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Flüchtlingskrise: Durch die evangelikale Welt geht ein Bruch

("Adventisten heute"-Aktuell, 9.10.2015) Wie sollen evangelikale Christen auf die Flüchtlingsströme in Europa reagieren? Diese Frage stand im Mittelpunkt der Generalversammlung der Europäischen Evangelischen Allianz (EEA), die vom 5. bis 8. Oktober in Schwäbisch Gmünd tagte. Die Allianz vertritt nach eigenen Angaben 15 Millionen theologisch konservative Christen in 35 Ländern Europas.

Theologisch dagegen steuern

Nach den Worten von Präsident Frank Hinkelmann (Petzenkirchen/Österreich) geht ein Bruch durch die evangelikale Welt: Viele Gemeinden und Christen starteten Hilfsaktionen, während andere zurückhaltend bis ablehnend auf die Flüchtlingsströme reagierten, sagte er der Evangelischen Nachrichtenagentur idea . Diese Skepsis könne überwunden werden, "wenn der Flüchtling ein Gesicht bekommt". Dafür seien Begegnungen nötig.
Ähnlich äußerte sich auch der Generalsekretär, der Schweizer Thomas Bucher (Driebergen/Niederlande). "Wir müssen mit einer biblischen Theologie über Flüchtlinge theologisch dagegen steuern." Die Bibel rufe dazu auf, Schutzsuchende aufzunehmen. Die Theologie müsse durch Taten begleitet werden. Beispielsweise hätten 25 Prozent aller Einwohner der Schweiz einen ausländischen Pass. Doch 95 Prozent von ihnen seien noch nie in einen Schweizer Haushalt eingeladen worden: "Das muss sich ändern."
Nach Ansicht von Hinkelmann und Bucher verlässt niemand freiwillig seine Heimat. Man wolle deshalb die Mitgliedsbünde der Allianz ermutigen, verstärkt den bedrängten Menschen auch in ihren Herkunftsländern zu helfen. Zusätzlich müsse die Friedens- und Versöhnungsarbeit ausgeweitet werden.

Konkrete Feindesliebe im Libanon

Der stellvertretende Geschäftsführer der Weltweiten Evangelischen Allianz, Gordon Showell-Rogers (New York), ging auf die Herausforderungen durch die Flüchtlinge für die Christen im Nahen Osten ein. So habe sich durch die Zuwanderer aus Syrien und dem Irak die Einwohnerzahl von Jordanien von fünf Millionen auf zehn Millionen verdoppelt. Im Libanon mit 4,5 Millionen Einwohnern lebten zusätzlich 1,5 Millionen Flüchtlinge.
Vor allem die Kirchen kümmerten sich vorbildlich um sie, obwohl die Syrer traditionell als Feinde des Libanon betrachtet würden. Ihre Truppen hatten zwischen 1976 und 2005 das Land besetzt. Viele muslimische Frauen seien überwältigt von der Liebe der Christen und wollten nun Jesus kennenlernen. Das sei ihm bei einem Besuch im Land aufgefallen.

Das Leben mit Muslimen teilen

Bei einer Podiumsdiskussion rief der Berater der europäischen Allianz für die Beziehungen zu Muslimen, Bert de Ruiter (Amsterdam), dazu auf, mit ihnen das Leben zu teilen. Sie seien keine Vertreter eines Systems, das dem Christentum feindlich begegne, sondern "Menschen, die Jesus liebt". Wie er sagte, hat die Allianz einen Kurs "Das Leben teilen" entwickelt, um die Furcht vor Muslimen zu überwinden. Er sei inzwischen in zehn europäische Sprachen übersetzt worden.
Gegen Pläne, vor allem christlichen Flüchtlingen zu helfen, wandte sich der aus Syrien stammende Christ Chawkat Moucarry (London). Das wäre nach seinen Worten eine Diskriminierung von Menschen wegen ihres Glaubens und stünde im Widerspruch zum Evangelium. Wenn entsprechende Pläne umgesetzt würden, wäre dies zudem eine Einladung an die noch in Syrien befindlichen Christen, ebenfalls das Land zu verlassen. Um Ängste gegen Flüchtlinge abzubauen, gab Moucarry christlichen Gemeinden einen praktischen Tipp: "Unterstützen Sie eine Flüchtlingsfamilie!"

Schweiz: 900 Familien wollen Flüchtlinge aufnehmen

Einer der beiden Generalsekretäre der Schweizerischen Evangelischen Allianz, Marc Jost (Thun), berichtete, dass sich 900 Familien in der Schweiz bereiterklärt hätten, Flüchtlinge bei sich privat aufzunehmen. Innerhalb weniger Tage sei die Stelle für einen Flüchtlingshelfer, um diese Hilfsaktionen zu koordinieren, im Internet von vielen Interessenten finanziert worden.

Praxistipps in einem Buch: Kinder segnen

Der Direktor der Irischen Evangelischen Allianz, Nick Park (Drogheda), stellte das von ihm geschriebene Buch "Dienste unter Migranten und Asylsuchenden" vor. Es ist noch nicht auf Deutsch erhältlich. Das Buch enthält zahlreiche Praxistipps. Gute Erfahrungen habe seine Gemeinde damit gemacht, die Neugeborenen von Asylsuchenden zu segnen. Für die Mütter sei seine Gemeinde so zu einer wichtigen Anlaufstelle geworden. Die 70 Gemeindemitglieder hätten in den letzten Monaten Kontakt zu 600 Menschen aus 35 Nationen knüpfen können. (idea)

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