Eric Derond, der sich selbst als Prophet bezeichnet hatte und Anführer der Gruppe war, wurde zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt. Seine Mutter, Lise-ThérÃẀse Babin und Philippe Grego bekamen je fünf Jahren Gefängnis, davon ein Jahr auf Bewährung, und Lionel Fremor, der als beeinflussbar bezeichnet wurde, erhielt drei Jahre Haft.
"Ich hätte mir gewünscht, dass das Gericht dem Strafantrag des Staatsanwalts Folge leisten würde, denn aus meiner Sicht sind dies gefährliche Leute, vor allem Eric Derond", sagte Antoinette, ehemalige Freundin des Anführers und Opfer, kurz nach dem Urteil. "Im Hinblick auf das, was ich erwartet hatte, befriedigt mich dieses Urteil nicht. Dass man nicht an Folter festgehalten hat, stört mich sehr", sagte Christophe René, Anwalt der Familie des Opfers.
Exorzisten sind keine Mitglieder der Siebenten-Tags-Adventisten
Weil sich die Verurteilten als Mitglieder der Siebenten-Tags- Adventisten ausgegeben hätten, sei seine Kirche mit dem Fall in Verbindung gebracht worden, so Barquon. Die adventistische Kirchenleitung habe aber gleich bei der Verhaftung der Täter im Jahr 2011 klargestellt, dass diese bereits ein Jahr vor der Tat aus der Kirche ausgeschlossen worden seien, weil sie sich mit ihren Auffassungen und ihrem Verhalten von den Überzeugungen der Kirche entfernt hätten.Laut Jean-Paul Barquon stehe in der Arbeitsrichtlinie der Adventisten, dass wahre Religion auf Überzeugung und Gewissen gründe. Demnach stehe einem Mitglied, das seine Überzeugung ändere und sich nicht mehr in Übereinstimmung mit dem adventistischen Glauben befinde, nicht nur das Recht zu, sondern es sei auch verpflichtet, seine religiöse Zugehörigkeit gemäß seiner Überzeugung zu ändern, ohne dass es deswegen verachtet werde.
Adventisten und Exorzismus
Die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten kenne und praktiziere keine Handlungen die im Dunstkreis dessen stünden, was man als "Exorzismus" bezeichne, so UFA- Generalsekretär Jean-Paul Barquon. Obwohl es in den Evangelien Berichte von Krankenheilungen und Dämonenaustreibungen durch Jesus gäbe, handhabe die adventistische Kirche dies anders. Seit biblischen Zeiten habe es in den verschiedenen Bereichen der medizinischen Forschung große Fortschritte gegeben. Adventisten wendeten mit ihrem weltweiten medizinischen Werk von Krankenhäusern und Universitäten diese Erkenntnisse an, um Menschen zu helfen.Laut Barquon mögen in besonderen Fällen und in gewissen Weltgegenden Fälle von Besessenheit festgestellt werden. In seelsorgerlichem Handeln seien die Pastoren gehalten, in Gegenwart von zwei oder drei Zeugen, meist den Leitern der örtlichen Gemeinde, für die betroffene Person zu beten. Zur gleichen Zeit würden die Gemeindeglieder ermutigt, durch Gebet und Fasten Fürsprache einzulegen.
"Obwohl Siebenten-Tags-Adventisten an die Macht Christi glauben, Menschen die an dämonischen Attacken leiden durch Gebet zu befreien, billigen wir exorzistische Handlungen nicht, wie sie von anderen christlichen Kirchen durchgeführt werden", sagte Kwabena Donkor, Vizepräsident des Biblischen Forschungsinstituts (Biblical Research Institute BRI) in Silver Spring, Maryland/USA.
Die Siebenten-Tags-Adventisten seien nicht bekannt dafür, die Gabe der Dämonenaustreibung zu besitzen oder diese anzuwenden, so Barquon. Es gäbe weder in der Gemeindeordnung noch im Handbuch für Pastoren entsprechende Anweisungen noch würde dies an den adventistischen Universitäten oder theologischen Ausbildungsstätten gelehrt. (APD)
- Siehe auch Meldung Frankreich: Ex-Adventisten wegen Folter angeklagt