Selbstbezogenheit machte blind
Ähnlich hätten die Vorgängerkirchen der heutigen Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) reagiert, sagte der Theologe Christian Neddens (Saarbrücken). So sei in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Preußen (Altlutheraner) und der Evangelisch-Lutherischen Freikirche in Sachsen die Machtergreifung Hitlers als Rettung vor dem Bolschewismus angesehen worden. Das Kirchenleben sei nach innen ausgerichtet gewesen. Diese Selbstbezogenheit habe blind gegen die Verfolgung anderer gemacht. Die Sorge um die Sicherung der eigenen Existenz habe zu unnötigen positiven Stellungnahmen zum NS-Staat geführt."Totale Verunsicherung" bei den Adventisten
Der Kirchenhistoriker Johannes Hartlapp (Friedensau bei Magdeburg), berichtete, dass seine Freikirche - die Siebenten-Tags-Adventisten - im Dezember 1933 in Preußen und Hessen verboten worden sei. Diese Maßnahme sei zwar nach zehn Tagen wieder aufgehoben worden, doch die Folge sei eine "totale Verunsicherung" bei den Adventisten gewesen. Deshalb habe es damals keine offene Kritik am NS-Staat mehr gegeben. Laut Hartlapp haben die Freikirchen Schuld auf sich geladen, weil sie geschwiegen hätten.Mitläufer und Gegner in den Missionswerken
Keine einheitliche Haltung zum NS-Staat hatten die evangelikalen Missionswerke. "Es gab NS-Befürworter, Mitläufer, Neutrale, Resistente, aber vereinzelt auch Widerstand durch den Einsatz für Juden und Mitarbeiter, die selbst Opfer wurden", so der Theologe Elmar Spohn (Waiblingen).Der 1990 gegründete Verein für Freikirchenforschung hat rund 200 Mitglieder. Ihm gehören ferner 25 Freikirchen und Institute an. Der Verein veranstaltet jährlich zwei Tagungen und gibt das Jahrbuch Freikirchenforschung heraus. (idea)
Ausführlichere APD-Meldung hier
Homepage des Vereins für Freikirchenforschung: www.freikirchenforschung.de/