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Griechenlandkrise: Volkswirtschaftler widerspricht Käßmann

("Adventisten heute"-Aktuell, 12.6.2015) Auf Kritik ist die Forderung der EKD-Botschafterin für das Reformationsjubiläum 2017, Margot Käßmann (Berlin), gestoßen, Griechenland einen Schuldenerlass zu gewähren. Es sei "biblisches Gebot", Schulden zu erlassen, hatte die frühere Ratsvorsitzende auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag in Stuttgart erklärt. Das klingt laut dem Münchner Professor für Volkswirtschaftslehre Gerald Mann zwar fromm, Widerspruch sei aber nicht nur aus biblischen Gründen notwendig.

Schuldenerlass eine Enteignung der deutschen Sparer

Beim Schuldenerlass in 3. Mose 25 gehe es um das eigene Land, die Angehörigen des eigenen Volkes, aber nicht um die Schulden fremder Regierungen. Außerdem trete der Schuldenerlass erst nach 50 Jahren ein, aber nicht schon einige Jahre nach Aufnahme der von Schulden - wie in Griechenland. Der Volkswirtschaftler fragt in einem Beitrag für die Evangelische Nachrichtenagentur idea (Wetzlar): "Ist Käßmann bewusst, dass ein Schuldenerlass gleichzeitig auch eine Enteignung der deutschen Sparer bedeutet? Wäre das auch biblisch?" Käßmann prangere zu Recht die Gier an. Doch im Blick auf Griechenland gelte auch, "dass eine besondere Form von Gier der Einkauf auf Kredit ist, den man nicht zurückzahlt".

Weder biblisch noch ökonomisch korrekt

Wirtschaftlich betrachtet führe ein Schuldenerlass nicht zu mehr Wettbewerbsfähigkeit, sondern die Wiedereinführung der Währung Drachme. Mann erinnerte ferner daran, dass Griechenland bereits im März 2012 rund 100 Milliarden Euro erlassen wurden. Die sogenannte "Euro-Rettung" Griechenlands bedeute außerdem, dass etwa eine Aldi-Kassiererin in Deutschland mit ihren Ersparnissen und ihrer Steuerkraft dafür hafte, "dass die für den gigantischen Schuldenberg verantwortlichen griechischen Politiker weiter einen Rentenanspruch haben, von dem die Aldi-Kassiererin nur träumen kann". Dies widerspreche biblisch und ökonomisch begründeter Gerechtigkeit.

Ungerechtigkeit zementieren

Mann zufolge ist im sechsten Jahr der "Euro-Rettung" der griechische Schuldenberg größer als 2009. Zwar sei es übertrieben zu sagen "Nichts ist gut in Hellas", so der Professor in Anspielung auf die Aussage Käßmanns "Nichts ist gut in Afghanistan" aus dem Jahr 2010. Es fehlten aber nach wie vor wirkungsvolle und schlanke staatliche Strukturen: "Ein erneuter Schuldenschnitt liefe auf eine Ermunterung der politischen Klasse Athens hinaus, mit ihrer verantwortungslosen Haushalterschaft fortzufahren. Im Gegensatz zur biblischen Zielsetzung würde Ungerechtigkeit nicht beseitigt, sondern zementiert." Der Volkswirtschaftler empfiehlt, dass sich kirchliche Stellungnahmen künftig bei ökonomischen Themen auf ein alttestamentliches Bibelwort konzentrieren: "Ohne eine gute Regierung geht ein Volk zugrunde, wo aber viele Ratgeber sind, gibt es Sicherheit. Wer sich für die Schulden eines anderen verbürgt hat, wird es eines Tages bereuen. Wer sich darauf gar nicht erst einlässt, hat seine Ruhe" (Sprüche 11,14-15). (idea)

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