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Die Zukunft der Christen im Irak und Syrien ist in Gefahr

Die Resolution unter dem Titel „Mit interreligiösem Dialog Leben retten und Zukunftsperspektiven bauen – in Deutschland und im Nahen Osten!“ soll am 22. Juni zur Abstimmung gebracht werden. (Foto: Elisabeth Patzal/ pixelio.de)

Die Christen im Irak und Syrien haben zunehmend unter Einschränkungen ihrer Rechte und Gewalt zu leiden. Viele von ihnen denken deshalb über eine Auswanderung nach. Das geht aus dem Menschenrechtsreport „Irak und Syrien – Christen in Angst“ hervor, den die Gesellschaft für bedrohte Völker (Göttingen) jetzt veröffentlicht hat.

Irak: 2020 keine Christen mehr im Land?

Wie der Nahostexperte der Organisation, Kamal Sido, darin schildert, denken viele Christen, Jesiden und Angehörige anderer Minderheiten im Irak angesichts der Islamisierungstendenzen über eine Flucht oder Auswanderung aus ihrem Land nach. So liege die Zahl der Christen im Irak aktuell bei 150.000, was etwa 0,39 Prozent der gesamten irakischen Bevölkerung entspricht. 2015 seien es noch 275.000 gewesen. Die Befürchtung sei, dass es bis 2020 im Irak keine Christen mehr geben wird. Als konkrete Ursachen nennt Sido unter anderem die Gewalt gegen Menschen und kirchliche Gebäude. So seien seit 2003 Tausende Christen durch Anschläge extremistischer Muslime getötet und mindestens 70 Kirchen durch Bombenanschläge zum Teil vollständig zerstört worden. Von ehemals 500 Kirchen im Irak seien heute nur noch 57 geöffnet. „Doch auch in diesen bleiben sonntags die Bänke in der Regel leer“, so Sido.
Als weiteren Punkt führt der Experte die rechtlichen Grundlagen an. So „garantiere“ die Verfassung zwar allen religiösen Minderheiten Glaubensfreiheit, erkläre gleichzeitig aber den Islam zur Staatsreligion. „Diese Diskrepanz ist ein nahezu unlösbares rechtliches Problem, mit dem Christen, aber auch andere Nicht-Muslime oder Frauen im Irak zu kämpfen haben.“ Und auch in der Schulpolitik gebe es gefährliche Einflüsse, etwa durch islamistisches Gedankengut im Unterrichtsstoff. Aufgrund der Perspektivlosigkeit dächten viele Christen über eine Auswanderung nach und „würden sich sofort auf den Weg nach Europa machen, wenn sie dazu die Mittel und Möglichkeit hätten“.

Syrien: Der Westen lässt christliche Bevölkerung im Stich

In Syrien beträgt die Zahl der Christen laut Schätzungen zwischen 500.000 und 700.000. Das sind etwa zwei bis drei Prozent der 22 Millionen Einwohner. Der Gesellschaft für bedrohte Völker zufolge sind ihre Rechte erheblich eingeschränkt. So gebe es viele Gesetze, die Christen benachteiligen, insbesondere in den Bereichen Kultur und Schulwesen. „Diese Gesetze schränken die freie Entfaltung der kulturellen Eigenständigkeit und Identität der Christen ein bzw. machen sie nahezu unmöglich“, so der Bericht. Trotzdem hätten die Christen ihre Religion bisher relativ frei ausüben können, weil das Assad-Regime ihnen zumindest das Recht auf freie Religionsausübung gewährt und das Christentum als Glaubensgemeinschaft toleriert habe.
Seit Beginn des Aufstandes gegen das syrische Regime komme es jedoch gehäuft zu gewaltsamen Übergriffen auf Christen. Sie und andere Minderheiten würden „immer mehr zu den großen Verlierern des Krieges“. Viele von ihnen trauten sich nicht einmal mehr auf die Straße. Während aber nahezu alle anderen Gesellschafts- oder Religionsgruppen teils massive Unterstützung aus dem Ausland erhielten, werde die christliche Bevölkerung „de facto von den Kirchen im Westen weitgehend im Stich gelassen“. Sido: „Sie müssen ohnmächtig mitansehen, wie sie immer mehr zwischen die Fronten geraten und dabei ihre kulturellen, gesellschaftlichen und religiösen Einrichtungen zerstört werden.“

Resolution beim Kirchentag: Verfolgten Schutz gewähren

Wie die Gesellschaft für bedrohte Völker mitteilte, wird sie auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag (19. bis 23. Juni in Dortmund) eine Resolution mit deutlichen Forderungen an den Rat der EKD sowie die Bundespolitik einbringen. Die Organisation ruft zum Einsatz für ein friedliches  Miteinander der Religionen auf. Zudem solle Opfern von Verfolgung Schutz gewährt und Waffenexporte an die Türkei beendet werden. Nur wenn die Gewalt auhöre und die Städte wiederaufgebaut würden, könnten die Menschen ohne Angst in ihrer Heimat leben.
Die Resolution unter dem Titel „Mit interreligiösem Dialog Leben retten und Zukunftsperspektiven bauen – in Deutschland und im Nahen Osten!“ soll am 22. Juni zur Abstimmung gebracht werden. Neben der  Gesellschaft für bedrohte Völker wird sie vom Diözesanbischof der Koptisch-Orthodoxen Kirche Norddeutschland, Anba Damian (Höxter-Brenkhausen), sowie vom Präsidenten der Bundesarbeitsgemeinschaft der Immigrantenverbände in Deutschland, Ali Ertan Toprak (Berlin/Bonn), getragen. Die Veranstaltung steht allen Kirchentagsbesuchern offen. Alle Anwesenden sind stimmberechtigt.


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