Erwartung, die Adventszeit. Mit dem Öffnen der ersten Tür am Kalender und dem Entzünden des ersten Lichtes am Adventskranz beginnt eine Zeit, da die Erwartung großgeschrieben ist. Der Neubeginn im Advent beschwört das Warten-Können als wichtige Haltung für ein gesundes Leben – die Silvesternacht ist laut und schrill.

Warten können ist eine Kunst

Warten können – eine Kunst, die viel Zeit braucht und heute eher nicht so hoch im Kurs steht. Nicht Warten gilt, sondern Handeln, Zugreifen, Ansprüche haben und sie umgehend erfüllt sehen. Warten können, das hat mit der tiefen Einsicht zu tun, dass die wichtigsten Dinge im Leben ihre Zeit brauchen und ihren Rhythmus haben. Zum Warten-Können gehört die Fähigkeit, sich beschenken und überraschen zu lassen – mit offenen Händen und einem fröhlichen Herzen. Ich glaube, der Festkalender und die Unterbrechung der unaufhörlichen Geschäftigkeit ist das größte Geschenk des christlichen Glaubens an die modernen Zeiten. Von Zeit zu Zeit darf die Zeit anders sein. Von Zeit zu Zeit ist ein Fest an der Zeit, das den Lauf der Zeit heilsam zu unterbrechen vermag. Feste – private wie öffentliche – haben ihren Zweck gewiss erst einmal in sich selbst. Festzeiten wie die Advents- und Weihnachtszeit wirken jedoch auch über sich hinaus. Sie unterbrechen den immer gleichen und bisweilen zähen Lauf der Zeit. Der Alltag trägt schon im Begriff selbst die Forderung nach solch heilsamer Unterbrechung. Wo saure Wochen der Arbeit die Regel sind, wünscht man sich frohe Feste. Sie geben dem Lauf der Zeit erst ihren Rhythmus. Sie sind wirksam gegen tödliche Langeweile.

Gott spricht an

Der christliche Glaube ist durchgehend eine Absage an die tödliche Langeweile. Das Ansprechende an den unseren Jahreslauf nach wie vor prägenden christlichen Festen ist Gott selbst. Gott spricht an, wird Mensch und ruft den gekreuzigten Christus aus dem Grab. Die christlichen Feste von Weihnachten bis Pfingsten feiern Gottes Herrlichkeit in seiner Menschenfreundlichkeit. Mit seiner Zuneigung unterbricht er uns und lockt uns zu einer unverwüstlichen Freude am Leben. Welch heilsame Unterbrechung für gelangweilte und verzagte Seelen!

Der Autor, Karl-Hinrich Manzke (Bückeburg), ist Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Schaumburg-Lippe.


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